Simon Spengler. Foto: Angelika Boesch
Marketin versus Kommunikation
Simon Spengler entlassen
Am 5. Februar verkündete die Schweizerische Bischofskonferenz SBK in einer Pressemitteilung die Entlassung ihres Sekretärs der bischöflichen Medienkommission Simon Spengler und des stellvertretenden Generalsekretärs Marco Schmid, der vormals für die Migrantenseelsorge zuständig war. Als Grund wurde eine Reorganisation der Kommunikationsarbeit angegeben.
Die Kommunikation in die französische und italienische Schweiz soll verstärkt werden. Die Kommunikationsstelle soll zusätzliche Aufgaben im Bereich der «kircheninternen Beziehungen, des Marketings und der Social Media übernehmen». Altabt und ehemaliger Medienchef der Bischofskonzferenz Martin Werlen meldete sich bei kath.ch zu Wort: «Welche Botschaft ist das an die vielen Menschen, die sich im Auftrag der Bischofskonferenz und im Auftrag kirchlicher Organisationen kompetent und mit grossem Einsatz um eine glaubwürdige Kommunikation bemühen? Verrät nicht die Medienmitteilung, dass Kreise die Oberhand gewonnen haben, die – aus welchen Gründen auch immer – gar nicht glaubwürdig kommunizieren wollen?»
Werner de Schepper, journalistischer Berater im katholischen Medienzentrum, Präsident der Medienkommission und Weggefährte von Simon Spengler, kündigte prompt seinen Rücktritt auf Ende Februar an. Gegenüber kath.ch sagte er: «Weil die Bischofskonferenz den Sekretär der Medienkommission auf eine nichtchristliche Art entlassen hat. Und weil das hinterrücks geschah. Offenbar gab es Pläne für diesen Schritt. Wir von der Medienkommission wurden aber nicht informiert. Das bedeutet, es braucht mich nicht in dieser Kommission.»
Erwin Tanner, Generalsekretär der SBK, wies alle Vermutungen über einen Richtungsstreit innerhalb der SBK gegenüber Radio SRF zurück. Es seien reine Strukturänderungen, die zu den Entlassungen geführt hätten. Die Allianz «Es reicht!», ein Zusammenschluss der wichtigsten katholischen Verbände, protestiert in einem Schreiben vom 9. Februar «in aller Form gegen strukturelle und pastorale Entscheide, die Menschen einzig deshalb ausgrenzen, weil ihre Meinung oder ihr Lebensentwurf von den Vorstellungen des Lehramtes abweichen». Sie beziehen sich dabei auf die Absetzung von Spengler und die Abberufung von Werner Bucheli, Pfarrer von Bürglen, der ein gleichgeschlechtliches Liebespaar gesegnet hatte. Bucheli wurde in Absprache zwischen den Bischöfen Huonder und Morerod in sein Heimatbistum Lausanne, Genf, Freiburg zurückversetzt.
Jürg Meienberg
Das bischöfliche Mediencommuniqué
Kommentar
Simon Spengler, ehemaliger Redaktor (1994 bis 2000) des «pfarrblatt» Bern und aktueller Informationsbeauftragter und geschäftsführender Sekretär der Medienkommission der Schweizer Bischöfe, verliert seinen Job. Er hat in den letzten Jahren massgebend einem zeitgemässen Kommunikationsstil der Bischöfe beigetragen, entwickelte die Webseite der SBK neu und hat entscheidend den Aufbau des neuen katholischen Medienzentrums in Zürich mitgestaltet. Das Medienzentrum wurde am 6. Januar in Zürich in Betrieb genommen. Dass Spengler jetzt entlassen wird, überrascht. Der Zeitpunkt wirft Fragen auf. Warum preisen die Bischöfe den Einsatz Spenglers für das neue Medienzentrum ausdrücklich und trotzdem wird er einen Monat nach dem Start entlassen? Dass allein die Reorganisation der Kommunikationsstelle dafür verantwortlich gemacht wird, scheint auf den ersten Blick etwas hilflos und lässt Raum für Spekulationen. War Spengler zu profiliert? War er eine zu deutliche Stimme gegen den Kurs von Chur, der in der SBK immer wieder die Kollegialität der Bischöfe in Erklärungsnotstand bringt. Beispielsweise forderte der Generalvikar von Chur kürzlich, die Landeskirchen abzuschaffen. Die Bischöfe entlassen einen profilierten, gut vernetzten Mitarbeiter und 52-jährigen Familienvater in einer schwierigen Zeit. Die Zukunft wird zeigen, ob das klug war.
Jürg Meienberg