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Nein zu sexueller Gewalt gegen Frauen - Nein zu Fremdenhass
Seit den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln ist sie ins Zentrum der gesellschaftlichen Debatten auch in der Schweiz gerückt: die sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Sie ist kein Novum in unserer Welt, auch wenn Medien, Politik und öffentliche Meinung dies suggerieren wollen. Junge Männer, die sich zu Gruppen zusammentun und unter Alkoholeinfluss Frauen sexuell belästigen, gibt es überall auf der Welt. Beim Karneval von Rio, in indischen Bussen, auf dem Oktoberfest in München oder an der Fasnacht in der Schweiz. Frauen wissen weltweit, wie gefährlich alkoholisierte und gewaltbereite Männer sein können – in Gruppen im öffentlichen Raum oder privat in den vier Wänden zuhause. Die Empörung über die Vorfälle in Köln vernebelt die Tatsache, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen ein alltägliches Phänomen ist, das sich zum weitaus grössten Teil im nahen sozialen Umfeld, im Freundes und Familienkreis ereignet. Wir leben nach wie vor in einer weitgehend patriarchalen Welt, wo sich die Macht der Männer häufig in sexualisierter Gewalt gegen Frauen zeigt.
Sexuelle Gewalt ist sexuelle Gewalt und sie ist abscheulich – unabhängig davon, welche kulturelle Herkunft oder welche Religionszugehörigkeit ein Täter hat. Oder ist ein sexueller Übergriff eines Ausländers schlimmer als jener eines Inländers? Ist ein muslimischer Vergewaltiger schlimmer als ein christlicher Vergewaltiger? Schaut man sich die derzeitigen Debatten an, scheint diese Meinung weit verbreitet. Sexuelle Gewalt, Frauenfeindlichkeit und Migration: Die (Ver-)Mischung ist beängstigend perfekt und passt nur zu gut in die allgemeine Ausländerfeindlichkeit, die durch die Durchsetzungsinitiative derzeit nochmals so richtig angeheizt wird. Sexuelle Gewalt ist schlimm. Die Übergriffe von Köln sind schlimm. Aber noch schlimmer ist es, wenn die längst überfällige öffentliche Debatte zur sexuellen Gewalt gegen Frauen von Populisten für ihre Hetze gegen Ausländer und Fremde instrumentalisiert wird. Die Leidtragenden sind Migranten und Menschen, die bei uns Schutz suchen und unter Generalverdacht gestellt werden, und die Leidtragenden sind Frauen, die Opfer von sexuellen Übergriffen und sexualisierter Gewalt geworden sind und deren Not für ausländerfeindliche Propaganda missbraucht wird. Sagen wir Nein zu jeder Form von sexueller Gewalt! Sagen wir Nein zu jeder Form von fremdenfeindlicher Hetze!
Dr. Doris Strahm, Interessengemeinschaft Feministische Theologinnen,
Dr. Regula Grünenfelder, FrauenKirche Zentralschweiz