Lena Zimmermann (22) setzt sich für eine inklusivere und diversere Pfadi ein. Foto: Pia Neuenschwander
«Mit Pfadi Inklusion möglich machen»
Wie asylsuchende Kinder und Jugendliche die Pfadi kennenlernen können
Pfasyl bietet asylsuchenden Kindern und Jugendlichen Einblick in die Pfadi – und damit die Chance, mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten aus der Region Bern in Kontakt zu kommen. Lena Zimmermann (22) setzt sich in der Leitung von Pfasyl Bern für eine inklusivere und diversere Pfadi ein.
von Luca D'Alessandro
Es wird gespielt, gelacht und über dem Feuer gekocht. Mit geplanten Aktivitäten, Spielen oder gemeinsamen Abenteuern von Pfasyl können geflüchtete Kinder und Jugendliche an zwei Sonntagen im Monat ihren Alltag in den Asylunterkünften und -zentren hinter sich lassen und ihr Kindsein in vollen Zügen geniessen.
Lena Zimmermann, mit Pfadinamen «Yaviel», war früher Mitglied im Berner Pfadicorps Patria. Heute gehört sie zum zwölfköpfigen Leitungsteam von Pfasyl Bern Ziegler, das im Bundesasylzentrum im Liebefeld asylsuchenden Kindern und Jugendlichen solche Freizeitangebote und Raum für Erlebnisse und Erfahrungen bietet.
Mit der Pfadi in Berührung kommen
Via Pfasyl haben geflüchtete Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, sich mit Menschen aus Bern und der Umgebung zu treffen und mit ihnen in den Dialog zu treten. Durch Inklusion in die Pfadi wird der Austausch gefördert. Man lernt sich kennen, und es entsteht ein Bewusstsein für unterschiedliche Bedürfnisse und mögliche Hürden im Alltag, was beispielsweise die Wahl der Pfasyl-Aktivitäten beeinflusst: «Wir achten bei der Planung darauf, dass es zu keinen Retraumatisierungen kommt, etwa durch sehr laute Spiele», sagt Lena Zimmermann. «Wenn wir feststellen, dass es jemandem unwohl wird, überlegen wir uns rasch etwas Anderes.»
Diese Erfahrungen teilen die Mitglieder von Pfasyl bei regelmässigen Workshops mit leitenden und interessierten Personen aus anderen Pfadis, um sie auf das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Pfadischar variiert bei Pfasyl die Gruppe der Kinder und Jugendlichen häufiger. Mitgliederbeiträge gibt es keine. Die Mittel für sämtliche Aktivitäten kommen primär von Spenden und auch für die Durchführung des diesjährigen Sommerlagers ist Pfasyl auf Gönnerbeiträge angewiesen.
Zur Hälfte aus ehemaligen Teilnehmenden
«Wir verstehen uns als Brückenangebot zur herkömmlichen Pfadi», sagt Lena Zimmermann, «wer die Pfadi kennt, möchte sich später mitunter dafür engagieren, sei es bei Pfasyl oder in einer ortsansässigen Pfadi. Das ist auch bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen so.» Gegenwärtig besteht das Leitungsteam von Pfasyl Bern Ziegler etwa zur Hälfte aus ehemaligen Teilnehmenden. «Ein inklusives und diverses Leitungsteam bringt viele Ressourcen mit sich, Sprachbarrieren beispielsweise werden einfacher überwunden.»
Pfasyl: woher und wohin?
Nach den grossen Fluchtbewegungen im Rahmen des Syrienkriegs 2015/16 wurde die Bewegung «Pfasyl» in Emmenbrücke LU ins Leben gerufen. Ein paar Jahre später wurde dieselbe Idee in Bern umgesetzt. Schweizweit gibt es Pfasyl inzwischen in den Kantonen Luzern, Aargau und Bern.
Pfasyl Bern freut sich über jede Art von Unterstützung, von Bastel- und Spielmaterial über wetterfeste Kleidung bis hin zu Geldspenden für den Kauf von Verpflegung bei Aktivitäten, ÖV-Tickets für Ausflüge oder Bastel- und Spielmaterial.
Pfasyl-Spendenkonto: IBAN: CH64 0839 4045 4656 6714 6, Pfasyl Bern, Vereinskonto, Speichergasse 31, 3011 Bern
Weitere Infos: www.pfasyl-bern.ch