Estelle Rymann, Maturandin aus Kriens, in Sierra Leone. Foto: zVg
Raus aus der Schweiz, rein ins Volontariat!
Drei junge Frauen engagieren sich trotz Corona.
Drei junge Frauen haben sich trotz Corona in Projekten des Volontariatsprogramms «Voyage-Partage» engagiert. Dieses Abenteuer hat ihnen Erfahrungen beschert, die sie fürs Leben prägen.
Von Anouk Hiedl
Verblüfft gewachsen
Estelle Rymann hat sich im Rahmen des Programms «Voyage-Partage» mental und emotional auf ihr Volontariat in Sierra Leone vorbereitet. Das habe ihr Sicherheit gegeben und sie in herausfordernden Situationen auf ihre Motivation und innere Stärke zurückgreifen lassen. Von den vorgestellten möglichen Einsätzen hat sie die Mitarbeit in einem Schutzhaus für misshandelte Mädchen am meisten angesprochen. «Ich wirkte dort in den Schulen mit, spielte mit den Kindern, ging in die Projekte der Slumgebiete und Gefängnisse mit und konnte eigene Ideen einbringen.»
Ihre Erwartungen stimmten zum Teil mit der Lebensrealität vor Ort überein. Dass manches auch ganz anders war, findet sie wunderbar: Vieles hat sie überrascht, verzaubert und begeistert – «die Lebensfreude der Mädchen, Begegnungen mit Menschen vor Ort oder Gespräche mit Kindern, die ihre Träume, Zweifel, Freuden und Ängste teilten» – und der Umgang mit Ungerechtigkeit und Armut hat sie verblüfft und zum Wachsen und Reflektieren angeregt.
Besonders bewegt hat Estelle, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen die Wand des Mädchenschutzhauses zu bemalen und dabei Freude und Leichtigkeit zu teilen – «ein schöner Kontrast zu den schweren Schicksalen». Foto: zVg
Estelle Rymann, 18, Maturandin aus Kriens
Volontariat: Projekt «Don Bosco Fambul», für Waisen- und Strassenkinder, Opfer sexueller Gewalt und Kinderprostitution
Wo: Freetown, Sierra Leone
Wann: 23.11.2020 bis 2.2.2021
Ein Jahr unter Jungs
Isabel Coronel hat sich unter anderem für einen Freiwilligeneinsatz in Peru entschieden, weil ihr Vater von dort stammt. Zur Vorbereitung hat sie zwei «Voyage-Partage»-Wochenenden besucht, ein Buch über die peruanische Kultur gelesen und ihren Vater viel gefragt. Die junge Konditorin ging mit wenigen Erwartungen los, um nicht enttäuscht zu werden. So habe das Volontariat «alles übertroffen».
Vor Ort half Isabel in der Bäckerei mit. Diese musste jedoch aufgrund des Lockdowns schliessen. Also suchte sie sich andere Aufgaben und gab zum Beispiel Nachhilfe in Englisch. In Peru war sie ein Jahr lang ausschliesslich unter Jungs und Männern. «Das hat ziemlich auf mich abgefärbt. Als einzige Frau braucht man sehr viel Durchsetzungsvermögen und Geduld.»
«Bist du gekommen, um uns zu helfen und zu belehren, dann sage ich dir: Du verschwendest deine Zeit! Bist du aber gekommen, weil deine und unsere Befreiung voneinander abhängen, dann einverstanden, komm, wir arbeiten zusammen.» Lilla Watson, Angehörige der australischen Aborigines
Am 24. Juni feiert man in Peru das «Fest der Sonne» – das grösste Fest des Inka-Imperiums. An dem Tag half Isabel mit, einen «watia» zu bauen, ein traditioneller Ofen, in dem Kartoffeln gegart werden. Foto: zVg
Isabel Coronel, 22, Konditorin/Confiseurin aus St. Gallen
Volontariat: Mithilfe in der Bäckerei und der Casa Don Bosco
Wo: Cusco, Peru
Wann: 28.9.2019 bis 14.12.2020
Offener, ökumenischer Mix
Zur Vorbereitung auf ihr Volontariat hat Jael Filliger zwei Wochenenden von «Voyage-Partage» besucht. Die Projekte in Südafrika sprachen sie am meisten an. So las sie einige Bücher über dieses Land und tauschte sich mit Menschen aus, die bereits vor Ort mitgearbeitet hatten. Letzten Februar startete sie mit möglichst wenigen Erwartungen ins Volontariat. «Deshalb stimmt bis jetzt vieles für mich. Ich erledige alles, was gerade so ansteht – von der Arbeit mit Kindern übers Kochen bis hin zum Putzen – und habe auch bei einem Taizé-Treffen für Jugendliche mitgeholfen.»
Die Offenheit des ökumenischen Jugendbildungszentrums und das damit verbundene Zusammenleben beeindruckt sie. «Weil wirklich alle willkommen sind, entsteht ein bunter Menschenmix. Bei einem Abendessen mit der Community ist uns aufgefallen, dass gerade niemand aus Südafrika stammt – da mussten wir lachen.»
Jael half vor Ort auch mit, ein Taizé-Treffen für Jugendliche auf die Beine zu stellen. Foto: zVg
Jael Filliger, 19, Maturandin aus Degersheim
Volontariat: Projekt Ha Phororo, ökumenisches Jugendbildungszentrum
Wo: Hartbeespoort, Südafrika
Wann: 11.2. bis 30.7.2021
Im Volontariatsprogramm «Voyage-Partage» engagieren sich Menschen während vier bis zwölf Monaten in einem kirchlichen Projekt in Asien, Afrika, Lateinamerika oder Osteuropa. Dabei erhalten sie Einblick in das einfache Leben der Bevölkerung und in die Arbeit der lokalen Ordensgemeinschaft. Das Programm versteht sich als Teil zeitgemässer und reflektierender Mission. Dabei werden Leben und Glauben miteinander geteilt, im Sinne von Solidarität, Dialog, Austausch, Begegnung und gegenseitigem Lernen. «Voyage-Partage» legt grossen Wert auf eine gute Vorbereitung der Volontär*innen und vermittelt individuell abgestimmte Projekte.
Weitere Infos: www.voyage-partage.ch