Thomas Uhland war bis Februar 2024 Kommunikations- verantwortlicher der Römisch-Katholischen Landeskirche Bern und ist jetzt pensioniert. Foto: zVg
«Sünde ist eine Haltung»
Im Beichtstuhl: Thomas Uhland
Thomas Uhland, bis zu seiner Pensionierung im Februar 2024 Kommunikationsverantwortlicher der Römisch-Katholischen Landeskirche Bern, ist überzeugt davon, dass wir ohne Vergebung nicht über die Runden kommen.
Interview: Katharina Kilchenmann
Was ist für Sie Sünde?
Unter Sünde verstehe ich mehr als etwas, das man tut, eine Haltung: Dass man nicht glaubt, dass Gott für einen sorgt. Dann muss jeder selber schauen, dass es ihm gut geht. Das führt zu Egoismus, Raffgier und rücksichtslosem Ellbögeln, also zu den einzelnen Sünden.
Würden Sie als Reformierter auch gerne beichten?
Ja, vielleicht, aber ich kann auch so meine Anliegen mit Gott ausmachen. Da braucht es keinen Priester, der mir die Absolution erteilt. Gott verzeiht allen, die darum bitten.
Wurde Ihnen schon verziehen?
Mindestens zehntausend Mal! Ich habe zwar noch niemanden getötet, doch sonst ist es Alltag, gegen die zehn Gebote zu verstossen, wenn wir den strengen Massstab der Bergpredigt anlegen. Ich glaube, Jesus will damit vor allem vor Augen führen, dass wir ohne Vergebung nicht über die Runden kommen.
Gibt es etwas, das Sie nicht verzeihen können?
Ignoranz: Wenn Menschen die Augen vor den Realitäten verschliessen. So fahren wir etwa unseren Planeten an die Wand, und den meisten Politiker:innen ist es egal. Das kann ich nur schwer verzeihen.