Gad Elmaleh (MItte) mit seinen Eltern Régine und David © Frenetic Films
Reste un peu
Eine reife, intime Komödie, die sich um Sinnfragen dreht. Film-Tipp
«Du darfst mir meinen Sohn nicht wegnehmen. Du weisst, wie es ist, seinen Sohn zu verlieren!» Mit diesen Worten, sozusagen von Mutter zu Mutter, wendet sich Régine Elmaleh an die Jungfrau Maria. Elmaleh will um jeden Preis verhindern, dass ihr geliebter Sohn Gad vom Judentum zum Katholizismus konvertiert. Sie und ihr Mann sehen diesen Schritt als Verrat an der Familie und Verleugnung der eigenen Herkunft.
Gad, ein im In- und Ausland gefeierter Kabarettist, wird plötzlich kleinlaut. Seit frühester Jugend ist er fasziniert von der Jungfrau, konnte aber niemandem davon erzählen. Nun, als erwachsener Mann von 50 Jahren, möchte er den Weg zu Ende gehen und sich taufen lassen. Dazu ist er aus Amerika nach Frankreich zurückgekehrt. Dass die Konversionsabsichten bei seiner Familie nicht gut ankommen würden, war ihm klar. Die Vehemenz ihres Protests überrascht und verunsichert ihn aber nachhaltig. Was tun? Konvertieren und auf die Familie verzichten? Nicht konvertieren und weiter heimlich Maria verehren?
Gad Elmaleh spielt klug mit religiösen Vorurteilen und Stereotypen, sein neuester Film «Reste un peu» ist eine sehr reife, intime Komödie geworden. Auch deshalb, weil ein Grossteil seiner Familie in dieser Dokufiction mitspielt, die sich um konkrete Sinnfragen dreht. Wo gehöre ich dazu und warum? Wer will ich sein? «Reste un peu» macht sich nicht über den Glauben oder die Gläubigen lustig, sondern fordert dazu auf, über den eigenen Glauben und die eigenen Zweifel nachzudenken.
Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp
«Reste un peu» Frankreich 2022
Regie: Gad Elmaleh; ProtagonistInnen: Gad Elmaleh, Régine Elmaleh, David Elmaleh; Verleih: Freetic Films
Ab 22. Juni im Kino