Pfadi Verdienstabzeichen, Provo, USA Foto: iStock/gloch
Pfadi rund um die Welt
Vieles in der Pfadi ist geregelt, doch es gibt weltweit auch Unterschiede. Davon erzählt Aline Flückiger.
Die Pfadi ist mit rund 40 Millionen Mitgliedern in über 150 Ländern die grösste Jugendbewegung der Welt. Nur in sechs Ländern gibt es bis heute keinen Pfadfinderverband: Kuba, Andorra, China, Nordkorea, Laos und Myanmar. Obwohl sich alle Pfadibewegungen an den Gesetzen und Versprechen orientieren, die der Gründer «BiPi» (Robert Baden-Powell) vorgab, gibt es viele Unterschiede in den täglichen Gebräuchen und Ritualen.
Von «Luce» Aline Flückiger, Scout Windrösli Zollikofen-Bremgarten
Ich bin seit 17 Jahren in der Pfadiabteilung Frisco aktiv, zuerst als Wölfli, nun als Biberleiterin, und viele Bräuche sind für mich völlig normal. Sei es das Tschi-Ai-Ai am Ende eines Lagers, die kreative Verzierung der Pfadihemli oder der jährliche Jahresrückblick. Dies alles seit jeher in geschlechtergemischten Gruppen.
In Indonesien gehört Pfadi zum Schulunterricht, Mädchen und Jungs sind aber getrennt. In den USA würde es niemandem in den Sinn kommen, das Hemli (Hemd) offen – oder gar nicht – zu tragen, geschweige denn individuell zu verzieren. Die Abzeichen, die man für spezielle Verdienste bekommt, stehen bei den Amerikanern im Vordergrund, das Hemli gehört in die Hose und das Foulard stramm an den Hals.
Die Girls Scout Cookies sind in Europa vor allem durch Filme bekannt geworden. In Amerika gehören sie für alle weiblichen Pfadfinder zum Jahresanfang. So werden bis zu 800 Millionen Dollars gesammelt und das restliche Pfadijahr finanziert. In der Ukraine, wo die Pfadfinderbewegung christlich gefärbt ist, gibt es an Lagerabenden einen Brauch, der sich «Kerze» nennt. Da teilt man seine Gedanken, und nur wer eine Kerze hat, darf sprechen.
In der ukrainischen Pfadidiaspora in Kanada erhält man, wenn man in eine neue Altersgruppe kommt, nicht ein andersfarbiges Pfadihemli wie in der Schweiz, sondern ein neues Foulard. Ich wurde mit 14 Jahren Leiterin. Obwohl dies auch für die Schweiz tendenziell jung ist, war ich kein Einzelfall. Die fortschrittliche Haltung der Pfadibewegung Schweiz (PBS) mit geschlechtergemischten Gruppen und jungen Leiter*innen eröffnet vielen Jugendlichen die Möglichkeit, die eigenen Stärken und Schwächen schon früh zu erkennen. Nicht selten hat man so auch im Berufsalltag schon beachtliche Vorteile.
In den meisten anderen Ländern sind die Leitpersonen älter. In vielen Entwicklungsländern müssen die Pfadfinder*innen auch aktiv die Entwicklung des Landes unterstützen, zum Beispiel beim Bau von Wasserversorgungen oder von Kindergärten.
In Serbien und vielen anderen Ländern ist die Pfadi stark vom militärischen Einfluss geprägt, was in der Schweiz nirgendwo mehr ein Thema ist. Das Verständnis zwischen den verschiedenen Ländern wird an vielen übergreifenden Anlässen vertieft. So können die Pfadfinder*innen zum Beispiel alle vier Jahre an einem World Scout Jamboree teilnehmen, wo Pfadis aus aller Welt während knapp zwei Wochen zusammentreffen und ein Sommerlager der Extraklasse erleben.
Wir hoffen, dass auch dieses Jahr am 24. World Scout Jamboree in den USA, der am 2. August endete, Freundschaften fürs Leben geknüpft, Horizonte erweitert und Grenzen überwunden wurden.