Lara, Fiamma, Severin und Philippa aus Horgen fanden es «mega cool» im Bundeshaus. Foto: Pia Neuenschwander

«Macht mit, denn es ist für andere Kinder»

06.01.2023

Die Sternsingerkinder sind wieder unterwegs

Severin (12), Philippa (13), Lara (13) und Fiamma (10) sind Sternsinger:innen aus Horgen. Im Dezember sangen sie im Bundeshaus in Bern.

Interview: Sylvia Stam

«pfarrblatt»: Ihr wart alle zum ersten Mal im Bundeshaus. Wie war das für euch?

Severin: Es war etwas Neues, was man nicht jeden Tag zu sehen bekommt. Ich erzähle daheim, dass wir den Nationalratspräsidenten Martin Candinas getroffen haben.
Philippa: Die Infrastruktur war sehr beeindruckend: Der Sicherheitscheck, aber auch das Holz am Boden und an den Wänden finde ich sehr schön. 
Fiamma: Es war mega cool, es ist schön hier im Bundeshaus!

Warum seid ihr Sternsinger?

Lara: Wenn wir zu den Leuten singen gehen, freut es mich, ihre die Gesichter zu sehen. Vor allem die älteren Leute haben Freude, wenn sie uns so motiviert singen sehen.
Severin: Es ist schön, etwas in der Gruppe zu machen und anderen Kindern zu helfen. Am Schluss des Tages sitzen wir jeweils zusammen und zählen das Geld, das wir gesammelt haben. 

Wie viel kommt da so zusammen?

Philippa: An einem Tag zwischen 100.- und 300.- Franken, manchmal bis 900.- Franken, je nachdem, bei wie vielen Häusern wir vorbeikamen. Das sind manchmal zehn bis zwanzig Besuche.  Wir haben alle Gruppen zusammen letztes Jahr 11’000 .- Franken gesammelt.

Seid ihr jeweils angemeldet oder klingelt ihr an jedem Haus?

Philippa: Bei den meisten sind wir angemeldet. Bei einigen wissen wir von früheren Besuchen, dass sie uns gerne mögen. Da klingeln wir auch unangemeldet. Wenn sie nicht da sind, aber vielleicht trotzdem gerne etwas spenden möchten, legen wir ihnen einen Einzahlungsschein in den Briefkasten.

An welches besonders lustige Erlebnis erinnert ihr euch?

Severin: Die letzten beiden Jahre besuchten wir eine Alterssiedlung. Da kam jedes Mal genau derselbe Mann zu spät und sagte: «Oh je, ich war unter der Dusche und jetzt habe sie schon angefangen!» Das war mega lustig!
Philippa: Das Autofahren mit dem Stern ist manchmal recht lustig. Eines Tages war mein Vater mit dem grossen Auto unterwegs und wir hatten nur noch das kleine Auto. Da passt der Stern nicht so ganz hinein. Der Stiel war im Kofferraum und die Spitze mit dem Stern berührte uns am Kopf haben, damit er überhaupt im Auto Platz hatte.

Muss man gut singen können, um Sternsinger:in zu werden?

Fiamma: Nein, eigentlich nicht. Man muss mutig sein, und alle müssen in der Gruppe mitmachen und mithelfen. Wenn man nichts macht, ist man kein richtiger Sternsinger.
Philippa: Man muss auch gut als Team arbeiten können, denn wir sammeln als Gruppe Geld und nicht als Einzelperson.

Was erzählt ihr dieses Jahr über das Projekt?

Philippa: Wir sammeln für arme Kinder in Indonesien, die eine Behinderung haben und die nicht die gleichen Chancen haben wie wir, etwas lernen zu können. Wir sammeln Geld, um ihre Chancen zu verbessern. Das Geld ist auch für Kinder, die Opfer von Gewalt wurden, damit sie das Trauma verarbeiten können.

Wie viele Sternsinger:innen sind in einer Gruppe?

Severin: Es sind mindestens vier: Die drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar, ein Sternträger und manchmal noch jemand, der das Kässeli trägt und der sagt, was wir singen und wofür wir sammeln. Dann ist manchmal noch ein Kind mit einer Laterne dabei. Das sagt zum Beispiel, was der Kleber bedeutet.

Auf dem Kleber ist der Segen mit der Aufschrift C+M+B. Schreibt ihr den Segen auch mit Kreide an die Häuser?

Philippa: Wir fragen die Leute beim Besuch, ob sie den Kleber möchten, aber wir haben auch immer Kreide dabei und schreiben den Segen an, wenn sie das möchten.

Was würdet ihr sagen, um andere Kinder zum Sternsingen zu motivieren?

Severin: Kommt und macht doch auch mit, denn es ist für andere Kinder.
Lara: Ich freue mich, wenn es wieder los geht!

 

Kinderrechte in Indonesien
Rund um das Dreikönigsfest sind vielerorts Sternsinger-Kinder unterwegs. Sie singen Weihnachtslieder und sammeln Geld. Dieses kommt Kindern weltweit zugute. Die Aktion wird vom katholischen Hilfswerk Missio organisiert. Dieses Jahr sammeln die Kinder Geld für die Stiftung ALIT in Indonesien. Dort lernen Kinder, Gefahren im Alltag zu erkennen. ALIT bietet auch Präventionskurse zur Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder an.