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Tischgemeinschaft in Coronazeiten
(anders) zusammensein
In der vergangenen Woche sollte das Pfarreiforum stattfinden. Als Eine, die erst seit August in den beiden Pfarreien in Thun arbeitet, freute ich mich darauf, Menschen konkret zu begegnen – das Treffen wurde coronabedingt abgesagt, so wie jetzt wieder die Sonntagsgottesdienste. Und doch: Ich habe in der kurzen Zeit schon intensive Formen von Tischgemeinschaft erlebt, wo Wort und Brot miteinander geteilt und über Gott und die Welt gesprochen wurde.
In Erinnerung bleibt mir der Abend, an dem wir zu siebt in der Apostelgeschichte lasen: über die urchristliche Gemeindebildung. Wie Paulus auf dem Marktplatz in Athen mit interessierten Philosophen ins Gespräch kam über den christlichen Gottesglauben. Wie er danach die urchristliche Gemeinde in Korinth besuchte und Aufnahme fand bei Priscilla und Aquila.
Als besondere Tisch- und Gesprächsgemeinschaft erlebe ich unser M&M-Team, in dem wir – Mitarbeitende aus beiden Pfarreien – über Kirchenentwicklung nachdenken und aus dem unser Adventsprojekt «Dä chunnt de schön uf d Wält» erwachsen ist. Ein Projekt, bei dem alle gefragt sind, ihre Ideen einzubringen, wie sie für sich die Adventszeit gestalten. Die Ideen werden coronabedingt in kleinen Gruppen und Gesprächskreisen, draussen, «dezentral» umgesetzt werden. Digitale Impulse, individueller Kirchenbesuch, Stationenweg, ein kleines Ritual.
Eine coronataugliche Tischgemeinschafts-Idee steht bereits: gemeinsames Nachtessen am gleichen Tag, zu gleicher Zeit, das gleiche Menü – jede und jeder bei sich zu Hause. Und dann war da noch die zum zweiten Mal kurzfristig abgesagte Erstkommunion unseres Sohnes. Wir sind in kleinem Kreis doch noch essen gegangen. Zu zwölft: Kinder, Männer und Frauen. Hoch über dem Thunersee, wunderbar goldgelbe Herbststimmung. Den Elisabethen-Gottesdienst gestalten wir nun als offenes Zeitfenster zum Verweilen in der Kirche …
Vielleicht sind es gerade solche kleinen, punktuellen Tisch- und Weggemeinschaften – ähnlich den urchristlichen Gemeinden –, in denen Kirche lebt und erfahrbar wird?
Eveline Gutzwiller, Pfarreiseelsorgerin, Thun