Das Einsiedlerleben wäre nicht seine Sache, und ein Heiliger sei er nicht, sagt Hanspeter von Flüe, Nachfahre von Bruder Klaus. Foto: Pia Neuenschwander
«Sind Sie verwandt mit Bruder Klaus?»
Was Niklaus von Flüe seinem Berner Nachfahren bedeutet
Hanspeter von Flüe ist Nachfahre von Niklaus von Flüe, in 17. Generation. Was der Bruder Klaus ihm bedeutet, erzählt der Vorsteher des Amts für Bevölkerungsschutz in seinem Beitrag. Anlass ist das 75-Jahr-Jubiläum der Heiligsprechung von Niklaus von Flüe am 15. Mai.
Von Hanspeter von Flüe*
Wenn ich mich vorstelle, taucht diese Frage wird mir immer wieder auf. Regelmässig sind die Fragenden dann erstaunt, wenn ich mit «Ja, in 17. Generation» antworte. Man kann sich ja eine Familie nicht aussuchen, man wird hineingeboren. Mein Heimatort ist Sachseln und im Militär war ich zu Beginn als Offizier im selbstständigen Obwaldner Gebirgsfüsilier-Bataillon eingeteilt – dies obwohl ich nicht einen Tag meines Lebens im Kanton Obwalden gewohnt hatte. Auch Niklaus war Offizier und diente 1440-44 im Alten Zürichkrieg: ein erster direkter Bezug.
Niklaus von Flüe begleitet mich durchs Leben, nicht nur wegen des Namens. Immer wieder stelle ich Bezüge zu seinem Leben und Wirken her. Niklaus war ja nicht nur Mystiker, sondern auch Politiker. So spielt auch in meinem Leben die Politik eine gewisse Rolle, zwar nicht auf dem Niveau von Bruder Klaus (seine Funktion wäre in der heutigen Zeit mit jener eines Regierungsrats zu vergleichen), sondern auf kommunaler Ebene, wo ich in einem Stadtparlament und als Gemeinderat meiner Wohngemeinde tätig war.
Vermitteln und Menschen zusammenbringen
Nicht nur die Inhalte seines politischen Wirkens sind bedeutsam, da er immerhin wesentlichen Anteil daran hatte, dass Freiburg und Solothurn der Eidgenossenschaft beitreten konnten, sondern auch die Art und Weise, wie er das tat. Das hat viel damit zu tun, wie ich meine Rolle in der Politik verstand und wie ich auch meine Aufgabe im beruflichen Bereich verstehe: Es geht darum zu vermitteln, Menschen zusammenzubringen, gegenseitig Verständnis zu wecken und letztlich gute Kompromisse zu finden. Diese Fähigkeiten wären auch in der heutigen Zeit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg von grossem Nutzen.
Kein Einsiedler und kein Heiliger
Was hingegen gar nicht meine Sache wäre, ist das Einsiedlerleben. Und ein Heiliger war und bin ich sicher nicht. Hier bewundere ich meinen Vorfahren, dass er die Kraft hatte, sich derart aus dem Leben zurückzuziehen und ein durch den Dienst an seinem Glauben bestimmtes Leben zu führen. Hier antworte ich dann immer auf entsprechende Bemerkungen, dass ich das Gefühl hätte, Bruder Klaus habe meiner Ansicht nach den asketischen Anteil des Lebens für viele Generationen seiner Familie bereits vorgeholt. Allerdings liegt es mir auch nahe, mir sehr ernsthafte Gedanken zum Leben in unserer Welt zu machen. Vielleicht habe ich an der Universität Freiburg i.Ue. nicht zuletzt darum unter anderem auch Philosophie studiert.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Entwicklung jedes Menschen durch seine Herkunft, sei es durch seine familiäre, seine kulturelle oder durch spirituelle Prägung, wesentlich beeinflusst wird. Für mich spielt hier Bruder Klaus eine wichtige Rolle, einerseits als Orientierungspunkt und Vorbild und andererseits auch immer wieder als Massstab, an dem man sich misst und an dem man von anderen gemessen wird.
* Hanspeter von Flüe ist Vorsteher Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär des Kantons Bern und Chef des Kantonalen Führungsorgans.
Feier mit Kardinal Kurt Koch
Bruder Klaus starb am 21. März 1487. Nach erfolglosen Versuchen der Seligsprechung stellte die Ritenkongregation des Vatikan 1649 eine schon über 100 Jahre dauernde kultische Verehrung fest. 1654 anerkannte Rom das Wunderfasten. Erst gut 200 Jahre später baten die Schweizer Bischöfe Papst Pius IX. um die Heiligsprechung des Eremiten, die nach zwei Heilungen in den Jahren 1937 und 1939 möglich wurde. Die Heiligsprechung erfolgte am 15. Mai 1947 unter Papst Pius XI.
Am Sonntag, 15. Mai, findet in der Pfarrkirche Sachseln ein Festgottesdienst mit Kardinal Kurt Koch statt (10.00)
Vom 13.5. - 10.7. zeigt das Museum Bruder Klaus die Kabinettausstellung «Heiligsprechung 1947»
Weitere Anlässe: bruderklaus.com