Pater Anton Eicher ist Mitarbeitender Priester in der Pfarrei St. Marien Bern. Foto: Nicole Arz
P. Anton Eicher
In der Kirche bin ich derjenige, der in der Pfarrei St. Marien in Bern als Priester mitarbeitet
Pater Anton Eicher (79) ist seit 2000 Mitarbeitender Priester St. Marien Bern.
Interview: Nicole Arz
Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit?
Ich liebe persönliche Kontakte und Verbindungen mit verschiedensten Menschen. Dabei lasse ich mich leiten von dem allgemeinen Grundsatz: Führung durch Fühlung.
Worauf vertrauen Sie in Ihrem Leben?
In meinem Leben und Wirken verlasse ich mich auf das Getragenwerden durch die Gottesmutter Maria. Ich vertraue darauf, dass sie in mir ihren Sohn, Jesus Christus, zu den heutigen Menschen bringen und heimisch machen kann. Deshalb kann ich auch nach Erfolg oder Misserfolg zu ihr ruhig sagen: Es geht um deine Sache.
Was ist Ihnen eher lästig?
Lästig empfinde ich, dass vieles, das in der Vorbereitung der Sakramente angestossen wird, nicht überlebt und nicht nachhaltig wird.
Erzählen Sie von einem berührenden Erlebnis!
Berührt hat mich folgendes Erlebnis: In einem Spital besuchte ich Woche für Woche eine krebskranke Frau. Kurz vor ihrem Ableben fragte sie mich: «Was hat meine Zeit im Spital noch für einen Sinn?» Ich gab ihr zur Antwort: «Sie haben mir in dieser Zeit die Schritte eines christlichen Sterbens vor Augen geführt. In einem ersten Schritt haben Sie die materiellen Dinge losgelassen. Sie haben sich innerlich getrennt von ihrem Geschäft, ihrer Eigentumswohnung und ihrem Wohnwagen am See. In einem zweiten Schritt haben Sie sich innerlich von Ihrer Mitwelt verabschiedet. So haben Sie Ihren Mann, Ihre Kinder und Ihre Nachbarschaft für Ihre unsichtbare Gegenwart nach Ihrem Tode vorbereitet. In einem dritten Schritt haben Sie sich in dieser Spitalzeit bereit gemacht, Ihr ganzes Leben in Gottes Hand zu legen. Dem Wagnis zu allen drei Schritten ist in Ihrem Innern ein emotionaler Kampf vorausgegangen. Nach Möglichkeit werde ich mich bei meinem Sterben an Sie erinnern und versuchen, die letzten Schritte meines Lebens in Ihren Fussstapfen zu gehen.»
Schildern Sie einen schwierigen Moment!
Schwierig wird es für mich, wenn ich auf den Hinweis auf die Barmherzigkeit Gottes von einem Sterbenden die Antwort höre: Konnte ich ohne Gott leben, kann ich auch ohne ihn sterben.
Wie leben Sie?
Als Schönstattpater lebe ich mit zwei Mitbrüder im gleichen Haushalt zusammen. Eine Haushälterin ist für unser leibliches Wohl besorgt. In der Pfarrei St. Marien fühle ich mich sowohl vom Team als auch vom Kirchenvolk angenommen und beheimatet. Die Umwelt nehme ich wahr im Pflegen von Zimmerpflanzen und im Wandern in freier Natur.