Moses führt sein Volk durch die Wüste. | © Netflix
Moses auf Netflix
Epochales Drama biblischen Ausmasses
Wer sich eingehend mit der Geschichte von Moses befassen möchte, bekommt jetzt auf Netflix Gelegenheit dazu. Ab dem 27. März wird dort visuell eindrücklich der Netflix-Dreiteiler «Testament: Die Geschichte des Moses» erzählt.
Sarah Stutte, kath.ch
«Ich bin, der ich bin – und der ich sein werde». Episch, wort- und bildgewaltig wird die Reise von Moses schon in den ersten Sekunden des Vorspanns angekündigt. «Testament – die Geschichte von Moses» ist eine dreiteilige türkische Netflix-Produktion, die seit dem 27. März auf dem Streamingdienst läuft und den Zuschauenden eine der wohl eindrücklichsten biblischen Geschichten näherbringen soll.
Gleich zu Beginn von jeder der drei Folgen («Der Prophet», «Die Plagen» und «Das gelobte Land») wird mittels Texttafel erklärt, dass es sich in der Serie um eine dramatische Auseinandersetzung mit der Geschichte von Moses und dem Exodus handelt. Diese wird mit Ansichten von Theolog:innen sowie Religionswissenschaftler:innen unterschiedlicher Konfessionen ergänzt.
Das Baby im Weidekorb
Ihr Beitrag solle die Erzählung bereichern, aber nicht als Konsens verstanden werden. So will Netflix von Anfang an vermutlich Skeptikern entgegenwirken, die die Doku-Fiction-Serie genau nach wissenschaftlich-akkurat aufbereiteten Fakten unter die Lupe nehmen werden.
Die erste Folge, die den Titel «Der Prophet» trägt, erzählt davon, wie sich die Israeliten in Ägypten ansiedelten und jahrhundertelang versklavt wurden. Der ägyptische Pharao befahl damals, alle hebräischen Neugeborenen im Nil zu ertränken – aus Angst, das jüdische Volk würde zu mächtig werden.
Divers und abwechslungsreich
Seine Mutter legte Moses daraufhin in einen Korb, der vom Nil fortgetragen wurde. Die Tochter des Pharaos fand ihn und nahm das Baby auf. So wuchs der Junge am Königshof auf – als Prinz von Ägypten – um später von diesem vertrieben zu werden. Seine Reise zu sich selbst und seinem Volk führt über den Berg Sinai bis zum geteilten Roten Meer.
Positiv hervorzuheben ist, dass die türkische Produktionsfirma zwar teilweise im muslimischen Teil des Landes beheimatet ist, die Geschichte aber nicht explizit aus einer muslimischen Perspektive erzählt wird. Dafür ist man hier sehr divers und abwechslungsreich unterwegs. Neben dem Haupterzähler, der die Ereignisse wiedergibt, kommen viele unterschiedliche Stimmen zu Wort.
Befreier in drei Religionen
Ein Baptist erklärt, dass Moses tief in sich gewusst hätte, dass er anders war und daraus Mitgefühl für die Unterdrückten entwickelte. Und ein Buchautor meint, dass Moses einzigartig ist, in der jüdisch-christlich-islamischen Tradition. Weil er in allen drei Religionen als Prophet und Befreier verehrt wird. Die Haupthandlung bildet das chronologisch erzählte Leben des Helden aus dem Alten Testament – der vom israelischen Schauspieler Avi Azulay kraftvoll-charismatisch und mit einer dunklen Aura gespielt wird.
Auch düster und gewaltvoll
Ergänzt werden manche Szenen durch die Einordnungen der Expert:innen oder biblische Zitate, die eingeblendet werden. Filmisch ist das sehr dramatisch zugespitzt, zuweilen auch gewaltvoll. Das Setting ist beeindruckend. Fast jede Szene ist mit spannungsgeladener Musik unterlegt, was vielleicht auch hier und da ein wenig übermotiviert erscheint.
Neben der bekannten biblischen Geschichte werden dabei auch neue, spannende Überlegungen zu Moses gemacht. Eine Islamwissenschaftlerin, die über «Frauen und Gender im Koran» geschrieben hat, merkt beispielsweise an, dass nur wenige Lebensgeschichten von Propheten so vollständig im Koran erzählt würden, wie diejenige von Moses.
Und ein Rabbi hält fest, dass alles, was Moses damals getan hätte, auch heute noch für uns von Relevanz sei. «Was tust du, wenn andere leiden? Stehst du auf oder schweigst du?» Soziale Gerechtigkeit hätte überhaupt erst mit Moses begonnen.
Die dreiteilige Netflix-Serie «Testament: Die Geschichte des Moses» ist auf dem Streamingportal Netflix zu sehen.