Foto: Pia Neuenschwander

Neuer Pastoralraumleiter

24.02.2016

Kurt Schweiss, Pfarrer zu St. Martin, Thun, wird neuer Leiter des Pastoralraums Bern Oberland.

Kurt Schweiss, Pfarrer zu St. Martin, Thun, wird neuer Leiter des Pastoralraumes der katholischen Kirche Bern Oberland. Er tritt die Nachfolge des Gstaaders Thomas Müller an. Am 5. März wird Schweiss in sein neues Amt eingesetzt. Ein Gespräch.


«pfarrblatt»: Pastoralraumleiter kurz erklärt, geht das?

Kurt Schweiss: Es gibt zwei Typen von Pastoralräumen. In einem Pastoralraum arbeiten verschiedene Pfarreien zusammen. Im Typ A arbeiten Pfarreien zusammen, die ihre Selbstständigkeit bewahren, also jede ihreGemeindeleitung behält. Im Typ B gibt es ein gemeinsames Leitungsteam für die betreffenden Pfarreien. Wir im Oberland arbeiten mit dem Typ A. Die Pfarreien behalten ihre Selbstständigkeit. Als Pastoralraumleiter motiviere ich zur Nutzung von Synergien, leite die gemeinsamen Sitzungen, stehe für Problemlösungen zur Verfügung.

Was geht in einem Pastoralraum besser als in einer Pfarrei?

Das ist eine grosse Frage. Unsere Mitarbeitenden in der Seelsorge haben verschiedene Begabungen und Stärken. Diese können für das ganze Oberland wertvoll sein. Als Beispiel: Die Gemeindeleiterin der Pfarrei Frutigen pflegt den spirituellen Tanz und hat damit Erfolg. Sie hat nun das Angebot für den ganzen Pastoralraum geöffnet und den Kurs nach Thun verlegt. Der Kurs hat Anklang gefunden. Zudem ist sie stark in der Altersseelsorge und hat in Spiez einen Vortrag zum Thema angeboten. Unsere Koordinationstelle hat letztes Jahr für den ganzen Pastoralraumeine Reise ins Burgund ausgeschrieben. Die Teilnehmenden kamen aus dem ganzen Oberland. Weitere erfolgreiche Anlässe sind der Starttag Erstkommunion und ein Anlass für die Firmlinge. Die Teilnehmenden erleben über ihre Pfarrei hinaus katholische Gemeinschaft. Das macht Sinn und stärkt gegenseitig.

Was sind die Herausforderungen für die Katholiken im Berner Oberland?

Im Oberland sind die Katholiken zwar verwurzelt, aber meist zugezogen. Viele haben einen Migrationshintergrund, wie beispielsweise die Portugiesen, die in der Hotellerie arbeiten. Ohne unsere Missionen lässt sich eine wirkungsvolle Seelsorge nicht denken. Zusätzlich sind die weiten Distanzen zwischen Meiringen–Gstaad– Thun und die jeweiligen Eigenheiten der einzelnen Lebensräume Herausforderungen für die Seelsorge.

Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Theologinnen und Theologen und Priestern in den verschiedenen Teams?

Sie sprechen die Forderungen des neuen Nuntius an, Pfarreien zu schliessen, denen kein Priester vorsteht. Das Problem lässt sich leicht lösen, indem man den Pastoralraumals kirchenrechtliche Grösse definiert (lacht). Spass beiseite. Bei uns ist die Stimmung gut. Am Ende der letzten Fortbildungstage fand ich es schade, dass sie schon vorbei waren. Es gibt sicher auch ab und zu Spannungsfelder unter uns, die kommen aber zur Sprache und wir können gut miteinander reden.

Welcher ist Ihr persönlicher Orientierungspunkt für ein christliches Handeln?

Mein persönlicher Orientierungspunkt ist eine Frage: Wo ist Gott? Nicht wer und was Gott ist, sondern die Frage, wo zeigt sich Gott, wo wird er sichtbar. Das hält wach.

Wie gross ist die Bedeutung der Ökumene?

