Tierversuche sollen in der Schweiz komplett verboten werden. Bild: Screenshot aus dem Erklärvideo des Bundes.
Komplettes Verbot von Tierversuchen «illusorisch»
«Arbeitskreis Kirche und Tier» zur Abstimmung über Tierversuche
Der «Arbeitskreis Kirche und Tier» gibt keine Parole ab zur Initiative, die ein totales Verbot von Tierversuchen fordert. Er teilt aber Grundanliegen der Vorlage.
Am 13. Februar stimmen die Schweizer Bürger:innen über ein totales Verbot von Tierversuchen ab. Der ökumenische «Arbeitskreis Kirche und Tier» (Akut), der sich aus der christlichen Tradition für die Würde des Tieres einsetzt, findet es «gut und wichtig», dass das Thema Tierversuche mit der Initiative aufgegriffen werde, wie Eveline Schneider Kayasseh, Geschäftsleiterin von Akut, auf Anfrage schreibt. Die Organisation hält es für «illusorisch, gegenwärtig ein vollständiges Verbot von Tierversuchen durchzusetzen.» Dennoch «sollte mittelfristig ein Verbot der schwerbelastenden Tierverbote angestrebt werden», so Schneider Kayasseh.
Akut gibt zur Vorlage denn auch keine explizite Parole ab, unterstützt aber wichtige Grundanliegen derselben: «Tierversuche gelten immer noch als Standardmethode in der Forschung, obschon sie nachweislich nur begrenzte Erkenntnisse für die menschliche Gesundheit liefern und für die betroffenen Tiere oft mit grossen Leiden verbunden sind.» Daher fordert Akut, ebenso wie die Initiative, tierversuchsfreie Forschung solle «vom Bund mindestens dieselbe staatliche Unterstützung erhalten, wie jene mit Tierversuchen.» Dafür müssten markant mehr öffentliche Fördergelder bereitgestellt werden. Eine solch konsequente Förderung der Forschung ohne Tierversuche könne dazu beitragen, «weitere Forschungsmethoden zu entwickeln oder bestehende zu verfeinern, für die keine Tiere mehr leiden oder sterben müssen.»
Auslagerung ins Ausland möglich
Akut geht allerdings davon aus, dass eine Annahme der Initiative eine Auslagerung von Tierversuchen in Länder zur Folge hätte, «in denen Tierversuche nur geringen oder keinen Regelungen unterliegen».
Der «Arbeitskreis Kirche und Tier» wurde 2004 als ökumenischer Verein unter dem damaligen Namen «Aktion Kirche und Tiere» gegründet. Prominentestes Mitglied war der Kapuziner Anton Rotzetter, der Akut während 10 Jahren präsidierte, ehe er 2016 überraschend starb. Sein Nachfolger ist der reformierte Theologe und Ethiker Christoph Ammann, der auch Co-Leiter der christlichen, gesellschaftspolitischen Zeitschrift «Neue Wege» ist. 2019 änderte der Verein seinen Namen in «Arbeitskreis Kirche und Tiere». (sys)
Die Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot – Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt» fordert ein komplettes Verbot von Tierversuchen. Auch sollen Produkte, die unter Anwendung von Tierversuchen entwickelt wurden, nicht mehr importiert werden dürfen. Davon betroffen wären etwa die Entwicklung neuer Medikamente, Therapien oder Chemikalien. Als Alternativen schlägt das Initiativkomitee Computersimulationen oder die Verwendung von Operationsabfällen vor.
Zudem soll Forschung, die ohne Tierversuche auskommt, mindestens dieselbe staatliche Unterstützung erhalten wie heute jene mit Tierversuchen. Auch sogenannte Menschenversuche sollen verboten werden. Der Initiativtext lässt offen, ob damit jegliche Forschung am Menschen gemeint ist.
Erklärvideo des Bundes: