Die Leere kann inspirierend sein. Foto: Pixabay
Leere
Aki-Kolumne von Isabelle Senn
Diesen Sommer wurden im aki die Parkettböden saniert. Das bedeutete, dass vor der regulären Sommerschliesszeit die Büros ausgeräumt werden mussten. Bis auf die Bilder an den Wänden konnte nichts an Ort und Stelle bleiben, alles wurde in Kisten verpackt und vorübergehend in einen anderen Raum gebracht. So leerten sich die Büros von Tag zu Tag immer mehr, während die Arbeit noch im Gange war.
Am Ende bestand das Arbeitsinventar noch aus Tisch, Stuhl und Laptop. Mit dieser Minimalausstattung war das Arbeiten zwar noch einigermassen möglich, doch die Stimmung im Raum mutete sonderbar an: Einerseits fehlte die angenehme und vertraute Atmosphäre, beim Telefonieren hallte es unnatürlich, und so mancher Gegenstand musste mühsam in den Kartons gesucht und vorübergehend wieder herausgeholt werden. Andererseits war auch kaum Ablenkung vorhanden, die Arbeit war fokussiert und auf das Wesentliche konzentriert. Es war sogar, als böte die Leere Raum für neue und ungewohnte Gedanken.
Durch den Prozess des temporären Ausräumens wurden auch Fragen aufgeworfen: Was brauche ich wirklich, dass ich gut arbeiten kann und mich in meinem Arbeitsumfeld wohl fühle? Von welchen Büchern und Gegenständen will ich umgeben sein, auf welche kann ich ohne grössere Verluste auch verzichten? Wie viel freien Raum brauche ich, damit ich kreativ sein kann? Manchmal tut es gut, die etablierten Strukturen und Gewohnheiten zu hinterfragen – und dazu Möbel temporär zu verschieben, Gegenstände in Kisten zu verpacken und die Leere im Raum sprechen zu lassen.
Der Start nach der Sommerpause wird unter diesem Vorzeichen jedenfalls ein anderer sein als üblich. Und er wird damit beginnen, dass Kisten ausgepackt und Möbel zurechtgerückt werden.
Isabelle Senn