Sie ist uns wichtig und wird lokal verschieden gelebt. In Thun gibt es eine Arbeitsgemeinschaft AKiT, im Bödeli Interlaken eine enge Zusammenarbeit, in der Pfarrei Spiez lebt man dieÖkumene traditionell sehr stark.Gegenüber unserer grossen Schwester, der reformierten Kirchen, sind wir zahlenmässig der Juniorpartner. Die reformierten Kirchen sind aktuell mit vielen Strukturanpassungen beschäftigt, sie spüren den Druck des Kantons stärker als wir. Trotzdem leben die ökumenischen Angebote wie das Pfingstschiff, verschiedene Gottesdienste und Aktionen bis hin zu einer ökumenischen Jugendarbeit in Spiez.

Mit Ihrer Einsetzung am 5. März wird auch eine Wanderausstellung zumJahr der Barmherzigkeit eröffnet. Was will die Ausstellung?

In unserer katholischen Tradition gibt es die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit. Die wollen wir im Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus für dieses Jahr ausgerufen hat, vorstellen. Die sieben Werke sind beispielhafte Handlungen, in denen sich die Liebe zum Nächsten zeigt. Sie finden sich im Matthäusevangelium: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen und Gefangene besuchen. Zu diesen sechs kommt noch ein siebtes Werk dazu, dass auf einen Kirchenvater Lactantius zurückgeht: die Toten begraben.

Die Wanderausstellung macht auf diese Werke aufmerksam?

Durch das Los wurden allen sieben Pfarreien je ein Werk bestimmt (siehe unten). Die Wanderausstellung stellt diese Werke vor. Dazu finden dann Rahmenveranstaltungen statt. Die Aktion soll zudem helfen, dem Pastoralraum und unserer Seelsorge in den Pfarreien ein Gesicht zu geben.

Interview: Jürg Meienberg

Lesen Sie mehr zu Kurt Schweiss: <link file:34793 _blank download>«Biographische Theologie», Pfarrblatt Nr. 37/2014

 

Einladung zur Feier
der Einsetzung des neuen Leiters des Pastoralraumes Katholische Kirche Bern Oberland durch die Regionalverantwortliche der Bistumsregion St. Verena, Bistum Basel, Edith Rey Kühntopf.
Samstag, 5. März in der Kirche Bruder Klaus, Spiez.
Programm: 17.30: Eucharistiefeier mit Einsetzung und Eröffnung der Wanderausstellung zum Jahr der Barmherzigkeit.
19.00: Apéro im Hotel Belvédère. Alle sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

 

«Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden»
Anlässlich des «Jahres der Barmherzigkeit» (siehe Interview oben) wird eine Wanderausstellung in den sieben Pfarreien des Pastoralraumes Bern Oberland gezeigt.

Termine und Rahmenprogramm:
Bruder Klaus Spiez, 5. März bis 3. April: Gefangene besuchen.
Rahmenprogramm: 24. März, Vortrag von Samuel Buser, ref. Gefängnisseelsorger Witzwil
St. Marien Thun, 8. April bis 8. Mai: Hungrige speisen
Rahmenprogramm: 8.Mai, Podium mit Personen aus den Disziplinen Medizin, Psychologie, Rechtsprechung usw.) zum Thema Barmherzigkeit.
Heiliggeist Interlaken, 13. Mai bis 12. Juni: Tote begraben
Rahmenprogramm: Gottesdienst zur Ausstellung
Guthirt Meiringen, 17. Juni bis 17. Juli: Almosen geben
Rahmenprogramm: 25. Mai, Spendenaktion zugunsten von Kindern aus Tschernobyl, 26. Juni Gottesdienst zugunsten Projekt Pater Otto Bauer, Indonesien
St. Mauritius Frutigen, 12. August bis 11. September: Fremde beherbergen
Rahmenprogramm: 4. September, Familiengottesdienst, anschliessend Internationaler Lotto-Match für Jung und Alt zusammen mit Flüchtlingen aus der Region 10. September, Vortrag von Kamil Girgis, Fachmann Asyl-Koordination und Migration, anschliessend Gesprächsrunde
St. Martin Thun, 16. September bis 16. Oktober: Nackte bekleiden
Rahmenprogramm: 18. September, Gottesdienst zum Thema.
St. Josef Gstaad, 21. Oktober bis 25. November: Kranke pflegen
Rahmenprogramm: 23. Oktober, Zweisimmen: Eucharistiefeier mit Pantomimenpredigt mit Tabea Wullimann. 9. November, Gstaad: Präsentation der Ausstellung.

Details siehe jeweils im zeitlich entsprechenden«pfarrblatt» im Pfarreiteil Seiten 24–28. Das Programmkann noch ergänzt werden.