Mosaik. Foto: zVg
Kreativität
Aki-Kolumne von Jessica Brunner
Immer wieder fragen mich Leute: «Sag mal, Jessica, wo nimmst du eigentlich deine Kreativität her?» Und immer wieder ist die Antwort: «Ich nehme mir meine Kreativität nicht, die Kreativität nimmt mich.» Ich habe keine Tipps, um kreativ zu sein. Natürlich hilft es, nach draussen zu gehen und natürlich hilft es, sich mit anderen Menschen zu treffen, und natürlich hilft es, sich Inspiration aus anderen Medien zu holen.
Aber am Ende des Tages entscheide nicht ich, wann ich kreativ bin, sondern meine Kreativität, wann ich produktiv bin. Manchmal schlägt sie in sehr ungünstigen Momenten zu, etwa wenn ich nachts im Bett liege und mir nur übrigbleibt, mit müder Stimme im Halbschlaf meine Ideen per Sprachmemo festzuhalten.
Wichtig scheint mir festzuhalten, dass Kreativität allein noch lange nicht heisst, dass daraus auch etwas entsteht.
Oft kommen mir Ideen, doch die Motivation, aus diesen losen Gedankenkonstrukten oder Satzfetzen tatsächlich etwas zu machen, fehlt. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als zumindest die groben Ideen in ein Notizbuch zu kritzeln und zu hoffen, dass ich in motivierteren Momenten noch weiss, was ich damit meinte.
Wenn es sich dann jedoch ergibt, dass Kreativität und Motivation gleichzeitig zuschlagen, tanzen Finger über Tastaturen und spielt Zeit keine Rolle mehr. Stunden vergehen und Seiten entstehen, bis entweder Kreativität oder Motivation nachlassen oder mich alltägliche Pflichten zurück aus meinem Schaffenssog reissen.
Aber Kreativität äussert sich in beinahe allem, das wir täglich tun. Wenn wir morgens unsere Kleider aus dem Schrank holen. Wenn wir in der Küche stehen und kochen. In unseren Fingern, während wir im Tram zu der Musik mittappen, ohne es zu merken. In unseren Träumen, wenn wir nachts im Bett liegen. Also müssen wir vielleicht gar nicht versuchen, kreativer zu sein, sondern schlicht erkennen, dass wir von Grund auf kreative Wesen sind. Wie wir diese Kreativität schliesslich kanalisieren, ist uns allein überlassen.
Jessica Brunner, Praktikantin