Nektarios (Aris Servetalis) © 2022 Helse Kulturverein

Man of God

09.09.2022

Film über eine orthodoxe Lichtgestalt aus Griechenland

Es ist selten und aussergewöhnlich, dass sich ein Film einer herausragenden Persönlichkeit aus dem orthodoxen Christentum annimmt. Das Bio-Pic «Man of God» erzählt die Lebensgeschichte des Nektarios von Ägina, einer orthodoxen Lichtgestalt aus Griechenland. Er wird heute an vielen Orten als Heiliger verehrt. In seiner Lebenszeit, von 1846 bis 1920, litt Nektarios unter Verleumdung und Verfolgung. Als Priester des einfachen Volkes verärgerte seine Bescheidenheit den orthodoxen Klerus. Seine Frömmigkeit erregte Argwohn. Seine Popularität war so gross, dass er zu einer Bedrohung des Patriarchen von Alexandria wurde. Nektarios musste nach Griechenland in die Verbannung gehen.

Der Leidensweg dieses Gottesmannes wird in einfachen Bildern erzählt. Nektarios’ spirituelle Kraft kommt in seinem alltäglichen Handeln zum Ausdruck. Er kümmert sich – ganz im Sinne von Jesus – um die Armen und gründet auf der kargen und einsamen Insel Ägina ein Frauenkloster. Das Kloster ist heute ein wichtiger Wallfahrtsort für Pilgernde aus allen orthodoxen Kirchen.

Yelena Popovic hält ihren Film in schwarz-weiss und Sepia. Mit dem Kamerablick von oben kommentiert sie die Ereignisse aus einer «göttlichen» Perspektive. «Man of God» ist ein gelungenes Drama über das Leben des Heiligen Nektarios. Sein Leiden in der Welt und sein Glauben an Gott machen ihn zu einer kenotischen Gestalt. Nektarios entäussert sich selbst und wird zum Gefäss für die göttliche Gnade. Im Moment seines Todes verbindet er Himmel und Erde.

Charles Martig, Filmjournalist kath.ch

«Man of God» (Mann Gottes), Griechenland 2021; Regie: Yelena Popovic; Darsteller*innen: Aris Servetalis, Alexander Petrov, Mickey Rourke, Filmverleih: HELSE Kulturverein

Ab 1. September im Kino, auch im Pathé Westside