Foto: S. Hofschlaeger/pixelio.de
Sommerschutz
Gabriele Berz-Albert freut sich, entspannt loszulassen und die Verantwortung abzugeben
Endlich Sommer … Auch wenn ich bei Hitze nicht gerade zu Hochform auflaufe, freue ich mich doch jeden Morgen, dass die warmen Tage gekommen sind: keine dicken Jacken und warmen Socken, hinein ins T-Shirt und in die leichten Hosen … – hinein in den neuen Tag. Doch je nach Tagesprogramm kann der Sommer auch lästige Seiten haben, denn es gibt inzwischen so Vieles, vor dem man sich schützen sollte.
Man sollte sich schützen vor zu viel Sonne auf der Haut und zu viel Helligkeit in den Augen, vor dem Biss der Zecke und dem Stich der Mücke, vor dem Stickstoff und dem Ozon in der Luft. Und deshalb bin ich, während ich die Sommerhosenfreiheit geniesse, zugleich auch immer daran, die Freuden des Sommers abzuwehren: cremend, salbend, ölend, streichend, beschattend, verdunkelnd am Tag und in der Nacht bedeckt mit einem leichten Laken, das die gröbsten Angriffe nächtlicher Blutsauger verhindern soll.
Ob das alles nutzt? Ich weiss es nicht. Und doch gibt es mir ein gutes Gefühl. Da ist viel unsichtbar Bedrohliches, Unheimliches in der Welt, das es mir schwermacht, mich sicher und daheim zu fühlen. Und deshalb ist es irgendwie beruhigend zu wissen, dass ich getan habe, was ich kann, um das Ungute, das es nun halt gibt, abzuwehren und mich zu schützen. Denn wenn ich getan habe, was ich kann, und im Tiefsten vertraue, dass alles irgendwie zusammenhängt und einen Platz hat in Gottes Plan, kann ich meine Ängste entspannt loslassen und denken: Jetzt, du grosser Chef da oben, jetzt bist du dran.
Und dann denke ich: Ob die Menschen früher bestimmte Bäume gepflanzt oder Kräuterbüschel aufgehängt haben, um sich und ihren Hof vor Blitz und Donner zu schützen, ob die Menschen heute sich bestimmte Steine um den Hals hängen, um sich vor Unglück zu schützen – letztlich geht es doch immer darum, selbst etwas zu tun, um sich vor dem Unheimlichen zu schützen. Und dann die Ängste entspannt loszulassen und zu sagen: «Jetzt, du grosser Chef da oben, jetzt bist du dran.» Ich wünsche Ihnen eine beschützte Sommerzeit!
Gabriele Berz-Albert
… ist Gemeindeleiterin in Spiez. Sie mag wertschätzende, achtsame Menschen. Geduldig spürt sie im Alltag Licht- und Gottesmomente auf.
Illustration: schlorian
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