Mutter Theresa segnet Reporter und Fotografen, die sich im Hof des Hauptsitzes der Missionarinnen der Nächstenliebe versammelt haben. Kalkutta, Indien, März 1997. Foto: Reuters/Stringer

Mutter Theresa ist jetzt heilig

31.08.2016

Dank ihrem unermüdlichen Einsatz für die Armen ist sie Vorbild für viele Katholiken, nun ist sie auch offiziell eine Heilige: Mutter Theresa.

Mutter Teresa (1910-1997) ist jetzt offiziell heilig. Papst Franziskus erklärte die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin, die durch ihren Einsatz in den Slums von Kalkutta bekannt wurde, am Sonntag auf dem Petersplatz zum verehrungswürdigen Vorbild für Katholiken. Zu der festlichen Zeremonie versammelten sich mehr als 100'000 Menschen. 13 Staats- und Regierungschefs waren angereist, unter ihnen Indiens Ministerpräsident Narendra Modi.  

Der Papst würdigte Mutter Teresa als "unermüdliche Arbeiterin der Barmherzigkeit". Sie habe sich über die Erschöpften gebeugt, "die man am Strassenrand sterben liess", und ihre Stimme vor den Mächtigen der Welt erhoben, "damit sie angesichts der Verbrechen der Armut, die sie selbst geschaffen hatten, ihre Schuld erkennen sollten", sagte er in seiner Predigt. Mutter Teresas Mission in den Randzonen der Städte und des Lebens bleibe "in unserer Zeit ein beredtes Zeugnis für die Nähe Gottes zu den Ärmsten der Armen", so Franziskus.  

Nach der Heiligsprechung lud der Papst 1'500 Obdachlose und Arme aus ganz Italien zum Mittagessen in den Vatikan ein. 250 Mutter-Teresa-Schwestern servierten den Gästen im Vorraum der Audienzhalle Pizza Napoletana. Unterstützt wurden sie von 50 Angehörigen des männlichen Ordenszweigs. Gebacken wurde die neapolitanische Spezialität von 20 Pizzabäckern aus der süditalienischen Stadt, die mit drei Pizzaöfen angereist waren.  

Die Heiligsprechung und der anschliessende Gottesdienst fanden unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 1000 Polizisten und Spezialkräfte waren im Einsatz. Weltweit übertrugen 120 Sendeanstalten die Heiligsprechung.  

Franziskus sprach lateinische Formel

Während der traditionellen Zeremonie bat der für Heiligsprechungen zuständige Kurienkardinal Angelo Amato den Papst formell um die Aufnahme Mutter Teresas in das Verzeichnis jener Heiligen, die weltweit öffentlich verehrt werden dürfen. Daraufhin sprach Franziskus die lateinische Formel, die Mutter Teresa zur Heiligen erhebt.  

In seiner Predigt sagte der Papst weiter, Mutter Teresas Vorbild führe vor Augen, "dass das einzige Kriterium für unser Handeln die gegenleistungsfreie Liebe ist, die unabhängig von jeder Ideologie und jeder Bindung ist". Diese müsse alle umfassen unabhängig von Sprache, Kultur, der Ethnie oder Religion.

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Die aus Albanien stammende Mutter Teresa wurde durch ihre Hilfe für Waisenkinder und Obdachlose in den Slums von Kalkutta als "Mutter der Armen" bekannt. Die katholische Kirche begeht künftig den 5. September als Gedenktag von Mutter Teresa. Sie war am 5. September 1997 im Alter von 87 Jahren gestorben.
Lesen Sie hier die Papstpredigt zur Heiligsprechung Mutter Teresas im Wortlaut (Radio Vatican, 4. September)

 

Pilger vergossen Freudentränen bei Heiligsprechung von Mutter Teresa

Die Spannung der Menschen ist fast greifbar, so sehr haben sie alle auf diesen Augenblick gewartet, gehofft und dafür gebetet: Die Heiligsprechung von Mutter Teresa. Die ersten Klänge der Messe: "Misericordes Sicut Pater", verhallen in der römischen Sonne, kurz darauf ebenso die Anrufung der Heiligen - und dann, endlich, spricht Papst Franziskus unter seinem bordeauxroten Baldachin direkt vor dem Petersdom die von so vielen hier lang ersehnte, lateinische Formel: "Beatam Teresiam de Calcutta Sanctam esse decernimus et definimus". Applaus brandet auf, einigen Pilgern stehen Tränen in den Augen - Mutter Teresa ist heilig!  

