Thomas Scherer, Präsident der Sonderkommission, an der Luzerner Synode: "Wir sind zufrieden, aber nicht restlos." Foto: Dominik Thali
Luzerner Synode zahlt Bistumsgelder, hält Druck aber aufrecht
Bischof Felix Gmür kann aufatmen: Die aufmüpfige Luzerner Synode überweist dem Bistum die jährlichen Gelder. Da die Forderung nicht erfüllt wurde, Privatleben und Missio zu trennen, wird eine Kommission diese Frage weiterverfolgen.
Sylvia Stam
Nach Publikation der Missbrauchsstudie im Herbst 2023 beschloss die Synode der Landeskirche Luzern, ein Zeichen zu setzen: Die Auszahlung der Gelder, welche die Landeskirche jährlich dem Bistum überweist, wurde an fünf Bedingungen geknüpft. Die Synode setzte eine Sonderkommission (Soko) ein, um deren Erfüllung innert Jahresfrist zu untersuchen.
Sonderkommission legt Bericht vor
An ihrer Herbstsession vom 6. November legte die Soko ihren Bericht vor. Sie kommt zum Schluss, dass die vor einem Jahr gestellten Bedingungen mehrheitlich erfüllt seien – nämlich jene nach unabhängigen Untersuchungen und Meldestellen sowie die Verpflichtung, keine Akten mehr zu vernichten, die im Zusammenhang mit Missbrauch stehen.
Nur teilweise erfüllt ist aus Sicht der Soko die Forderung, die Nuntiatur möge ihre Archive öffnen, ebenso wenig die Abkehr von einer lebensfremden Sexualmoral und insbesondere die Entkoppelung von Privatleben und kirchlicher Anstellung (Missio). Dieses Thema ist derzeit bei der Kommission für Theologie und Ökumene der Schweizer Bischofskonferenz hängig, welche die Bischofskonferenz im Dezember informieren wird.
Nicht restlos zufrieden
Insbesondere der letzte Punkt gab an der Luzerner Synode zu reden. Denn im Vorjahr hatten sechs Seelsorgende in einem offenen Brief an die Synodenmitglieder auf ihre persönliche Situation hingewiesen. Sie schilderten, wie sie bei kirchlichen Anstellungen diskriminiert wurden, weil sie geschieden, homosexuell oder laisiert sind.
«Wir sind mehrheitlich zufrieden, aber nicht restlos», sagte Thomas Scherer, Präsident der Soko, an der Synode. Insbesondere die fünfte Forderung sei nicht erfüllt. Aus diesem Grund beantrage die Kommission, die Gelder ans Bistum zwar auszuzahlen, die Soko solle jedoch weiterbestehen und in dieser Sache weiterhin Druck auf das Bistum ausüben. Wie dies genau geschehen soll, ist derzeit noch offen.
Die Diskussion im Plenum drehte sich vor allem um die Frage, ob die bislang zurückbehaltene zweite Tranche der Gelder an das Bistum ausbezahlt werden sollen oder nicht. Insbesondere die Fraktion Pilatus machte sich dafür stark, die Gelder zurückzubehalten. Dies sei notwenig, «wenn wir als Kirchenparlament glaubwürdig sein wollen», wie der Synodale David Reimann aus Kriens sagte. Hermann Fries aus Emmenbrücke zeigte sich enttäuscht, dass in einem Bereich, wo der Bischof Handlungskompetenz hätte, nur vage Schritte skizziert worden seien. «Es geht um engagierte Seelsorgerinnen und Seelsorger. Sie verdienen unsere Solidarität und unseren Respekt.»
Kommission soll Druck aufrecht erhalten
Bischofsvikar Hanspeter Wasmer hielt entgegen, dass Bischof Gmür riskiere, nicht mehr lange Bischof zu sein, wenn er diese Forderung umsetze. Gmür setze sich in den entsprechenden Gremien mit Vehemenz für das Anliegen ein. Es sei wichtig, hier auch die anderen Schweizer Bistümer ins Boot zu holen.
Die moderaten Stimmen, man solle dem Bischof «den Rücken decken, statt ihm in den Rücken zu fallen», überwogen in der Debatte deutlich. Der Antrag der Sonderkommission wurde mit entsprechend klarer Mehrheit angenommen (81 Ja zu 8 Nein bei 6 Enthaltungen). Allerdings wird die Sonderkommission beibehalten (71 Ja zu 15 Nein Stimmen bei 6 Enthaltungen). Ihren genauen Auftrag festzulegen, ist nun Aufgabe der Geschäftsleitung der Synode.
Herbert Gut, einer der Seelsorger, der Diskriminierung erlebt hat, hat die Debatte von der Tribüne aus verfolgt und freut sich grundsätzlich, dass die Gelder ans Bistum ordentlich ausbezahlt werden. «Damit anerkennt die Synode die grossen Bemühungen und Schritte der Bistumsleitung zur Aufarbeitung und Verhinderung von sexuellen Missbräuchen.» Dennoch wollten dreiviertel der Synodalen, dass die Sonderkommission die Bistumsleitung weiterhin kritisch begleitet. «Der Druck wird so weiter aufrecht erhalten und der Bischof erhält kritische Rückendeckung in seinem Engagement für die notwendige Praxisänderung», sagt er gegenüber dem «pfarrblatt».
Zusammenarbeit mit anderen Landeskirchen
«Wir bleiben an der Entkoppelung von Missio und Privatleben dran», sagt Soko-Präsident Thomas Scherrer gegenüber dem «pfarrblatt»: «Der Bischof soll uns mitteilen, was die Theologische Kommission der Bischofskonferenz tut: Was für einen Auftrag hat sie? Zu welchem Resultat kommt sie? Gibt es einen Zeitplan? Welche Kompetenzen hat sie?» Die Soko kann sich eine Zusammenarbeit mit den anderen Landeskirchen des Bistums vorstellen. «Wenn der Bischof diesen Druck spürt, kann er ganz anders in der Bischofskonferenz auftreten, weil er die Landeskirchen hinter sich hat.»
Das sieht auch die Synodalrätin und RKZ-Mitglied, Renata Asal-Steger, so: «Mit dieser Kommission kann man ein Stück weit Druck aufbauen, diesen Druck braucht es. Ich hoffe, dass Bischof Felix Gmür das als Unterstützung für ihn sieht, damit er mutige Schritte gehen kann und er nicht darauf wartet, bis die ganze Bischofskonferenz das umsetzt.»