21.10.2024

Musiker:innen aus Brasilien zu Gast in Ostermundigen und Bümpliz

Ende Oktober 2024 sind erneut Musiker:innen des Förderprojekts "manacanto" aus Manaus im Pastoralraum Bern zu Gast. Das Projekt wird von der KEM (Kommission für Entwicklungshilfe und Missionen) der Katholischen Kirche Region Bern unterstützt.

Text und Foto: Christian Geltinger

Brasilien gilt heute nicht mehr als Kernland dessen, was man früher als «Entwicklungshilfe» bezeichnete. Der Fokus hat sich seit den 80er-Jahren, in denen insbesondere Christ:innen im Zuge der sogenannten Befreiungstheologie in den Ländern Lateinamerikas sehr aktiv waren, deutlich verlagert zugunsten akuter aktueller Krisenherde. Aber Not hat viele Gesichter, insbesondere in einer Stadt wie Manaus, wo Kinder unmittelbar neben Bezirken wohnen, die als absolute No-Go-Areas gelten, weil dort Drogenkriminalität und Prostitution an der Tagesordnung sind.

Sozialer Ort jenseits religiöser Gemeinschaften

Wolfgang Böhler aus Ittigen verbringt jedes Jahr mehrere Monate in Manaus. Hier hat er vor 25 Jahren seine Frau kennengelernt: «Ich wurde über die Jahre so freundlich aufgenommen. Brasilien ist meine zweite Heimat. Da wollte ich einfach etwas zurückgeben.» Also gründete Böhler, der selbst in der Schweiz mehrere Männerchöre leitet, vor einigen Jahren einen Verein, mit dem er in Manaus das Kreativzentrum «Larte» aufbaute. Mittlerweile unterrichten dort etwa zehn Lehrpersonen 50 bis 70 Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahren, unter anderem mit Hilfe von Geldern der KEM, der Katholischen Kirche Region Bern und von Privatpersonen. «Das Kreativzentrum ist ein sozialer Ort, an dem Talente im musischen Bereich gefördert werden. Dabei ist es im Grunde nicht sehr viel anders als bei den Schweizer Kindern. Wichtig ist, dass sie eine gewisse Regelmässigkeit lernen, an einer Sache dranbleiben.»

Religion und Politik aussen vor

Mit seinem Kreativzentrum will Böhler ein Pendant schaffen zu den unterschiedlichen religiösen Gruppierungen, die sich nach aussen abschotten. So etwas wie Vereine gibt es nicht, der Alltag wird bestimmt von der jeweiligen Religionsgemeinschaft, der man angehört. Deshalb ist es Böhler wichtig, dass im Kreativzentrum nicht über Religion und Politik gesprochen wird. Die verbindende Sprache ist die Musik.

Förderung professioneller Musiker:innen

Mit «Manacanto» ist Wolfgang Böhler auch in der Förderung professioneller Musiker:innen in Manaus tätig. Er ermöglichte Reisen in die Schweiz, Konzerte mit seinem Chor und Privatstunden bei Musiker:innen des Berner Sinfonieorchesters. In Brasilien bietet er selbst Workshops in Gehörbildung und Kammermusik an. Ausserdem ist es ihm wichtig, für die jungen Musiker:innen auch in den zentralen Lebensfragen eine psychologische Stütze zu sein. «Ich habe mit einem Musiker, der in einer grossen existentiellen Krise steckte, über antike Philosophie gesprochen. Plötzlich ist bei ihm der Knoten geplatzt und er hat seinen eigenen Wert entdeckt.» Heute ist er Musikstudent und Teil des Larte-Teams. Ein anderer Venezolaner, den er Jahre lang begleitet hat, ist heute Mitglied des Philharmonischen Orchesters von Manaus.

Konzerte in Ostermundigen und Bümpliz

Projekte wie das von Wolfgang Böhler zeigen uns, dass jede:r etwas tun kann, um das Leben von Menschen zu verändern. Dabei zählt es nicht, wie gross das Projekt ist, sondern dass man mit Herzblut und aus Überzeugung dabei ist. Die Mitglieder des Projekts Manacanto umrahmen die Gottesdienste am 20. Oktober um 10.00 (Guthirt, Ostermundigen) und 26. Oktober um 18.00 (St. Antonius, Bümpliz) mit brasilianischer Musik.


Mehr unter: www.manacanto.ch