Rund 120'000 Menschen sind auf den Petersplatz und die angrenzende Via della Conciliazione gekommen, um diesen Moment live zu erleben. Schliesslich ist die Ordensgründerin, die 1910 im heute mazedonischen Skopje geboren wurde, als "Mutter der Armen" weltweit bekannt. Ihr bürgerlicher Name, Agnes Gonxha Bojaxhiu, sagt hingegen kaum jemandem etwas. Aber Mutter Teresa von Kalkutta - weil sie im indischen Kalkutta in einem weissen Sari durch die Slums zog, um den Bedürftigen zu helfen - die kennt nahezu jeder.

Geschenk fürs Abitur

Unter der sonnenhutbedeckten Masse, fahnenschwenkenden Argentiniern, Asiaten und vielen Europäern ist auch Iris aus dem Erzbistum Köln. Sohn Maximilian bekam die Romreise zur Heiligsprechung zu seinem Abitur geschenkt. Der Familie liegt am Glauben, der Vater ist Diakon. "Es ist cool, ein Erlebnis", meint Maximilian. Mutter Iris ergänzt: "Heilige sind unsre Freunde, sie sind immer für uns da".  

Schwestern der Nächstenliebe schieben Kranke im Rollstuhl

Die Mutter Teresa-Schwestern sind selbstverständlich auch da, an dem Tag, an dem ihre Ordensgründerin zur Ehre der Altäre erhoben wird. Immer wieder sieht man die weissen Kopftücher der Ordensschwestern mit dem typischen blauen Saum in der Menge, ausserdem haben sie Plätze weit vorne bekommen, damit sie den Papst und "Ihre Heilige" auch gut sehen können. Denn zur Heiligsprechung wurde ein grosses Bild Mutter Teresas am Petersdom angebracht. Doch so, wie Mutter Teresa sich unerlässlich um Bedürftige kümmerte, sind die Schwestern teilweise auch heute im Einsatz: sie schieben Kranke im Rollstuhl, beten. Für Interviews haben sie keine Zeit. Anders eine Gruppe elf junger Frauen, die bereits seit dem Vorabend vor der Sicherheitszone wartete, die rund um den Petersplatz durch ein Absperrgitter eingerichtet wurde. Zur Heiligsprechung von Mutter Teresa, die sich um Arme, Kranke und Obdachlose kümmerte, nächtigte die kleine Pilgergruppe mit Schlafsack und Decken auf dem blossen Boden. Dort, wo sonst die schlafen, die Mutter Teresa besonders am Herzen lagen. "Es war kalt. Aber das war die Sache wert", sagen sie.  

Warten unter babylonischem Stimmenwirrwarr

Aus allen Himmelsrichtungen und Kontinenten hat die charismatische Ausnahmeerscheinung die Menschen wie ein grosser Magnet nach Rom gezogen. Vielen warteten seit dem frühen Morgen auf Einlass, zwischen Ave-Maria Gesängen, Rosenkranz-Duft und babylonischem Stimmenwirrwar. Die Heiligsprechung von Mutter Teresa ist einer der Höhepunkte im von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Mutter Teresa bedeutet vielen viel.  

Die Anrede "Mutter Teresa" soll bleiben

Das macht auch Papst Franziskus bei seiner Predigt deutlich, in gewohnt umgangssprachlicher Manier und freier Rede: "Ich denke, es wird uns etwas schwerfallen, sie jetzt 'Heilige Teresa' zu nennen, denn ihre Heiligkeit ist uns so nahe, sie ist so zart und so fruchtbar, dass wir wohl spontan weiterhin 'Mutter Teresa' sagen werden."  

