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Sind wir sicher?
Aki-Kolumne von Benjamin Svacha
In der vorletzten «pfarrblatt»-Ausgabe schrieb unsere studentische Mitarbeiterin Chantal Esposito an dieser Stelle einen kleinen Artikel über Erlebnisse und Emotionen, die sie mit Schlüsseln verbindet. Das hatte mich sehr angesprochen – auch ich bin gerade umgezogen, habe neue Schlüssel empfangen und alte abgeben dürfen. Mit all den Erinnerungen und Erwartungen, die dabei auftauchten: dem Abschied von einem alten Zuhause, aber auch der Vorfreude auf die neuen vier Wände, die von nun an mein Rückzugsort sein werden.
Einem Aspekt habe ich dabei kaum Bedeutung beigemessen: Schlüssel gewähren uns zwar Zugang zu Häusern, Räumen oder Schränken – aber im Kern geht es genauso darum, allen anderen, unbefugten Personen diesen Zugang zu verwehren. Im aki machten wir kürzlich die unliebsame Erfahrung, dass gerade das passiert ist. In unser Haus wurde eingebrochen, mancherlei Dinge wurden beschädigt oder gestohlen. Für unser Team bedeutet das viel Aufwand: notdürftige Reparaturen, Absprachen mit Handwerker:innen, Abklärungen mit der Versicherung und der Polizei. Dazu kommt ein Schaden, der uns keine Versicherung zurückerstatten wird: ein infrage gestelltes Sicherheitsgefühl.
Könnte dasselbe (oder noch Schlimmeres) nicht wieder passieren? Wir betreiben ein offenes Haus, übers Jahr gehen tausende Menschen ein und aus. Wie können wir davon ausgehen, dass es nicht hin und wieder zu Zwischenfällen unterschiedlicher Art kommt?
Ich habe einmal gelesen, dass es zwei Arten von Sicherheit gäbe: eine materielle Sicherheit, die auf Besitz beruht, und eine, die aus dem Vertrauen kommt. Und ich möchte hinzufügen: Jene Sicherheit, die auf Besitz, auf abschliessbaren Türen, Fenstern und Schränken beruht, kann nie allumfassend sein.
Schön verbildlicht hat diesen Gedanken Franz Kafka in seiner berühmten Parabel «Der Aufbruch», wo er von einer bevorstehenden Reise spricht, für die er keinen Essensvorrat brauche – weil sie so lange sei, dass er zwangsläufig verhungern müsse, wenn er unterwegs nichts bekomme. Kafka weiss, dass er sich nicht im Voraus gegen das Verhungern absichern kann, dass er darauf vertrauen muss, unterwegs etwas Essbares zu finden.
Auch wir im aki tun gut daran, trotz verstärkter Sicherheitsvorkehrungen nicht jene Sicherheit zu vergessen, die aus dem Vertrauen schöpft und zu der uns auch das Evangelium ermutigen will: «Euer himmlischer Vater weiss, dass ihr das alles braucht. Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.» (Mt, 6,32–34)