Nicht ausgrenzen. Helfen! Auch am Sabbat. Foto: birdys/photocase.de
Sabbat, der –
Sebastian Schafer über Gesetze und (modernes) Pharisäertum
Die Sabbatgebote einzuhalten, ist eine Sache für sich. Sebastian Schafer schreibt
Das Erscheinungsdatum unseres «pfarrblatt» fällt seit eh und je auf den letzten Tag der Woche – den Samstag. Moment, würden einige anmerken, der letzte Tag ist ja wohl der Sonntag – mit spätem Frühstück, wahrscheinlich einem Messbesuch und «Tatort» am Abend, als Vorbereitung auf den grauenhaften Montagmorgen. Falsch! Im Judentum genauso wie im Christentum endet die Woche nämlich mit dem Samstag.
Am siebten Tage ruhte Gott, so erzählt es uns die Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis. Fortan solle dieser Tag geheiligt sein. Verständlich, meinten die Juden, jeder sollte schliesslich mal dem süssen Nichtstun frönen – und schon war der Sabbat geboren. Verständlich, meinten die Christen, so einen Tag brauchen wir auch. Da sie ja aber nun meinten die Juden als auserwähltes Volk abgelöst zu haben, musste auch ein neuer Tag her. Kurzum erklärte man den ersten Tag der Woche zum Ruhetag, den Sonntag, an dem schliesslich auch Jesus auferstanden war. Die frühchristlichen Gemeinden hielten sich aber oft trotzdem noch an die Sabbatgebote.
Das war schon von jeher nicht ganz einfach. Keine Arbeit verrichten, lautet das grundsätzliche Sabbatgebot. Das hat verschiedenste Konsequenzen, je nach Strenge der Auslegung. Schon Jesus tat sich mit der Rigidität der Schriftgelehrten schwer, die ihm Vorwürfe machten, weil er am Sabbat Kranke heilte. Schlussendlich waren es unter anderem diese «Missachtungen» des Sabbatgebots, die Jesus ans Kreuz brachten. Als Hungernde im Gefolge Jesu am Sabbat Ähren sammelten, verteidigte er sie gegen die Vorwürfe der Pharisäer. Dieser Widerstand gegen herzlose, unmenschliche Gesetzesauslegung wurde typisch für Jesus. Der Sabbat (oder anders gesagt: die Sabbatgesetze) sei für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat, sagt Jesus bei Mk 2,27. Ein zeitloser Ausspruch eigentlich. Wenn also SVP und FDP, wie im Moment gerade, Kinder- und Behindertenrenten zusammenkürzen wollen, als «Ansporn» für die Betroffenen, sollte man ihnen mal wieder den lieben Jesus um die Ohren hauen.
Sebastian Schafer