Da könnte Franziskus richtigliegen. Zwei Inder jedenfalls, die in Rom leben, sind zur Heiligsprechung gekommen, weil sie sich "Mutter Teresa so nahe fühlen". "Sie ist wirklich wie eine Mutter für mich", sagt der jüngere der Beiden. Und Bernadette aus Irland, die Mutter Teresa noch persönlich kannte und mehrmals traf, ist überzeugt, das die neue Heilige bereits für sie ein Wunder erwirkt hat. Mit Hilfe einer Haar-Reliquie habe sie eine Krebskrankheit besiegt. Die Heiligsprechung war ihrer Meinung nach längst überfällig. Deshalb ist heute für sie ein ganz besonderer Tag. "Ich fühle mich fast selbst wie im Himmel", sagt sie unter Tränen.

Von Stefanie Stahlhofen, via kath.ch

 

Zur Heiligsprechung von Mutter Theresa - Eine Annäherung

Am Sonntag, 4. September, wird Mutter Teresa heiliggesprochen. Das hierzu nötige Verfahren leitete der damalige Papst, Johannes Paul II., bereits zwei Jahre nach ihrem Tod ein und überging damit die Regel, dass Menschen für ihre Taten und Wunder erst fünf Jahre nach ihrem Tod ausgezeichnet werden können. So war das bis dahin kürzeste Seligsprechungsverfahren der Neuzeit 2003 bereits abgeschlossen. 13 Jahre später folgt nun die Heiligsprechung.

Das erste für eine Heiligsprechung nötige Wunder geschah, als Mutter Teresa durch das Auflegen ihrer Hände und einer Medaille der Jungfrau Maria eine Frau von ihrer Unterleibszyste und ihrer Tuberkulose geheilt hat. Das zweite anerkannte Wunder geschah 2008, als die Angehörigen eines an mehreren Hirntumoren erkrankten Brasilianers, Mutter Teresa um Hilfe anriefen und der Mann ohne medizinische Erklärung geheilt wurde.
Der Gedenktag der angehenden Heiligen in der Liturgie der römisch-katholischen Kirche ist der 5. September.

Mutter Teresa war am 26. August 1910 als Anjezë (Agnes) Gonxha Bojaxhiu im heutigen Skopje (Mazedonien) in eine wohlhabende katholische Familie hinein geboren worden. Agnes besuchte eine katholische Mädchenschule und entschied sich bereits im Alter von zwölf Jahren für ein Leben als Ordensfrau. Mit 18 Jahren trat sie den Loreto-Schwestern in Irland bei, wurde von dort aber bereits zwei Monate später nach Bengalen (Indien) geschickt, wo sie ihre Profess ablegte und siebzehn Jahre lang als Lehrerin und Direktorin in der St. Mary’s School wirkte.

Nach eigener Erzählung verspürte sie während einer Fahrt durch Kalkutta beim Anblick eines Kruzifixes die Berufung, den Armen zu helfen.  In ihrem Tagebuch schilderte sie dieses Erlebnis als mystische Begegnung mit Jesus, der sie mit den Worten „Mich dürstet“ dazu aufforderte, ihm in den Ärmsten der Armen zu dienen. Zwei Jahre später erhielt Mutter Teresa die Erlaubnis, die Klausur zu verlassen und dennoch Ordensfrau zu bleiben. Fortan lebte sie in Kalkutta, wo sie zunächst als einzelne Ordensfrau wirkte, bis sich ihr einige Mitschwestern anschlossen.

Mutter Teresa hatte 1947, kurz nach der Unabhängigkeit Indiens, die indische Staatsbürgerschaft angenommen. Sie sprach damals schon fliessend Bengali. 1950 gründete sie die Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe, die sich um Sterbende, Waisen, Obdachlose und Kranke, besonders um Leprakranke, kümmern sollten.
Mutter Teresa starb am 5. September 1997 und wurde in Kalkutta mit einem Staatsbegräbnis unter grosser Anteilnahme der Weltöffentlichkeit beerdigt.

