«Inpflichtnahme» heisst es, wenn sich die Parlamentarier:innen «mit Gottes Hilfe» zum Wohle der Landeskirche engagieren wollen. Fotos: Charles Martig

Neustart im Berner Kirchenparlament

Die neue Legislatur wurde mit einer Debatte um die Stellenzuteilungen gestartet

Am 7. Juni versammelte sich das Parlament der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Bern im Berner Rathaus zu einer neuen Legislatur. Im Zentrum stand die Debatte um die neue Stellenzuteilung und die Jahresrechnung.

Andreas Krummenacher

Die Sitzung begann mit der feierlichen «Inpflichtnahme» der neuen Mitglieder unter dem Motto «mit Gottes Hilfe». Die Aufgaben des Parlaments zu Beginn einer neuen, vierjährigen Legislatur sind klar: Wahlen durchführen, Positionen besetzen und Gremien bestimmen, um die organisatorische und administrative Stabilität der Landeskirche zu gewährleisten.

Michel Conus, seit 2012 Mitglied des Parlaments und seit 2019 als Parlamentspräsident tätig, wurde erneut in seinem Amt bestätigt. An seiner Seite bleibt Michel Bord Vizepräsident. Bei der Wahl der Geschäftsprüfungskommission gab es jedoch noch keine Vorschläge für das Präsidium, sodass diese Position vorerst vakant bleibt.

Barbara von Mérey, die vier Jahre lang für den Jura bernois Mitglied des Landeskirchenrates war und sich im Bereich Diakonie und Spezialseelsorge engagierte, wurde verabschiedet. In ihrer Abschiedsrede betonte sie die Notwendigkeit, sich den neuen Herausforderungen unserer Zeit zu stellen und kreativ neue Lösungen zu entwickeln. Man könne den Wind nicht beeinflussen, zitierte sie Aristoteles, aber die Segel anders setzen. Ihr Sitz bleibt vorerst vakant.

Die bisherigen Mitglieder des Landeskirchenrates, also der Exekutive, wurden bestätigt: Sabine Kempf und Robert Zemp für das Mittelland, Roland Steck und René Löffler für das Oberland, Rolf Ammann für Bern. Marie-Louise Beyeler aus Bern wurde für eine weitere Legislaturperiode als Präsidentin des Rates gewählt.


Jahresrechnung 2023

Die Jahresrechnung 2023 schloss mit einem Plus von rund 520'000 Franken. Der Aufwand belief sich auf etwa 18,3 Millionen Franken, während der Ertrag bei gut 18,8 Millionen Franken lag. Trotz dieser positiven finanziellen Bilanz bleibt die Besetzung der Seelsorgestellen für die Zukunft eine Herausforderung.

Debatte um die neuen Stellenzuteilungen

Ein wichtiger Punkt der Sitzung war die erste Lesung des neuen Reglements zur Stellenzuteilung an Pastoralräume und Pfarreien. Die Methode der Verteilung war Gegenstand intensiver Diskussionen, da es um wesentliche finanzielle Entscheidungen geht. Valentin Lagger (Köniz) betonte die Bedeutung dieser Debatte. Volker Gerhard Maier (Präsident Regionalversammlung Bern) und Sabine Kaufmann (Präsidentin Regionalversammlung Oberland) forderten präzisere Regelungen für den Umgang mit Streitfragen in personalrechtlichen Belangen.

Das ausgearbeitete Reglement wird nun zur weiteren Überarbeitung in die Regionalkonferenzen geschickt. Ziel ist es, klare und kluge Lösungen zu finden.

Hintergrund ist die Neuverteilung der Kantonsgelder ab 2026 an sämtliche Kirchen. Im Herbst findet im Grossen Rat die politische Debatte dazu statt. Die katholische Kirche wird voraussichtlich ähnlich hohe Beträge erhalten wie bisher, wie aus Berichten des Regierungsrates hervorgeht. Die Präsidentin des Landeskirchenrates, Marie-Louise Beyeler, betonte in diesem Zusammenhang, dass ein starkes Auftreten gegenüber der Politik nur in enger Zusammenarbeit mit den ökumenischen Partner:innen möglich sei. Das Einvernehmen scheint gut zu sein, da Judith Pörksen-Roder, die Synodalratspräsidentin der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, und die Präsidentin des Kirchgemeindeverbandes, Esther Richard, im Rathaus anwesend waren.

Den Glauben ins Spiel gebracht

Bischofsvikar Georges Schwickerath oblag es zum Schluss, die Grüsse des Bischofs zu überbringen, ist er doch dessen Stellvertreter in Bern. Georges Schwickerath betonte die Bedeutung des Glaubens. Dieser gehöre nicht in die «Mottenkiste». In einer Zeit, die geprägt ist von Krieg und gesellschaftlichen Umbrüchen, müsse die Kirche Hoffnung, Zuversicht und Gerechtigkeit vermitteln. Der Glaube gebe den Menschen Halt und Orientierung, gerade in schwierigen Zeiten.
 

Mehr zum Thema der Neuverteilung der Kantonsgelder an die Kirchen lesen Sie hier.