Umarmung in Havanna. Patriarch Kyrill und Papst Franziskus am vergangenen Freitag, 12. Februar. Foto: Reuters, Max Rossi
Papst zum Patriarchen: «Wir sind Brüder»
Papst Franziskus ist am 12. Februar mit Kyrill, dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche, auf dem Flughafen in Havanna (Kuba) zusammengetroffen.
Es war die erste Begegnung auf höchster Ebene seit fast 1000 Jahren und kann insofern als historisch gewertet werden.
In einer gemeinsamen Erklärung warnen Papst und Patriarch eindringlich vor der Gefahr eines neuen Weltkriegs. Mit Blick auf die Konflikte im Nahen Osten appellieren sie an alle Beteiligten, «guten Willen» zu zeigen und «sich an den Verhandlungstisch zu setzen». Die internationale Gemeinschaft müsse alle Anstrengungen unternehmen, um dem Terrorismus ein Ende zu setzen. Zudem sprechen sie sich für die Achtung der Religionsfreiheit aus.
Sie beklagen dabei auch Einschränkungen der Rechte von Christen in Europa durch einen «oft sehr aggressiven Säkularismus ». Nach der Unterzeichnung dieser Erklärungen betonten die Kirchenführer den Wunsch nach Kooperation und Wiederherstellung der christlichen Einheit.
Es folgte eine brüderliche Umarmung, bevor der Papst das Flugzeug nach Mexiko bestieg, wo er eine sechstägige Pastoralreise absolvierte. Auf dem Programm des russischen Patriarchen stand eine zehntägige Rundreise durch Südamerika mit Stationen in Paraguay und Brasilien. Verschiedene katholische Bischöfe und Kardinäle aus Osteuropa waren vom Treffen des Papstes mit Kyrill durchaus nicht begeistert. Sie be trachten den Patriarchen vor allem wegen dessen Nähe zum russischen Präsidenten Vladimir Putin skeptisch.
In diesem Zusammenhang zeigten sich nach dem Treffen viele Katholiken in der Ukraine enttäuscht. Ihre Wunschliste an die erste Begegnung eines römischen Papstes mit einem russisch-orthodoxen Patriarchen war lang. Doch die Hoffnung auf eine Verurteilung der russischen Aggression gegen die Ukraine und der Zwangsfusion der griechischkatholischen Kirche mit der Orthodoxie 1946 ging beim Ökumene-Gipfel in Havanna nicht in Erfüllung. Die Enttäuschung in der Ukraine ist so gross, dass sich der Vatikanbotschafter in Kiew, Claudio Gugerotti, am Montag zu Wort meldete und um Verständnis und Geduld warb.
Damit das Treffen zwischen einem Papst und einem russisch- orthodoxen Patriarchen überhaupt zustande kommen konnte, dürften Schweizer Kanäle eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. Kardinal Kurt Koch, «Ökumeneminister » des Vatikan, und der Moskauer Metropolit Hilarion hatten das Treffen wesentlich vorbereitet. Der Moskauer Metropolit Hilarion ist Titularprofessor der Theologischen Fakultät Fribourg.
Andreas Krummenacher/kath.ch