Urs Scheifele und Matthias Hofer vom mobilen Planetarium Zürich bringen die Sterne nach Bern. Foto: zVg
Mit Zürcher Astronomen zum Stern von Bethlehem
Zwei Himmelskundige in der Dreif
Bald sind zwei Astronomen des mobilen Planetariums Zürich in der Pfarrei Dreifaltigkeit zu Gast. Sie nehmen das Publikum mit auf eine spannende Reise durchs Universum oder zum Stern von Bethlehem.
Interview: Anouk Hiedl
Sie erklären den Weihnachtsstern aus astronomischer Sicht. Was bedeutete Ihnen dieser Stern früher, was heute?
Urs Scheifele: Im griechischen Matthäus-Evangelium wird von einem Gestirn (astron, astron) erzählt, das von «Weisen» gesehen worden sei. Es ist also nicht sicher, ob es sich um einen Stern im strengen astronomischen Sinne handelt. Es hat mich seit meiner Jugend interessiert, ob da ein wahrer Kern dahintersteckt, und so begann ich mich umzusehen. Ich wurde bald fündig bei Johannes Kepler, der eine plausible Erklärung geben konnte, die man auch heute noch in einem Planetarium zeigen kann. Mehr sei nicht verraten...
Manche Ihrer Präsentationen sind speziell für Kinder gedacht. Wie passen Sie Ihre Erklärungen an?
Wir halten die Erklärungen einfacher und kürzer. Kinder leben sehr von Bildern, und das Planetarium gibt ihnen mit der grossartigen Projektion das Gefühl, selbst im Weltall zu sein. Ausserdem sprechen wir dann bevorzugt Mundart.
Warum ist ausgerechnet die Präsentation zum Stern von Bethlehem nicht für Kinder vorgesehen?
Weil es sich bei dieser Vorführung nicht um eine Weihnachtsgeschichte handelt, sondern um eine vertiefte Auseinandersetzung mit den damaligen historischen und astronomischen Begebenheiten. Deshalb empfehlen wir diese Vorführung nicht für kleine Kinder, sie wären wohl etwas enttäuscht. Ich denke, so ab 12 Jahren ist das Verständnis vorhanden.
Fragen vor allem Kirchen nach Ihrer Präsentation zum Stern von Bethlehem?
Der «Stern von Bethlehem» war unsere allererste Vorführung – eine Vorpremiere 1994 mit dem damals erst teilweise funktionsfähigen Planetariumsprojektor und noch ohne Videoprojektion. Seither haben wir dieses Programm immer wieder verbessert. Wir zeigen es nur in der Adventszeit, ja, oft in Kirchgemeindehäusern und dieses Jahr zum Beispiel auch im Volkshaus Zürich und im kleinen Format auf Monitoren in der Urania-Sternwarte.
Sie haben ein Repertoire von insgesamt 14 Präsentationen. Welche ist Ihr Favorit?
Eigentlich keine. Alle Themen sind über lange Zeit erarbeitet und immer wieder verfeinert worden. Einige haben wir zu speziellen Ereignissen kreiert, etwa anlässlich der totalen Sonnenfinsternis 1999 oder zur Ankunft der Cassini-Raumsonde bei Saturn 2004.
Sie simulieren den Sternenhimmel so, dass man ihn «wie in Realität erleben» und «sich durch Raum und Zeit bewegen» kann. Wie geht das?
Da hilft uns vor allem moderne Computer-Technologie: Ein Programm, an dem ich viele Jahre gearbeitet habe, bezieht die Bahndaten und Bilder von Himmelskörpern aus einer Datenbank und berechnet dann 60-mal pro Sekunde den Anblick, den ein Beobachter auf der Erde oder sonst wo im Weltraum hätte. Es ist also möglich, fast beliebig durch Raum und Zeit zu reisen, eben auch 2000 Jahre in die Vergangenheit und sich anzuschauen, wie der Himmel nachts damals ausgesehen hat.
Mit Astronomen durchs All und zum Stern von Bethlehem
Mittwoch, 15. Dezember
16:00 Reise durch das Sonnensystem, ab 6 Jahren (Mundart, ca. 50 Min.)
18:30 Reise durch das Sonnensystem, ab 6 Jahren (ca. 60 Min.)
20:00 Der Stern von Bethlehem (ca. 60 Min.)
Donnerstag, 16. Dezember
18:30 Bis zum Rand des Universums, ab 6 Jahren (ca. 60 Min.)
20:00 Der Stern von Bethlehem (ca. 60 Min.)
Freitag, 17. Dezember:
18:30 Reise durch das Sonnensystem, ab 6 Jahren (ca. 60 Min.)
20:00 Der Stern von Bethlehem (ca. 60 Min.)
Ort:
Pfarrei Dreifaltigkeit, Rotonda (runder Saal), Sulgeneckstrasse 13, Bern. 100 Plätze pro Präsentation, keine Anmeldung nötig, Zertifikatskontrolle für Erwachsene. Eintritt frei (Kollekte).
Weitere Infos über das mobile Planetarium Zürich
Zum Stern von Bethlehem
Auch in diesem Jahr steht im Park der Kleinen Schanze der «Sternen-Märit». Mit viel Liebe und Details wurden dort kleine Hütten aufgestellt, wo Süsses, Glühwein, Fondue und viel mehr verkauft wird. Die Leute kommen in Scharen und bewundern abends die unzähligen Sterne, welche die Bäume und das ganze Areal zum Strahlen bringen. Unsere Dreifaltigkeitskirche steht am Rande dieses Ereignisses, hinter dem Verkaufsdepot und den Toiletten.
Einige behaupten sicher, dass die Kirche bei einem solchem Anlass früher einen würdigeren Ort bekommen hätte. Sie wäre im Mittelpunkt. Und der Markt hätte Christ- oder Weihnachtsmärit geheissen. Heute steht die Kirche am Rand. Aber nicht daneben. Wir freuen uns über den Sternen-Märit. Unsere Basilika erinnert daran, dass der Stern von Bethlehem damals, vor zweitausend Jahren, auch nicht auf den Vorhof des Königspalastes geleuchtet hat, sondern auf eine verlassene Krippe. Die Geburt Christi weist darauf hin, dass wir die Menschen am Rande annehmen müssen. Es geht um ihre Würde, wie wir zu Weihnachten beten werden: «Du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt…»
Abbé Christian Schaller, Pfarrei Dreifaltigkeit