Tourists watch giant cruise ship in front of Saint Mark Square. A very big issue for the preservation of Venice fragile enviroment and city historic h

Venedig versinkt im Übertourismus - vor und nach der Pandemie. Foto: Alamy / Cristiano Fonteddu

Mit mir die Sintflut

10.08.2024

Venedig versinkt – ab und zu in Wassermassen, meist in Touristenmassen. Ein Kommentar von Anouk Hiedl

Venedig versinkt - manchmal im Hochwasser und meistens im Übertourismus.

Ein Kommentar von Anouk Hiedl, «pfarrblatt»-Redaktorin

Im März 2020 machte ein Video in den sozialen Medien die Runde: Delfine in den klaren Kanälen Venedigs. Good News! Doch die Freude war von kurzer Dauer: Fake News. Während des Corona-Lockdowns kam neben dem öffentlichen Leben auch der Bootsverkehr Venedigs zum Erliegen. So offenbarte sich während der Pandemie das Ökosystem der Lagunenstadt. Laut einem Zoologen blieben Flora und Fauna während der Ausgangssperre unverändert – verändert habe sich aber die Möglichkeit, sie sehen zu können.

Nach 17 Monaten «blauer Lagune» legte Mitte 2021 erstmals wieder ein Kreuzfahrtschiff vor Venedig an. Mittlerweile gondeln auf diversen Ozeanriesen täglich bis zu 2500 Besuchende nach Venedig. Über alle Zufahrtswege empfängt die Lagunenstadt jährlich 14 bis 30 Millionen Tagestourist:innen. Für die meisten lautet das Programm Markusdom, Dogenpalast und eine Gondelfahrt zu «O sole mio». No News. Ferien, in denen sie alles vergessen. Auch die Kosten für die Instandhaltung Venedigs. Oder das Müllproblem vor Ort. Am Ende des Tages steuern sie ihren Wolkenkratzer auf Wogen an, nehmen ihr wohlverdientes Abendessen an Bord ein und verschwinden am Horizont. Venedigs Gastronomie hat das Nachsehen. Sad News.

Seit 25. April verlangt Venedig als erste Destination der Welt eine Tourismustagesgebühr von fünf Euro. Vorläufig. An gewissen Tagen und vorerst bis Mitte Juli. Laut Bürgermeister Luigi Brugnaro ist es ein Experiment. Danach ziehe man Bilanz, lege die Idee zu den Akten oder erhöhe den Eintritt auf bis zu 20 Euro. Strange News. Für einen Cappuccino auf dem Markusplatz blättert man 15 Euro hin. Vermag diese Tagesgebühr die Lagunenstadt mehr als die Pandemie vor der Touristensintflut zu retten? Das wären wahrlich Breaking News.

Europäische Tourismus-Hotspots beobachten das Ganze genau. Wohl auch jene um Interlaken. Der Pastoralraum Bern Oberland legt indessen den Fokus auf die Tourismusseelsorge. Great News.