Gottesdienst der eritreisch katholischen Gemeinde in der Kirche St. Michael Wabern. Foto: Ruben Sprich
Situation in Eritrea eskaliert
Seit Anfang Jahr wurden 20 katholische Spitäler geschlossen.
Die eritreisch katholische Gemeinde in der Schweiz zeigt sich besorgt. Das Regime in Eritrea geht systematisch gegen Einrichtung der katholischen Kirche vor, insbesondere werden Spitäler geschlossen.
Jedes Wochenende feiert die eritreisch katholische Gemeinde in St. Michael Wabern Gottesdienst. An diesem 14. September sind hunderte Eritreer*innen aus der ganzen Schweiz gekommen, um den Heiligen Frumentius zu ehren. Jener Mann, der in der Mitte des 4. Jahrhunderts das Christentum in Eritrea und Äthiopien verbreitet hatte.
Eritrea-Spezialist*innen bestätigen die systematische Schliessung katholischer Spitäler und Kliniken. Mehr noch, die eritreische Regierung geht seit Jahren explizit gegen die katholische Kirche vor. Hintergrund der aktuellen Eskalation sind diverse kritische Äusserungen eritreisch-katholischer Bischöfe. Diese haben sich beispielsweise gegen die Militarisierungspolitik der Regierung und über den Nationaldienst, den man als junger Eritreer auf unbestimmte Dauer leisten muss, sehr kritisch geäussert. Das Regime aber duldet keine eigenständigen Organisationen ausserhalb der Regierungskontrolle.
Nach dem Friedensschluss zwischen Eritrea und Äthiopien im letzten Jahr keimte Hoffnung auf, dass sich die Situation im Land verbessern könnte. Doch von dieser Hoffnung ist nichts übrig geblieben. Der Nationaldienst wurde nicht reformiert, die Grenzen sind geschlossen. Die Organisation «Reporter ohne Grenzen» verortet Eritrea im Hinblick auf Pressefreiheit auf dem letzten Platz weltweit, hinter Nordkorea. Das Land wird finanziell stark von Saudi-Arabien unterstützen, weil die Saudis einen Militärstützpunkt in Eritrea betreiben.
In Eritrea leben laut dem katholischen Hilfswerk Kirche in Not zwischen 120’000 und 160’000 Katholik*innen. Die Hälfte der Bevölkerung ist christlich, die meisten davon eritreisch-orthodox, das sind rund 2 Millionen. Die andere Hälfte zählt sich zum sunnitischen Islam. Insgesamt hat das Land knapp 4,5 Millionen Einwohner*innen.
Laut Bundesamt für Statistik lebten 2018 knapp 38’000 Eritreer*innen in der Schweiz. Auch hierzulande dürften die meisten eritreisch-orthodox sein. Genaue Zahlen dazu gibt es jedoch nicht. Gut ein Fünftel, nämlich knapp 8000, sind gemäss Angaben des Zentralkomitees der eritreischen katholischen Gemeinde in der Schweiz katholisch. Diese sind in 14 Gemeinden aufgeteilt, welche jeweils einen eigenen Vorstand haben und für die Liturgien zuständig sind.
Das übergeordnete Zentralkomitee – eine Art Pfarreirat – besteht aus sieben Vertretern dieser Gemeinden. Es ist laut eigenen Angaben Ansprechpartner für Migratio, die Dienststelle der Schweizer Bischofskonferenz für die «Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs», sowie gegenüber dem Bund. Aba Merhane ist als einziger Priester für die eritreischen Katholiken in der Schweiz zuständig.
Sein Vorgänger Mussie Zerai, der für seine Unterstützung von in Seenot geratenen Flüchtlingen bekannt wurde, lebt heute in Rom und koordiniert von dort aus die eritreische Seelsorgearbeit und die Gemeinden in ganz Europa.
Andreas Krummenacher, mit Material u.a. von kath.ch
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Lesen Sie hier die bewegende Geschichte eines eritreischen Flüchtlings: «4600 Kilometer bis Eritrea», «pfarrblatt» Nr. 13/2019