Besucher des Infotages in der «Sala Guardia» im Museum. Foto: Vera Rüttimann
«Sei Teil unserer Geschichte»
Eindrücke vom Informationstag im Schweizergarde-Museum in Naters VS
Die Schweizergarde führte unlängst erstmals einen Informationstag im Schweizergarde-Museum in Naters VS durch. Ein Tag unter Tage, der in die Welt der päpstlichen Armee führte.
Von Vera Rüttimann
Drohnen fliegen über den Petersdom und die Vatikanischen Gärten. Szenen in Zeitluppe zeigen wogende Menschenmassen auf dem Petersplatz, Papst Franziskus winkend in Papamobil und Rom in goldgelbes Abendlicht getaucht. Alles unterlegt mit elegischer Musik. Dann Bilder von der Nahkampfausbildung im Gym, Übungen an der Pistole und Sprints auf der Rennbahn. Gepusht mit schnellen Schnitten im Stil der Bourne-Filme. «Wenn auch du Teil unserer Geschichte werden möchtest“, heisst es am Schluss des Garde-Werbefilms, „dann zögere nicht und melde dich bei uns.»
Wie das Leben als Schweizergardist wirklich ist, das wollen an diesem Tag zwölf Garde-Aspiranten wissen, die zu einem Informationstag eingeladen wurden. Sie treffen sich in der Festung «La Caverna» oberhalb Naters, wo seit 2006 das Museum der Schweizergarde untergebracht ist.
Die Schweizergarde geht in die Offensive. Stefan Wyer, Leiter der Medien- und Verbindungsstelle der Garde in der Schweiz, sagt: «Die Schweizergarde zählt aktuell 127 Mann. Dieser Stand beträgt normalerweise 135 Mann. Diese Lücke gilt es in den kommenden Monaten auszugleichen.» Er hofft, dass sich dieser Tag neben den zweimal jährlich stattfindenden Schnupperwochen zur Schweizergarde nach Rom etablieren kann.
Zwischen Tradition und Moderne
Einer, der mithilft und die Szenen im Werbefilm leibhaftig kennt, ist Raphael Albert. Der 21-Jährige ist seit zwei Jahren Gardist und informierte an diesem Tag über seinen Alltag. Der Zürcher berichtete über seine Aufgaben als Gardist. Von Wachdiensten an prominenten Orten wie der Porta Sant Anna; vom einsamen Stillstehen in langen Gängen in einer der Loggias; vom Salutieren mit der Hellebarde bei Staatsbesuchen auf dem Damasushof; von Ordnungsdiensten wie bei Messen im Petersdom; vom Training an der Pistole und Pfefferspray. Die Schweizergarde, das wird immer wieder betont, ist keine pittoreskes Museumsobjekt, sondern eine Schutztruppe auf modernstem Sicherheitsstandart.
Stoff haben sie genug
Die Jugendlichen werden nun zur «Sala Guardia» geführt. Eine Miniaturausgabe der Sala Regia im Vatikan. Die Wandbilder erzählen von Ereignissen aus dem Garde-Leben. «Gegen einen Batzen konnten sich hier Leute mit ihren Gesichtern verewigen lassen», erzählt Tony Jossen.
Das Original gehört zu den Dutzend Ex-Gardisten, die das Garde-Museum mit Führungen am Laufen halten. Stoff zum Erzählen haben sie genug. Tony Jossen etwa diente von 1981 bis 1984 unter Kommandant Roland Buchs. In der Zeit des Attentates auf Papst Johannes Paul II. ist Naters ist ein Gardisten-Hotspot.
Bernhard Rotzers Urgrossvater war von 1896 bis 1917 Gardist. «1906 hat er die Medaille zu 400 Jahre Schweizergarde erhalten. 2006 bekam ich eine zur 500 Jahr-Feier der Garde.» Weitere Geschichten gibt es im Buch «Mit Salz und Pfeffer im Blut», das im Fanshop ausliegt.
Im Garde-Kosmos
Im Stollen tropft es. Es ist kalt. Rotes Neonlicht weist den Garde-Aspiranten den Weg zum nächsten Ziel: Die 50 Meter lange Munitionshalle. Auf einer Zeitachse wird der Gast dort durch die vergangenen 500 Jahre der päpstlichen Armee geführt. Ex-Gardisten haben hier eigene «Wohnecken» gestaltet.
Johannes der XXIII. auf Marzipan, ein Bild von Papst Johannes Paul II. in Einsiedeln oder persönliche Briefe. Die Garde-Aspiranten erhalten faszinierende Einblicke in die Gardisten-Leben früherer Generationen.
Diesen Ort lebendig machen
Für Stefan Wyer ist dieses «Storytelling» wichtig. Er sagt: «Die Erzählungen über gelebtes Gardisten-Leben machen diesen Ort erst richtig lebendig.» Hier sei die Garde-Familie spürbar. «Genau deswegen passt dieser Informationstag so gut hierher.»