«Jetzt lebe ich ja noch!», sagt Silvia Ritz (89) lachend. Foto: Pia Neuenschwander

Päpstlicher Dank für eine Sängerin

Seit 60 Jahren im Kirchenchor Köniz

Silvia Ritz (89) singt seit 60 Jahren im Kirchenchor St. Josef in Köniz. Dafür hat sie eine päpstliche Medaille erhalten.

Von Sylvia Stam

«Ich möchte das in Ehren halten», sagt Silvia Ritz und zeigt die päpstliche Medaille. «Darum habe ich eine Kette machen lassen.» Denn wenn sie die Medaille einfach ans Revers heften würde, könnte diese beschädigt werden.

Mehr noch als Stolz ist Freude in ihren Augen. Seit 60 Jahren singt sie im Kirchenchor St. Josef in Köniz, und die Ehrung, zu der auch eine Urkunde aus dem Vatikan und ein Brief von Bischof Felix Gmür gehören, erfüllt sie mit Dankbarkeit. Dem Bischof wie dem Papst hat sie denn auch einen handschriftlichen Dankesbrief geschrieben.

Aus Überzeugung konvertiert

Dabei war Silvia Ritz ursprünglich noch nicht einmal katholisch. Sie wuchs in Utzenstorf in einer reformierten Familie auf, ehe sie einen katholischen Walliser heiratete. Sie konvertierte aus eigener Überzeugung und erzählte ihrem Mann zuerst nichts davon. «Ich bin jetzt so wie du!», sagte sie nach einem gemeinsamen Messbesuch zu ihrem verdutzten Mann. Den Entscheid hat sie «keine Sekunde» bereut.

 «Ich fühlte mich in der katholischen Kirche immer geborgen, konnte vielerorts mitmachen», erzählt sie rückblickend. Und das tat sie denn auch: Kaum wohnte das Paar zwei Wochen in Köniz, sangen sie auf Anwerbung von Chormitgliedern bereits im Kirchenchor. Noch heute, wo sie in Hünibach wohnt, fährt sie wöchentlich in die Probe nach Köniz. «Ich bin dort verwurzelt, auch mein Mann hat dort 30 Jahre mitgesungen, er ist in Köniz beerdigt.»

Rheinberger, Schubert, Telemann, Peter Roth – «Ich würde alles gerne nochmals singen!», sagt die 89-jährige, die unter drei verschiedenen Dirigenten gesungen hat, aktuell unter Dominik Nanzer. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihr die beiden TV-Gottesdienste 2018. Zwei Stücke aus der Jazz- und Tangomesse für diese Aufnahmen wünscht sie sich für ihre eigene Beerdigung. «Aber jetzt lebe ich ja noch», fügt sie lachend an.

Runzeln für den Samichlaus

Während Jahren engagierte sich Silvia Ritz im Chor auch im Vorstand und als Unterhaltungschefin. Fein säuberlich hat sie alle Dokumente aus der damaligen Zeit in einem Ordner gebündelt – Dankeskärtchen ebenso wie Menüpläne oder die Sitzordnung am Cäcilienverbandsfest in Köniz, wo sie für die Verpflegung der Chöre verantwortlich war.

Während 56 Jahren war Silvia Ritz auch für das Schminken der Samichläuse in Köniz zuständig. «Zuerst haben wir das Gesicht grundiert, auf die Stirn habe ich einige Runzeln gezeichnet, an den Augenwinkeln ein paar Krähenfüsschen.» Haare und Schnauz wurden bei Bedarf mit weissem Spray auf alt gemacht, ehe der Chlaus sein Kostüm anzog.

Trotz ihres grossen Engagements spricht sie viel von Dankbarkeit. «Ich spüre, dass Gott immer bei mir ist.» Jeden Morgen dankt sie, die ihren an MS erkrankten Mann 10 Jahre pflegte, allen Verstorbenen und all ihren Liebsten für das, was diese für sie getan haben.

 

Bischöfliche und päpstliche Auszeichnungen
Kirchliche Angestellte und Freiwillige können für ihr langjähriges Engagement mit einer Urkunde und einer vergoldeten Medaille ausgezeichnet werden. Ab 25 Dienstjahren wird die bischöfliche Auszeichnung «fidei ac meritis» (in Treue und Verdienst) verliehen, ab 40 Dienstjahren die päpstliche Auszeichnung «bene merenti» (dem Wohlverdienten). Die Auszeichnungen gehen an Sakristan:innen, Organist:innen, Chorleitende, Chormitglieder, Vorstandsmitglieder von Kirchenchören, Pfarreirät:innen, Mitglieder von staatskirchenrechtlichen Gremien und freiwillige Mitarbeiter:innen.
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