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Richtungsentscheid im Berner Asylwesen
Oliver Lüthi, Leiter Kommunikation Caritas Bern, zum negativen Kantonsentscheid
Das Sozialamt des Kantons Bern hat vergangene Woche bekanntgegeben, welche Organisationen ab Juli 2020 im Kanton Bern Flüchtlinge betreuen dürfen. Es geht um einen Auftrag von rund 50 Millionen Franken. Caritas Bern wurde nicht berücksichtigt. Oliver Lüthi, Leiter Kommunikation, nimmt Stellung.
Das Asylwesen im Kanton Bern wird komplett neu organisiert. Es geht um Betreuung, Unterbringung, Arbeitsintegration und Sozialhilfe. Aktuell hat der Kanton Bern diese Aufgaben an 13 Organisationen delegiert. Diese Zahl wollte man verringern, die Verträge wurden neu ausgeschrieben. Nun sind die Entscheide gefallen. Ab Ende 2020 werden fünf Organisationen mit den genannten Aufgaben in den verschiedenen Regionen im Kanton Bern betraut.
Das Hilfswerk Caritas Bern hat sich für alle fünf Regionen beworben und den Zuschlag nicht erhalten. Dieser Entscheid nun bedeutet für das Hilfswerk, dass 80 bis 90 Mitarbeitende ab Ende 2020 keine Perspektiven mehr haben, weil dann die bisherigen Leistungsverträge mit dem Kanton auslaufen
(wir berichteten).
Oliver Lüthi, Leiter Kommunikation, mit ersten Einschätzungen.
«pfarrblatt»: Was hat die Caritas im Bereich Asyl bislang für Aufträge vom Kanton erhalten und ausgeführt?
Oliver Lüthi: Caritas Bern ist im Auftrag des Kantons Bern für die individuelle Sozialhilfe von anerkannten Flüchtlingen zuständig. Daneben unterhält sie eine Fachstelle Wohnen, mit Angeboten im Bereich Wohnungsvermittlung und Wohnbegleitung, ebenfalls für anerkannte Flüchtlinge. Ausserdem führt sie verschiedene Aufträge im Bereich Arbeitsintegration aus.
Was passiert jetzt bei der Caritas nach dem Entscheid? Wie geht es weiter?
Rund 90 Personen arbeiten unter obgenannten Leistungsverträgen. Diese laufen in den meisten Fällen Ende 2020 aus. Nach dem negativen Vergabeentscheid des Kantons kann Caritas Bern den betreffenden Mitarbeitenden spätestens ab diesem Zeitpunkt keine Jobperspektive mehr bieten. Caritas Bern wird sich über die kommenden eineinhalb Jahre neu organisieren und als viel kleineres Hilfswerk neu positionieren müssen.
Sind das festangestellte Personen?
Das sind in der Regel festangestellte Personen, es hat aber solche, welche im Stundenlohn arbeiten. Viele Mitarbeitende arbeiten Teilzeit, in der Regel mit eher hohen Pensen.
Diese sollen von jenen Organisationen übernommen werden, die den Zuschlag erhielten. Ist das realistisch?
Caritas Bern wird mit ihnen sicher das Gespräch suchen. Verschiedene Anbieter haben bereits signalisiert, dass sie zusätzliches Personal brauchen.
Was ist der Grund, dass die Caritas nicht länger einbezogen wird?
Über die detaillierten Gründe geben wir keine Auskunft. Aber offenbar konnten wir den Kanton mit unserer Eingabe nicht im gleichen Masse wie andere Anbieter überzeugen.
Wird man Rekurs einlegen, ist das überhaupt möglich?
Wir prüfen das aktuell und werden dies in den nächsten Tagen entscheiden. Ein Rekurs ist grundsätzlich bis zehn Tage nach Auftragsverfügung möglich.
Redaktion: Andreas Krummenacher