Patti Basler: «Sünden dienen der Arterhaltung»

Im Beichtstuhl: Patti Basler

Patti Basler, Autorin, Kabarettistin, Satirikerin und schnellste Instant-Protokollantin der Schweiz, schämt sich auch für Dinge, die sie nicht tut.

Interview: Katharina Kilchenmann

Wann haben Sie letztmals gebeichtet?

Patti Basler: Beim Beantworten dieser Fragen.

Welcher der sieben Todsünden erliegen Sie am ehesten?

Patti Basler: Allen. Der Hormonzyklus begünstigt alternierend Wolllust und Völlerei. Sich paaren wollen, horten, essen, ruhen, neiden, überlegen sein: All das dient der Arterhaltung. Todsünden sind menschliche Default-Einstellungen. Erst durch die Zivilisation wurden sie zur Hypothek und mussten mit Erziehung und einem moralischen Kompass bekämpft werden.

Haben Sie schon gegen eines der zehn Gebote verstossen?

Patti Basler: Ich habe nie getötet, die anderen Gebote habe ich gebrochen. Mein moralischer Kompass leidet wohl unter dem Klimawandel.

Wofür schämen Sie sich bis heute?

Patti Basler: Die Scham sitzt tief genug, um das Fehlverhalten nicht öffentlich zu bekennen. Scham als eines der stärksten und nachhaltigsten Gefühle wird für die Disziplinierung genutzt. Blossstellen, Eselskappe und Pranger sind zum Glück nicht mehr zeitgemäss.

Schämen Sie sich auch für Dinge, die Sie nicht tun?

Patti Basler: Täglich. Ich könnte viel Gutes tun mit meiner Reichweite. Aber die sieben Todsünden auszuüben, braucht zu viel Zeit.



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