Matthias Neufeld ist mitarbeitender Priester im Berner Seeland. Foto: Nicole Arz

Matthias Neufeld

27.03.2013

In der Kirche bin ich derjenige, der den Glauben feiert

Matthias Neufeld (47) ist seit September 2012 mitarbeitender Priester in den Pfarreien der Kirchgemeinde Seeland-Lyss.

Interview: Nicole Arz

Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit?
Gott ist so vielseitig wie das Leben bunt ist und ich bin mit vielen Menschen auf seinen Spuren unterwegs. So ist auch meine Arbeit abwechslungsreich. Kein Tag gleicht dem anderen und es gibt immer wieder Neues zu entdecken.

Was ist Ihnen eher lästig?
Eigentlich ist mir nichts lästig. Es gibt natürlich Aufgaben, die mich mehr herausfordern als andere und in diesem Sinne zu einer Last werden können, z.B. wenn es darum geht, zwischen zwei gegensätzlichen Standpunkten, hinter denen ja Menschen stehen, zu vermitteln oder für die eine oder die andere Seite zu entscheiden.

Erzählen Sie von einem berührenden Erlebnis!
Jeder Gottesdienst ist ein berührendes Erlebnis. Gott berührt uns Menschen. Mir wird das am meisten klar, wenn ich Kommunion austeile und die konsekrierten Hostien in die Hände der Menschen lege. Ich sehe junge Hände, alte Hände, grosse Hände, kleine Hände, Hände, denen man die harte Arbeit ansieht, Hände mit rissiger Haut, aber auch gepflegte Hände, Hände können Geschichten erzählen. Und Gott gibt sich all diesen Menschen mit ihren Geschichten in die Hand.

Schildern Sie einen schwierigen Moment!
Das Abschiednehmen ist schwierig, vor allem, wenn es zu früh und zur falschen Zeit kommt. Ich habe das miterlebt, als vor einigen Jahren die Mutter von zweien unserer Ministranten den Kampf gegen eine tückische Krankheit verloren hat.

Worauf vertrauen Sie in Ihrem Leben?
Auf Gott und auf all das, was sich von ihm in den Menschen widerspiegelt: das Schöpferische, das Liebevolle, das Zärtliche, das, was heilsam und erlösend wirkt, aber auch das Geheimnisvolle und Ehrfurcht Gebietende. Ich spüre diese Dinge auch in meinem Leben und in den Begegnungen mit anderen; zugleich merke ich, dass sie grösser sind als mein Leben. So fühle ich mich geborgen in Gottes Hand.

Wie leben Sie?
Da ich nicht Pfarrer bin, wohne ich auch nicht in einem Pfarrhaus, sondern privat in einem schönen Wohnquartier mit grossen Grünflächen
und vielen Familien.