Faith Wanjiru, kenianische Landwirtin, freut sich über die Fruchtbarkeit ihres Landes. Foto: Joy Obuya, Eyeris Communications
Mit Grünkohl dem Klimawandel trotzen
Fastenkampagne 2023
In der Fastenkampagne 2023 steht die Produktion von Nahrungsmitteln im Zentrum. Sie zeigt, wie Menschen im Süden trotz Dürrezeiten Obst anbauen. Und hinterfragt das Konsumverhalten von Menschen im Norden.
Von Sylvia Stam
«Für welche Welt wollen wir verantwortlich sein?», fragen die Hilfswerke Fastenaktion und Heks in ihrer diesjährigen Fastenkampagne. Die Antwort geben sie gleich selber: Für eine Welt «in der jeder Mensch in Würde leben kann», heisst es im Fastenkalender.
Wie so eine Welt aussehen könnte, schildert Faith Wanjiru, kenianische Landwirtin: «Wir sind nun in der Lage, unsere Erzeugnisse zu essen und sogar zu verkaufen, wenn wir einen Überschuss haben. Wir freuen uns auch einfach darüber, dass unsere Höfe so fruchtbar sind, dass wir sogar Obstbäume auf dem ehemals kargen Land anbauen können», sagt sie gemäss dem Kampagnenmagazin.
Als Land der südlichen Hemisphäre leidet Kenia stärker unter den Folgen des Klimawandels als der europäische Norden: Die Dürrezeit dauere seit einigen Jahren länger, die Regenfälle seien nicht mehr saisonal und vorhersehbar, schildert Faith Wanjiru. Dies führe zu Ernteausfällen und Abhängigkeit von Hybridsaatgut und Kunstdünger.
Selber Obst anbauen
Als Ausweg aus diesem Teufelskreis setzen Fastenaktion und ihre Partnerorganisationen vor Ort auf Agrarökologie (siehe Kasten). Für Faith Wanjiru bedeutete dies zu lernen, «wie man doppelt gräbt und wie man Grünkohl und Gemüse in die Beete pflanzt, wie man Obst anbaut und wie man kompostiert, damit wir keine Chemikalien mehr für unsere Pflanzen verwenden müssen.» Dass sie selber Obst anbauen könne, bezeichnet sie als «die grösste Errungenschaft».
Auch der Fastenkalender fragt danach, wie Nahrung angebaut und verarbeitet wird. Die Impulse darin regen zum Nachdenken an, welchen Weg die Nahrungsmittel zurückgelegt haben, die in den Tellern von Herrn und Frau Schweizer landen, wer sie angepflanzt und geerntet hat und wie viel Geld diese Menschen dafür bekommen. Der Kalender enthält Tipps, wie Schweizer:innen mit ihrem Konsum zu mehr Klimagerechtigkeit beitragen können.
Agrarökologie umfasst laut Fastenaktion vier Dimensionen:
- ökologisch: Aufbau fruchtbarer Böden, Förderung von Artenvielfalt
- sozial: Stärkung von regionalen Organisationen und traditionellem Wissen
- ökonomisch: Stärkung von lokalen Märkten für Saatgut, ökologische Dünger und Pflanzenschutzmittel
- politisch: Mitbestimmung von lokalen Landwirt:innen und Angestellten der Lebensmittelverarbeitung, Einfordern von Ernährungssouveränität und Recht auf Nahrung