v.l.n.r.: Karl-Martin Wyss (Vorstand, GKG Bern), Pia E. Gadenz-Mathys (Vorstand, Pastoralraum Oberland), Andrea Huwyler (Redaktionsassistentin), Robert Zemp (Vorstand, Kirchgemeinde Langenthal), Anne Durrer (Vereinspräsidentin, Bern), Andreas Krummenacher (Chef-Redaktor), Jerko Bozic (Vorstand, Pastoralassistent Büren), Anouk Hiedl (Redaktorin), André Flury (Vorstand, Pastoralraum Bern. Leiter Fachstelle Kirche im Dialog). Nicht auf dem Bild: Till Dierkesmamnn (Vorstand, Kirchgemeinde Thun), Sofia Lorenzini (Vorstand, Leserschaftsvertreterin). Foto: Guido Lauper
Menschen sind wichtiger als Paragrafen
Guter Jahresabschluss, positives Budget, neue Leute im Vorstand und neue Statuten. Am 4. Mai traf sich die «pfarrblatt»-Gemeinschaft in Thun
Kirche kann schrecklich sein oder zum Wohl der Menschen agieren: Die Delegierten der «pfarrblatt»-Gemeinschaft Bern sahen sich an der Jahresversammlung am 4. Mai in Thun mit beidem konfrontiert.
Wie Anne Durrer, Präsidentin der «pfarrblatt»-Gemeinschaft Bern, bereits in der Einladung hervorgehoben hatte, sollten Adressverwaltung und Statutenrevision die Delegierten an der ordentlichen Vereinsversammlung in der Pfarrei St. Martin «auf Trab halten». Vorher aber hiess Kirchgemeindepräsident Remo Berlinger mit seinem Team die Gäste im bald 50-jährigen aber immer noch modernen Pfarreizentrum St. Martin willkommen.
Er versuche es mit positivem Journalismus, sagte «pfarrblatt»-Chefredaktor Andreas Krummenacher eingangs des Jahresberichtes der Redaktion, deshalb habe er sieben positive Episoden mitgebracht.
«Die Geschichten um sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche haben uns nicht losgelassen», gestand er. «Es gab Berichte aus allen Teilen der Welt, es gab Untersuchungen und Analysen. Es gab eine bischöfliche Sondersynode im Vatikan. Wir haben über all das berichtet. Die Reaktionen waren vielfältig, erschreckend und ungewöhnlich. Das Thema hat die Leser*innen massiv beschäftigt.»
«Wir haben durchwegs positive Reaktionen, wenn wir glaubwürdig berichten», so Krummenacher. Eine Pfarrei-Reportage, die ehrlich Realitäten abbilde, die Konflikte widergebe, «wo alles lebt und anstrengend ist und schön manchmal und tröstend.» Wenn man das mache, werde man die Leser*innen auf seiner Seite haben.
So hätten persönliche Berichte von Seelsorgenden im «pfarrblatt» für eine Glanzstunde gesorgt. «Wie gehen sie mit dem Thema sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche um, wie sind ihre Erfahrungen, wie war ihr Weg?»
Umso wehmütiger beklagte der «Chef»: «Marie-Louise Beyeler schreibt die Sommerserie in diesem Jahr leider nicht mehr. Das ist entsetzlich.» Gute und spannende Autor*innen konnten aber gefunden werden.
Dass sogar der Nuntius das «pfarrblatt» liest, bewies dessen Beanstandung, in der von Jugendlichen gestaltete Ausgabe habe der Hinweis gefehlt, Homosexualität entspräche nicht dem katholischen Glauben.
Wichtiger als alles seien die Menschen, schloss Andreas Krummenacher. Damit meinte er unter anderem Andrea Huwyler als neue Redaktionsassistentin und Anouk Hiedl als Redaktorin. «Der Start ist geglückt. Für mich ist es weiterhin abenteuerlich.»
Auch «trockene» Themen brauchen Platz
«Die Kürze des Vorstandsjahresberichtes stehe in keinem Verhältnis zur Arbeit», sagte Vereinspräsidentin Anne Durrer. Vom neuen Redaktionsteam «mit zwei engagierten und hochkompetenten Damen» über die neu gestalteten Redaktionsräume, die Wahl einer neuen Druckerei, das Dauerthema Adressverwaltung bis hin zur Statutenrevision.
Zu letzterer hoffte Anne Durrer müsse sie sich die nächsten fünf Jahre nicht mehr damit abgeben. Wobei ihr der Delegierte Peter Rippstein aus Ostermundigen widersprach: «In zwei Jahren ist sowieso wieder alles ganz anders.» Nach mehreren Fragen und Interventionen stimmte die Versammlung diesem Geschäft einstimmig zu. Die wichtigsten Anpassungen umfassen eine moderne Vorlage mit angepasster Sprache, eine logische Strukturierung auf aktuellem Stand, den begrifflichen Ersatz der Dekanate durch die Pastoralräume, die Bezeichnung Chefredaktor*in und das «pfarrblatt» als Medienprodukt, also nicht länger beschränkt auf eine gedruckte Ausgabe.
Die Präsidentin freute sich «auf die erste Vorstandssitzung ohne das Thema Adressverwaltung». Das soll ab kommendem Sommer so sein, versprach Markus Buenzli-Buob. Obwohl die Umstellung auf zeitgemässe digitale Formen mehr Zeit beanspruche und mehr Geld koste, als vorausgesehen. Der Datenschutz bleibt laut Buenzli-Buob erhalten und die Kirchgemeinden dürfen keinen Adressenhandel betreiben.
Vertrauen ins Vorstandsteam
Aus dem Vorstand zogen sich Vizepräsident Markus Buenzli-Buob und Julia Zosso, beide aus Bern, zurück. Nebst der Bestätigung des bisherigen Vorstandes in der Gesamterneuerungswahl sprach die Versammlung neu André Flury als Vertreter des Pastoralraums Bern das Vertrauen aus. André Flury ist Leiter der Fachstelle Kirche im Dialog. Ebenfalls neu in den Vorstand gewählt wurde Sofia Lorenzini. Die Theologin und Gymnasiallehrerin besetzt den Sitz als sogenannte Leserschaftsvertreterin.
Wiederum gesunde Finanzen
Das Budget 2018 hatte einen Reingewinn von 281'300.- vorgesehen. Die Rechnung schloss mit einem Plus von 273'453.-. Laut Treuhänderin Beatrice Glauser bei Einnahmen von 1'589’329.- und Ausgaben von 1’315’876.-
Auch dieses Geschäft winkten die Delegierten einstimmig durch. Ebenso das Budget 2020 mit einem Gewinn von 124'055.-, errechnet aus Einnahmen von 1'484’00.- und einem Aufwand von 1'359'500.-
Die für 2018 auf 56'500 geschätzten Abos der Kirchgemeinden reduzierten sich auf deren 54'573. Das Budget 2019 geht noch von 52'000 Abos aus, die sich 2020 auf deren 53'000 erhöhen könnten. Erfreulich für die Kirchgemeinde: Der wegen des Zweiwochenrhythmus auf 29.- pro Abo reduzierte Preis wird 2020 nochmals um einen Franken auf 28 Franken gesenkt.
Guido Lauper