Mutter Teresa (Jacqueline Fritschi-Cornaz) © 2022 Louise Productions Vevey Sàrl
Mother Teresa and Me. Film-Tipp
Film-Tipp
Die Schweizer Schauspielerin Jacqueline Fritschi-Cornaz spielt im Film «Mother Teresa and Me» die katholische Heilige und Friedensnobelpreisträgerin. Erstaunlich: Diese Mutter Teresa hat weder einen Heiligenschein noch ein friedliebendes Gemüt.
Charles Martig, Filmjournalist kath.ch
Ganz schön ambitioniert, wie Jacqueline Fritschi-Cornaz diese Mutter Teresa verkörpert. Sie hat einen starken mazedonischen Akzent, spricht aber Englisch für ein internationales Publikum. Sie nähert sich der historischen Teresa respektvoll an, vermeidet jedoch die religiöse Überhöhung der Hauptfigur.
Der Film «Mother Teresa and Me» zeigt unter der Regie von Kamal Musale die Licht- und Schattenseiten der berühmten Ordensgründerin. Bei allem Enthusiasmus für ihr Werk und die Hilfe für die Armen und Sterbenden auf den Strassen von Kalkutta erscheint hier Mutter Teresa als vielschichtige Figur.
Fritschi scheut sich nicht, die Glaubenszweifel zu zeigen. Sie hat – vor allem in der Darstellung der zweiten Lebenshälfte – auch etwas unangenehm Getriebenes. Unermüdlich drängt sie immer weiter nach vorne: von der Erlaubnis zur Ordensgründung, die sie beim Vatikan erwirkt, über die Beschaffung eines geeigneten Gebäudes für die Pflege von Kranken und Sterbenden, bis zur Abschreckung von Hindu-Nationalisten. Immer glaubt sie an ihre Mission. Aber in diesem Aktivismus bleibt die Spiritualität etwas auf der Strecke. Trotzdem wird sie von ihrem Umfeld für die Tatkraft und den Mut, den sie im Alltag zeigt, bewundert.
Dramaturgisch geschickt inszeniert der Film den Stoff in einer aktuellen Fassung. Beginnt doch der Film nicht mit Mutter Teresa (1910–1997), sondern mit dem Leben einer jungen Inderin, die in London ein modernes Leben führt.
Kavita ist die junge Frau, die durch eine unerwartete Schwangerschaft auf sich selbst zurückgeworfen wird. Kavita reist nach Indien und besucht ihre Verwandtschaft. Dort erfährt sie mehr über Mutter Teresa und ihr Wirken in Kalkutta.
Durch diesen dramaturgischen Schachzug entdecken wir das Leben der Mutter Teresa durch die Augen einer jungen, modernen Frau, für die sich schrittweise erschliesst, welche Bedeutung die Hauptfigur für die armen Menschen in Kalkutta hat.
«Mother Teresa and Me» ist ein empathischer Film mit warmen und strahlenden Charakteren. Es geht um das geheimnisvolle Zusammen-Wirken von zwei Frauenleben: Die junge Kavita mit indischen Wurzeln in London und spiegelverkehrt die erwachsene Ordensschwester Teresa aus Nordmazedonien mit ihrem missionarischen Elan in Indien.
Während des ganzen Films steht eine ahnungsvolle Hoffnung im Raum, dass diese beiden Frauenleben irgendwie zusammenhängen. Eine warmherzige und geheimnisvolle Verbindung zwischen den beiden Hauptfiguren stellt Tante Deepali (Deepti Naval) her. Sie hat Mutter Teresa beim Aufbau ihrer Projekte in Kalkutta tatkräftig unterstützt und kennt Kavita ebenfalls sehr gut. Doch Deepali hütet ein Geheimnis.
Das gut geschriebene Drehbuch und die emotionale Wärme der Figuren machen diesen Film aus. Er eignet sich für die Firmvorbereitung und die kirchliche Erwachsenenbildung. Diese Heiligen-Erzählung lädt ein, das wechselvolle Leben von Mutter Teresa kennen zu lernen und sie in ihrer ganzen Vielfalt und Widersprüchlichkeit zu erleben.
«Mother Teresa and Me (Kavita and Teresa)» Schweiz, Indien, Vereinigtes Königreich 2022; Regie: Kamal Musale; Protagonist*innen: Jacqueline Fritschi-Cornaz, Banita Sandhu, Deepti Naval; Vereih: Louise Productions Vevey Sàrl; Film-Page
Kinostart: 27. Oktober 2022, Vorpremieren