Mit 44 Ja-Stimmen wurde die ökumenische Koordinationsstelle klar angenommen. Foto: EKS
Nach kontroverser Debatte: Reformierten stimmen für ökumenische Seelsorgestelle
Die reformierte Synode sagt nach kontroverser Debatte ja zur Einrichtung einer nationalen ökumenischen Seelsorgestelle. Die Entscheidung auf katholischer Seite steht noch aus.
Annalena Müller
Am Montag hat die Synode der Evangelische-reformierten Kirche Schweiz (EKS) nach kontroverser Debatte entschieden: Die nationale ökumenische Koordinationsstelle «Seelsorge im Gesundheitswesen» soll eingerichtet werden. Diese Entscheidung sei ein «klares Bekenntnis der EKS zu einer starken und wirksamen Präsenz der kirchlichen Seelsorge auf nationaler Ebene. Damit werden die Interessen der Kirche in gesundheitspolitischen Debatten gezielt und frühzeitig eingebracht», heisst es in der Medienmitteilung. Die EKS wird einen jährlichen Beitrag von 72'000 CHF entrichten.
Katholisches Ja steht noch aus
Die geplante Koordinationsstelle soll gemeinsam mit der Schweizerischen Bischofskonferenz (SBK) und der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) getragen werden. Die RKZ wird auf ihrer Plenarversammlung Ende November und die SBK bei der Vollversammlung Anfang Dezember votieren. Zuvor könne kein Statement abgegeben werden, heisst es von Seiten der RKZ auf Anfrage.
Die ökumenische Koordinationsstelle soll die Kirchen in ihrer Arbeit im Gesundheitswesen besser zu vernetzen und zu unterstützen. Konkret wird die Stelle auch als Interessenvertretung gegenüber Bundesbehörden und Institutionen auftreten und sich dort «mit Nachdruck für gute Rahmenbedingungen für die Seelsorge im Gesundheitswesen einsetzen», wie es in der Medienmitteilung der EKS heisst.
Notwendigkeit der nationalen Vernetzung
In ihrer Ansprache an die Synode verwies EKS-Präsidentin Rita Famos auf das «big picture», das die Synodalen bedenken müssten und meinte damit, den gesellschaftlichen Transformationsprozess – Individualismus, Fragmentierung, Säkularisierung –, den die Kirchen erleben. Auch wenn die anhaltenden Diskussionen, öffentliche Gelder für die Kirchen zu streichen, nicht explizit erwähnt wurden, dürften sie ein Motivator für die Schaffung der nationalen Stelle sein, an der eine Arbeitsgruppe seit vier Jahren arbeitet. Bei den Kirchen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein koordiniertes Vorgehen auf nationaler Ebene zunehmend wichtig wird.
Dennoch verlief die Debatte der Synode über die Einrichtung der Stelle kontrovers. Einige Synodale befürchten, dass die Einrichtung einer solchen Stelle, eine potenzielle Gefahr für die kantonale Autonomie darstelle. Gegner:innen verwiesen auf die föderalistische Struktur des hiesigen Gesundheitswesens und argumentierten, dass eine Zentralisierung durch eine nationale ökumenische Koordinationsstelle kontraproduktiv sei. Zudem wurde die Notwendigkeit der Koordinationsstelle in Frage gestellt, und es wurde eine Rückweisung zur Klärung offener Fragen gefordert.
Trotz kontroverser Diskussion hat die Synode am Ende klar ja gesagt. Mit 44 Ja-Stimmen (zu 12 nein und vier Enthaltungen) bekennt sich die EKS zur Schaffung der nationalen Koordinationsstelle. Catherine Berger, zuständige Rätin und Vizepräsidentin der EKS drückte gegenüber dem «pfarrblatt» ihre Freude über die Zustimmung der Synode aus. «Die neue Stelle wird einen wertvollen Beitrag leisten, um die Präsenz der Kirchen und ihre gemeinsamen Interessen in diesem Umfeld zu stärken.»