Mit Pauken und Bischof: Pfarrei Bruder Klaus feiert 70. Geburtstag

Eine volle Kirche, Musik wie im Konzerthaus und Messe mit Schweizergardisten. Die Pfarrei Bruder Klaus schöpft aus dem Vollen.

Eine Kirche so voll, dass einige stehen mussten. Musik wie in einem Konzerthaus und Messe mit Schweizergardisten. Die Pfarrei Bruder Klaus schöpft aus dem Vollen.

Annalena Müller

Am Berner Ostring ging es am Sonntag feierlich zu. Pfarrer Nicolas Betticher, zwei Vikare der anderssprachigen Gemeinschaften und Bischof Felix Gmür hatten zum Hochamt anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Pfarrei Bruder Klaus geladen. Gekommen sind viele. Jeder Platz des nüchternen Kirchenbaus war besetzt. Einige Gläubige mussten der Dankesmesse gar stehend folgen.

Einzug mit Schweizergarde

Unter den Klängen von Händels Feuerwerksmusik und flankiert von Schweizergardisten, zogen Messdiener:innen, Priester und Gemeindeangehörige in die Kirche. Die folgenden zwei Stunden sind eine gelungene Mischung aus katholischer Feierlichkeit und Berner Bodenständigkeit.


Gedacht wird an diesem Sonntag sowohl der Pfarrei als auch ihrem Namenspatron Bruder Klaus. 1954 öffnete im Südosten Berns die Pfarrei ihre Türen. In den Jahren zuvor waren viele Katholik:innen der Arbeit wegen nach Bern gezogen, vor allem aus den Kantonen Freiburg und Wallis. Heute zeichnet sich die Gemeinschaft durch ihre Multikulturalität aus.

«Kirche, die rausgeht»

Die Pfarrei am Rande der Stadt war immer ein Zeichen «der Kirche, die rausgeht; dorthin, wo die Menschen wohnen. Nicht die Kirche in der Altstadt, die schon immer da war, sondern die Kirche der neuen Quartiere», so Bischof Felix Gmür in seiner Predigt. Vermittelnd und friedensstiftend, unterwegs mit den Menschen, das sei die Pfarrei seit jeher. Ganz wie ihr Patron, der Schweizer Nationalheilige Nikolaus von Flüe.


Heute integriert die Pfarrei fünf Sprachgemeinschaften. Sie heisse Menschen willkommen, die vor Krieg fliehen mussten und sie gebe ihnen eine neue Heimat, so der Bischof.

Der multikulturelle Charakter, der die Gemeinde ausmacht, war trotz des hohen Besuchs von Bischof und Gardisten essenzieller Teil der Messe. Die Fürbitten wurden in fünf Sprachen vorgetragen. Im Publikum sassen Gläubige aus Europa, Afrika und Asien, die gemeinsam feierten und für Frieden beteten.

Paukenmesse

Mit Joseph Haydns «Paukenmesse» vor der Kommunion erreichte die Feier ihren musikalischen und zeremoniellen Höhepunkt. Haydn komponierte das Stück, das eigentlich «Missa in tempore belli» (Messe in Zeiten des Krieges) heisst, im Jahr 1796.


Es war die Zeit der Eroberungskriege Napoleons. Die Verbindung von kriegerischen Paukenschlägen mit der Bitte um Frieden ist bewegend und damals wie heute aktuell. Die vielen kriegerischen Konflikte auf der Welt, aber auch die Konflikte innerhalb der Kirche über den richtigen Weg in die Zukunft: «Dona nobis pacem».

Dankbar und fröhlich

In den anschliessenden Dankesworten richtete Marie-Louise Beyeler den Blick in die Zukunft. Die Präsidentin der Landeskirche bedankte sich – auf deutsch und englisch – bei den Gläubigen und drückte ihre Freude darüber aus, dass hier Menschen aus aller Welt Sonntag für Sonntag gemeinsam unterwegs seien.

Gemeinsam unterwegs blieben die Messgänger:innen auch nach Ende des Gottesdienstes. Bei strahlendem Sonnenschein genossen sie im Freien Essen, Trinken und die Gemeinschaft. Eine besondere Erwähnung gebührt an dieser Stelle nochmals den Schweizergardisten – diese trotzten der spätsommerlichen Hitze in bunten Wollstoff gekleidet, geradezu stoisch. «Dona eis refrigerationem».

Alle Fotos: Christoph Knoch