Schon zu Lebzeiten hatte Mutter Teresa auch Kritiker. Diese warfen ihr vor, den Armen und Verletzlichen den Katholizismus aufgezwungen zu haben und durch die strikte Ablehnung von Empfängnisverhütung und Abtreibung zum Elend der Armen beigetragen zu haben. Sie vertrat in dieser Frage die vatikanischen Glaubenspositionen zum Verbot von Verhütungsmitteln und Schwangerschaftsabbrüchen und gewann Einfluss durch ihre Gespräche mit Staatsmännern und bedeutenden Persönlichkeiten auf Konferenzen weltweit als eine Botschafterin päpstlich-katholischer Wertvorstellungen.
Weiter warf man ihr vor, durch die Idealisierung der Armut eine Festigung der sozialen Ungerechtigkeiten bewirkt zu haben. Tatsächlich war es so, dass die damals in Westbengalen regierende Kommunistische Partei versucht hatte, durch Agrarreformen die Armen aus ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit von lokalen Eliten zu befreien. Anstatt die unteren Schichten in ihrem Kampf nach Unabhängigkeit zu unterstützen, befeuerten Mutter Teresas individuell-religiöse Heilsversprechungen die antikommunistische Gegenbewegung. Dies ging mit der Ablehnung sozialer und sozialistischer Bewegungen durch den Vatikan einher, wie sie mit der Befreiungstheologie in Südamerika und in anderen Teilen der Dritten Welt entstanden. So war es nicht verwunderlich, dass die katholische „Kirche der Armen“ in Südamerika Mutter Teresas Organisation ablehnte.

In einer neuen Studie (2013) schlagen drei angesehene kanadische Wissenschaftler der Universitäten Montreal und Ottowa in dieselbe Bresche. Der Leiter der Studie, Serge Larivée, Psychologieprofessor der Universität Montreal, nennt die Gründe, die zur Heiligsprechung geführt haben, gar „konstruiert und das Resultat einer orchestrierten und gut organisierten PR-Kampagne“.
Besonders kritisch sehen die Forscher das Management der 517 Armen- und Krankenhäuser. Ihre letzten Tage verbrachten die Sterbenden dort unter schlimmsten und geradezu unmenschlichen Bedingungen. In unhygienischen und katastrophalen Zuständen, oft mangelernährt, sollen die Menschen dort vor sich hinvegetiert haben. Dabei waren etliche der dem Orden gespendeten Häuser ursprünglich gut ausgestattet, wurden aber auf Anordnung Mutter Teresas auf äusserste Schlichtheit und Armut umgestaltet (unter anderem wurden vorhandene neuwertige Matratzen entsorgt, und es wurde nicht oder kaum geheizt). Zudem seien den Patienten Schmerzmittel und wichtige Medikamente verweigert worden und Mutter Teresa wird zitiert: „Zu sehen, wie sie ihr Schicksal ertragen, hat auch etwas ganz Wundervolles. Sie leiden damit so wie Jesus Christus am Kreuz und kommen ihm damit näher“. Brisant dabei: Mutter Teresa selbst hat sich am Ende ihres Lebens in den USA mit palliativen Methoden behandeln lassen.
Die erbärmlichen Zustände, die in den Hospizen geherrscht haben, können nicht auf Geldmangel zurückgeführt werden. Weltweit hat die Friedensnobelpreisträgerin Millionen von Spenden gesammelt und auf geheimen Bankkonten verwahrt haben. Professor Larivée hält die Frage für angebracht, wo die Millionen geblieben sind, da sie in den Armenhäusern ganz offensichtlich nie angekommen seien.

Tatsache ist, dass Mutter Teresa mit ihren Spendengeldern keine den heutigen Qualitätsanforderungen genügenden Krankenhäuser oder Altenheime, sondern primitive klosterähnliche Massenunterkünfte gründete, in denen die Hilfeleistung mit einem strikten ritualisierten Regelwerk verknüpft war. Solcherart Askese erklärte sie als Vorbedingung für Heiligkeit. Ihr Profit scheint demnach nicht finanzieller Art, sondern die für sich und ihre Helfer erstrebte Gottseligkeit gewesen zu sein.

Die Kritiker meinen, dass ihr weniger um die Hilfe für die Armen und Kranken, sondern um die Verbreitung ihres traditionalistischen katholischen Glaubens gegangen sei. Sie formulierte es selber so: „Taten der Nächstenliebe sind immer ein Mittel, um Gott näher zu kommen.“ In zahllosen Kommentaren brachte Mutter Teresa als ihr persönliches Hauptziel das Erreichen von Heiligkeit und die Einheit mit Christus zum Ausdruck. Sie unternahm genau das, was nach katholischer Glaubenslehre getan werden muss, um Heiligkeit zu erreichen: soziales Engagement, religiöse Rituale und Askese.

