Mit spirituell stärkenden Gedanken, stillen Momenten und einem Segenszuspruch: Raum, um Kraft für das zu schöpfen, was kommt. Foto: jm
Pensionierung - die neue Lebensphase
Wie erleben Menschen die Pensionierung und welche Herausforderungen stellen sich ihnen? Die Kirche muss bei diesen Fragen präsent sein.
Die Pensionierung bekommt als neue Lebensphase immer mehr Aufmerksamkeit: Firmen bieten ihren Mitarbeitenden Kurse zur Vorbereitung auf die Pensionierung an. Bildungs- und Gesundheitsorganisationen entwickeln ein breites Kursangebot für Menschen im Pensionsalter.
Soziale Organisationen, Kultur und Sportvereine versuchen pensionierte Menschen für Freiwilligenarbeit zu gewinnen. Doch was kennzeichnet diese Lebensphase rund um das formale Berufsende? Wie erleben Menschen die Pensionierung und welche Herausforderungen stellen sich ihnen?
Für die meisten Menschen ist die Pensionierung ein prägender Moment. Obgleich das Erreichen des formalen Pensionsalters ein punktuelles Ereignis darstellt – pensioniert ist man von einem Tag auf den anderen – dauert es länger, bis man sich auf die neue Lebenssituation eingestellt hat. Das ‹Alte› ist vorbei und das ‹Neue› noch nicht fassbar. Und meist fühlt es sich anders an, als zuvor gedacht. Eine Frau, die seit zwei Jahren pensioniert ist, antwortet auf meine Frage, ob man sich denn auf die Pensionierung vorbereiten könne: «Ich denke nicht. Aber ich denke, es wird einfacher, wenn man sich dem bewusst wird, dass das kommt.» Eine andere Stimme meint: «Super, jetzt kommt ein neuer Abschnitt. Bin sehr gespannt, wie das kommt. Die Wehmut über das Berufsende ist ein bisschen kleiner, aber sie hat auch Platz.»
Der Übergang vom Berufsleben in die nachberufliche Lebensphase wird unterschiedlich erlebt. Viele freuen sich, etwas hinter sich zu lassen. Jetzt, wo der Beruf nicht mehr im Mittelpunkt des Lebens steht, gibt es Zeit, ein Hobby wieder aufzunehmen, zu reisen, sich freiwillig zu engagieren, alte Beziehungen aufzufrischen, neue zu knüpfen oder ein langgehegtes Projekt umzusetzen. Andere blicken sorgenvoll auf das, was kommt, da sie gesundheitliche Beschwerden haben, mit finanziellen Einbussen rechnen müssen oder durch ein langes und dichtes Berufsleben weniger erprobt sind, freie Zeit zu gestalten oder Kontakte aufzubauen. Wieder anders ergeht es Menschen, die vor Eintritt in das Pensionsalter lange arbeitslos oder selbständig tätig waren oder sich vor allem um Kindererziehung, Haushalt gekümmert oder Angehörige gepflegt haben.
Die Kirche ist gefragt, nach Wegen zu suchen, die der Verschiedenheit der Lebenssituationen, Bedürfnisse und Anliegen gerecht wird. Sie misst lebensgeschichtlichen Übergängen, Lebenswendepunkten seit jeher eine hohe Bedeutung bei und versucht neben Beratung und Gemeinschaftsanlässen diese auch rituell zu begleiten. Es ist eine ihrer Aufgaben und Stärken, Menschen in grundlegenden Fragen des Menschseins ein Gegenüber zu sein. Die Katholische Kirche Region Bern bietet seit einigen Jahren die Segensfeier zum Übergang ins Pensionsalter an.
Mit Musik, spirituell stärkenden Gedanken, stillen Momenten und einem Segenszuspruch gibt sie Raum, um Kraft für das zu schöpfen, was kommt. Der persönliche Erfahrungsbericht eines pensionierten Gastes rundet die Feier ab.
Maren Galbrecht