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Religionspädagogik, die –
Über die Krux mit dem katechetischen Unterricht
Die religiöse Bildung nimmt im katholischen Gesellschaftsbild einen besonderen Stellenwert ein. Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass der katholische Glaube im Allgemeinen und die katholische religiöse Praxis im Speziellen für Anfänger*innen ziemlich schwer zu verstehen und auswendig zu lernen ist – alle, die nicht regelmässig einen Gottesdienst besuchen, können davon ein Lied singen. Selbst regelmässige Gottesdienstbesucher*innen sind oft überfordert, wenn sie etwa nach den Elementen des Gottesdienstes gefragt werden oder über zentrale Glaubensinhalte der Kirche Auskunft geben sollen.
Dabei lernen wir das alles doch im katechetischen Unterricht! Vom Alten Testament bis zu Ostern, von Maria und Josef bis zum Beichtstuhl – das alles wird oder sollte uns leicht einprägsam vermittelt werden und unsere Zugehörigkeit zur Kirche, unsere religiöse Identität und unseren persönlichen Glauben stärken. Zumindest in der Theorie. In der Praxis kämpft auch die kirchliche Religionspädagogik mit der Schwierigkeit der Vermittlung von Religion in einer zunehmend areligiösen Welt. Religiöse Pädagogik muss heute meist nicht nur vorhandenes religiöses Praxiswissen vertiefen, sondern überhaupt erst katholisches «Basiswissen» vermitteln. Der zunehmend schwindende Diskurs über Religion und Religiosität in der Öffentlichkeit und im Privaten müsste irgendwie im katechetischen Unterricht ersetzt werden – das aber erscheint als Herkulesaufgabe.
Katechetischer Unterricht fängt früh an, mit der Vorbereitung auf die Erstkommunion. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen: Wirkliche, tiefe Auseinandersetzung mit dem Glauben war das noch bei Weitem nicht. Dieser Religionsunterricht erfüllte den Zweck von Sozialisierung – ich wurde vertraut gemacht mit dem Katholischen, mit seinen Eigenheiten und Praktiken. Katechetischer Unterricht muss aber mehr als das. Wenn er nur katholische Prägung zur Folge hat, ohne den Diskurs über und das Interesse an ethischen, existenziellen Fragen zu wecken, ist er nichts weiter als eine Formalität.
Sebastian Schafer