Die Forscher konnten sich in ihrer Arbeit auf hunderte von Berichten über Leben und Werk Mutter Teresas stützen. Auch hat sie 5400 theologische Briefe und Korrespondenz an ihre Mitschwestern hinterlassen. Darin sind auch erstaunliche Zweifel enthalten: Ihre Seele sei „wie ein Eisblock“. Sie sei „von Gott nicht gewollt“, „zurückgestossen – leer – kein Glaube – keine Liebe.“  „In meinem Innern ist es eiskalt“ oder „Die Seelen ziehen mich nicht mehr an – der Himmel bedeutet nichts mehr – für mich schaut er wie ein leerer Platz aus.“
Solche Glaubensschwierigkeiten sind für Heilige der katholischen Kirche allerdings nichts Ungewöhnliches. Ein viel positiveres Bild zeichnet Leo Maasburg, scheidender Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke „Missio“ in Österreich, Wiener Priester und langjähriger Reisebegleiter Mutter Teresas. Maasburg hatte während der 1980er Jahre Mutter Teresa auf zahlreichen Reisen begleitet und war nach ihrem Tod ab 2002 auch Mitglied der römischen Kommission zu ihrer Seligsprechung. Maasburg sieht Parallelen zwischen Mutter Teresa und Papst Franziskus. Bei beiden stehe die Zärtlichkeit Gottes und die Zuwendung zu den Ärmsten der Armen im Zentrum ihres Wirkens. „Mutter Teresa sah und verehrte die Gegenwart Jesu in den Ärmsten genauso wie in der Eucharistie. Das waren auch die beiden Säulen ihres Lebens.“
Auch in der Reisepolitik der beiden sieht er Parallelen. Mutter Teresa hatte einmal die Einladung der Regierung der Provinz Madras nur angenommen, wenn sie die Reiseziele selbst bestimmen konnte. Sie besuchte nur die Slums und liess selbst den Höflichkeitsbesuch beim Gouverneur aus. Mutter Teresa habe jedes „Werk der Barmherzigkeit“ erfüllt. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, habe sie direkt umgesetzt. Stets habe Mutter Teresa den anderen Menschen „Gott zuführen“ wollen – was bei den vielen der im Elend lebenden bedeutet habe, „ihnen die Würde als Kinder Gottes zurückzugeben“.

Die finanziellen Unterstützer ihrer Arbeit habe Mutter Teresa stets mit Nachdruck eingeladen, selbst mitzuhelfen, die Armen zu „berühren“ und diese dabei als „wunderbare Menschen“ kennenzulernen. Viele hätten durch einen freiwilligen Einsatz in den Werken des Ordens ihr Leben verändert. Mutter Teresa habe enorme Vorbildwirkung entwickelt, so Maasburg. Und genau das ist es auch, was in Professor Larivées Studie schliesslich durchaus positiv bewertet wird: die grosse Inspiration, die vom Wirken Mutter Teresas auf viele ausging, für die sie Vorbild im Kampf gegen die Armut war und die sich daraufhin selbst engagiert haben. Für ihr Wirken erhielt Mutter Teresa zahlreiche Preise. Die bedeutendsten waren 1978 der Balzan-Preis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern und 1979 der Friedensnobelpreis.

Heute gehören den Missionaren der Nächstenliebe über 3.000 Ordensschwestern und mehr als 500 Ordensbrüder in 710 Häusern in 133 Ländern der Erde an.
Und was sagt Papst Franziskus? Er hat 1994 Mutter Teresa während einer Bischofssynode im Vatikan persönlich kennengelernt. Damals sass sie direkt hinter ihm. Er habe die Kraft und Entschiedenheit ihrer Wortmeldungen bewundert, sagte Franziskus später. Sie habe sich nicht von den Bischöfen einschüchtern lassen. Mutter Teresa sei eine Frau gewesen. «Die immer das sagte, was sie sagen wollte».

Nicole Arz