Altarbild der Dreifaltigkeitskapelle Brunnu in Visperterminen. Foto: Franz Fischli

Marienfrömmigkeit im Mattertal

Zum Dreifaltigkeitssonntag

Am ersten Sonntag nach Pfingsten wird der Dreifaltigkeitssonntag gefeiert. Er bezieht sich auf das Glaubensgeheimnis, das Gott eine und zugleich drei Personen ist. Sandro Fischli ist in Visperterminen im Mattertal auf eine Dreifaltigkeitsskapelle gestossen, in deren Altarbild Maria die zentrale Rolle spielt.

Sandro Fischli

Eine Wanderung mit Blick auf die Mischabelgruppe, ins Mattertal, aufs mächtige Weisshorn führt uns zu einer kleinen Kapelle. Der Altar ist für eine so unscheinbar wirkendes Kirchlein von wunderschönem Prunk, in kräftigen, leuchtenden Farbkontrasten. An den Wänden Kreuzwegbilder, datiert auf 1771, mit 15, statt 14 Stationen, was mich erstaunt: abgebildet ist eine mir bis anhin unbekannte St. Helena mit dem Kreuz.

Zuhause recherchiere ich und finde heraus, dass sie die Mutter von Konstantin dem Grossen war, der im Römischen Reich das Christentum als Staatsreligion einführte. Sie sei es gewesen, die das Kreuz von Golgotha fand – unter einem römischen Tempel, mit dem dieser Hügel überbaut worden war. Eine lehrreiche Wanderung.

Den Altar schaue ich mir nun genauer an. Sicher eine Marienkapelle, mit Krönung durch Vater, Sohn und die Taube des Heiligen Geistes. Ich gehe kurz nach draussen und google auf dem Handy, mag nicht warten bis zuhause, bin zu neugierig: nein, es ist eine Dreifaltigkeitskapelle. Mit der Muttergottes im Zentrum. Gottvater, Sohn und Heiliger Geist sind sozusagen nur buchstäblich «Handlanger», ihr die Krone aufzusetzen (die Taube mit dem Schnabel).

Eine Marienfrömmigkeit, wie ich sie nur aus dem Süden oder auf dem Lande, eben im Wallis kenne und mir sonst ganz unvertraut ist.

Ich staune ob dieser Umdeutung der Dreifaltigkeit, der Überordnung Marias. Aber damit eben auch die explizite Würdigung ihrer Integration nach ihrer Himmelfahrt in diese rätselhafte Dreifaltigkeit. Aber eben nur als «Beisitzerin». Hier nicht.

C.G. Jung betonte die Wichtigkeit des weiblichen Einbezugs in die Trinitas und ihrer Erweiterung zu einer Vierheit, dem archetypischen Symbol von Ganzheit.
Die Kapelle ist somit sowohl Marien- wie Dreifaltigkeits- oder eben eine Vierheitskapelle.