Der Theaterclub Theater kennt keine Grenzen probt jeweils am Mittwoch. Foto: zVg

Theater ohne Grenzen in Bern-Bethlehem

Im Pfarreisaal von St. Mauritius in Bern Bethlehem proben die Jugendlichen und Jungen Erwachsenen von Theater kennt keine Grenzen für ihr nächstes Stück «Parzelle 25». Uraufführung ist am 4. April.


Christian Geltinger*

«Sucht nach Momenten des Fliegens» tönt es durch den Pfarreisaal von St. Mauritius in Bern Bethlehem, und man hat den Eindruck, eine magische Energie durchströmt die knapp zwanzig Jugendlichen, die sich aus ganz unterschiedlichen Alltagskontexten heraus jeden Mittwoch hier zu den Proben für das neue Stück des Theaterclubs Theater kennt keine Grenzen (TKKG) versammeln. 

Alle sind willkommen

Dabei ist gerade Ramadan, und viele kommen nach einem Tag des Fastens alles andere als energiegeladen auf die Probe. Aber irgendwie gelingt es der Theaterpädagogin Elena Maron und ihrem Kompagnon Christoph Hebing sowie der Choreografin Vanessa Cook die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr schnell dort abzuholen, wo sie gerade herkommen. Und das sind manchmal auch existentielle Probleme, die zum Teil mit der Erfahrung von Flucht, von Traumata, von Ausgrenzung und vielen anderen Situationen zu tun haben, die Menschen in diesem Alter beschäftigen. «Nebst Regisseurin bin ich auf jeden Fall auch Sozialarbeiterin», so Elena Maron, «jede Person bringt ihren eigenen Rucksack mit.»

Und so geht es auch mir, wenn sich die Teilnehmenden – Leute aus dem Quartier oder Interessierte, die in Integrationsklassen oder im Internet auf den Club aufmerksam geworden sind – zum «Aufwärmen» zu Beginn in einen Kreis versammeln und von einem Moment auf den anderen alles vergessen ist, was war. Die positive Energie und das Lachen hat Ansteckpotential. Und genau das ist es, was sich später auch bei einer Aufführung überträgt: «Jede Person muss sich wohl fühlen. Von Menschen, die teilweise schon so viel Belastendes erlebt haben, kann ich nicht erwarten, dass sie funktionieren wie Profis.»
 


Jede Person bringt eigene Geschichte mit

TKKG arbeitet daher ausschliesslich mit Stückentwicklungen. Es sollen Themen und Geschichten erzählt werden, die für die Teilnehmenden relevant sind und an die man sich schrittweise annähert. Jede Person bringt ein Stück weit seine eigene Geschichte mit. Das geht manchmal tatsächlich an Grenzen. Und so kann es auch schon mal vorkommen, dass sich eine Person nicht in der Lage fühlt, seine Geschichte zu erzählen. «Wir sind natürlich keine Therapeuten. Aber wir versuchen solche Prozesse gut zu moderieren und gegenseitiges Verständnis zu schaffen.»

Das Stück «Parzelle 25», das Anfang April an der «jungen bühne bern» im Brückenpfeiler zur Aufführung kommt, ist ein «Stück über das Leben im eigenen Terrain. Und über alles, was darüber hinaus geht. Die einen», so heisst es auf dem Einladungsflyer, «pflanzen in ihrem Garten Karotten, spielen Verstecken und beschliessen demokratisch, was sie donnerstags zum Frühstück essen. Die andern geniessen die Ruhe am Feuer. Doch manchmal rollt ein Apfel in einen anderen Garten…»
 


Raus aus der Komfortzone

Vielleicht kennen wir alle dieses sprichwörtliche «Gärtlidenken», fahren sehr schnell unsere Stacheln aus, wenn jemand nur annähernd in unseren Tanzbereich oder unsere Komfortzone eindringt oder erwarten, dass sich die anderen gefälligst an unsere Lebensweise anpassen. Das reicht vom Leben in der Familie über den Berufsalltag bis hin zur Weltbühne.

Und schon sind wir damit wieder beim Markenzeichen des TKKG. Vielleicht würde es uns allen hin und wieder guttun, uns mal kräftig auszuschütteln, in die Bewegung zu gehen, den Kopf frei zu machen, Aggressionen abzubauen, innere Barrieren und Hemmschwellen zu überwinden und ins Fliegen zu kommen, wie das jeden Mittwochabend im Pfarreisaal von St. Mauritius passiert.

 

*Christian Geltinger ist Leiter Kommunikation des Pastoralraums Bern
 

 

Aufführungen: 

4., 5. April 2025, jeweils 20 Uhr
6. April 2025, 17 Uhr, Brückenpfeiler (Dalmaziquai 69, Bern),
www.junge-buehne-bern.ch