Julia Moreno ist per sofort nicht mehr im Amt. Foto: zVG/SBK
Schweiz: Bischöfe trennen sich von umstrittener Kommunikationschefin
Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) trennt sich von Julia Moreno. Sie leitete seit August 2022 den Kommunikationsdienst der Bischöfe - ein unmöglicher Job, wie zwei Insider sagen.
Sylvia Stam und Annalena Müller
Die Schweizer Bischöfe haben ihrer Kommunikationschefin Julia Moreno gekündigt. Das Arbeitsverhältnis «wird aufgelöst», heisst es in einer dreizeiligen Mitteilung vom Dienstag (3.12.) Grund seien «unterschiedliche Auffassungen über die Ausgestaltung der Kommunikation der SBK». Der genaue Zeitpunkt der Vertragsauflösung steht laut Mitteilung noch nicht fest, Moreno sei jedoch ab sofort nicht mehr erreichbar.
«Unmöglicher Job»
Nicht völlig überrascht ist Simon Spengler, bis 2015 Informationsbeauftragter der SBK. «Dass es in der Kommunikation SBK seit längerer Zeit nicht rund läuft, hat man deutlich sehen können: Es kam ja kaum noch je eine relevante News aus dem SBK-Sekretariat», so Spengler gegenüber dem «pfarrblatt».
Da Julia Morena sich nie für die landeskirchlichen Informationsstellen interessiert habe, sei der Kontakt rudimentär gewesen, sagt der heutige Leiter der Kommunikation der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. «Aber sie hatte auch einen unmöglichen Job: Seit mindestens dreissig Jahren ist kein einziger Kommunikationschef der Bischöfe in Frieden aus dem Amt geschieden», so Spengler, dem 2015 ebenfalls gekündigt wurde.
«Alle wurden im Streit entlassen oder in Frühpension geschickt oder ins Burnout getrieben. Das sagt eigentlich alles über die kirchliche Kommunikationskultur.» Die Bischöfe glaubten nach wie vor, «sie selbst seien die grössten Kommunikationsexperten. Dagegen kommt kein Sachverstand an.»
«Interessenkonflikte Teil des Alltags»
Etwas diplomatischer sagt es Sebastian Schafer. Der Theologe und Kommunikationsfachmann war bis diesen Frühling Mitarbeiter von Julia Moreno in der Kommunikation der SBK: «Interessenkonflikte sind Teil des Alltags. Im SBK-Kontext ist Kommunikation extrem anspruchsvoll», sagt Schafer gegenüber dem «pfarrblatt».
Verschiedene Akteure mit teilweise unterschiedlichen Interesse kämen zusammen. «Einige wollen selbst kommunizieren. Es stellt sich auch immer die Frage von Kommunikationshoheit: Wer kommuniziert worüber und über welche Kanäle.» Darüber hinaus stellten sich Fragen zur genauen Ausgestaltung von Kommunikation.
Dennoch gibt es auch Kritik an Morenos Tätigkeit selbst. In Kirchenkreisen wird ihr vorgeworfen, bei wichtigen Themen mangelhaft kommuniziert zu haben, etwa nach der Publikation der Missbrauchsstudie im Herbst 2023 oder während der beiden Weltbischofssynoden 2023 und 24. Kritik wurde ebenfalls laut, als Moreno das Kommunikationsnetzwerk «Comdio» gründete, ein Netzwerk der Kommunikationsbeauftragten der Bistümer und Territorialabteien. RKZ-Generalsekretär Urs Brosi sagte damals gegenüber kath.ch, für die Entwicklung einer Kommunikationsstrategie sollte es eine Zusammenarbeit mit den Landeskirchen und Verbänden geben.
Offene Kommunikation wäre Chance für die Kirche
Moreno war aufgrund ihrer Ausbildung und ihrer Sprachkenntnisse durchaus qualifiziert für diese Stelle: Die Walliserin mit Wurzeln in Andalusien verfügt über einen Fachausweis in Public Relations. Zuvor war sie in der Kommunikation der Bischofsregion Neuenburg tätig. Darüber hinaus brachte sie Sprachkenntnisse in Französisch, Spanisch, Italienisch, Deutsch und Englisch mit.
Die Kirche von heute braucht laut Spengler «unbedingt eine offene, transparente, selbstkritische und auch selbstbewusste Kommunikation.» Gerade der Posten der Bischofskonferenz würde dazu eine grosse Chance bieten. «Einen spannenderen Job in der Kirche könnte ich mir kaum vorstellen, würden nur nicht immer von überall her Leute reinreden, nicht nur Bischöfe.»
Julia Moreno habe vielleicht auch die Vielfältigkeit der Kirche Schweiz zu wenig ernst genommen. «Kommunikation in der Kirche lässt sich nicht einfach von oben diktieren, sondern muss im Verbund geschehen. Da braucht es viel Vernetzungsarbeit. Die Kommunikation SBK hätte hier eine grosse Verantwortung.»