Judith Scott, Ohne Titel (Ball), um 1998. Assemblage, Wollfäden, diverse Materialien, Collection de l’Art Brut, Lausanne. Foto: Leon Borensztein
«Touchdown» - Kunst voller Leben (Kopie 1)
Eine «hervorragende» Ausstellung im Berner Zentrum Paul Klee von und mit Menschen mit Downsyndrom.
«Das Down-Syndrom ist keine Krankheit, es ist ein Wunder der Natur», sagte Katja Bragança anlässlich der Eröffnung der Ausstellung «Touchdown» im Zentrum Paul Klee. Und tatsächlich: Wer sich auf die grossartigen Werke der Künstler*innen mit Trisomie 21 einlässt, wird staunen über die Offenheit, Kreativität und Ehrlichkeit ihrer Kunstwerke und ihrer Sicht auf das Leben.
Die Ausstellung im Zentrum Paul Klee, die zuvor in der Bundeskunsthalle Bonn zu sehen war, ist eine Pioniertat: Erstmals erzählen Menschen mit Trisomie 21 ihre Geschichte selber, stellen ihre vielfältigen Kunstwerke auf grossem Raum vor, deuten das Leben und die Gesellschaft, führen durch die Ausstellung und treten in einem vielfältigen Rahmenprogramm in einen Dialog mit Geschichts- und Naturwissenschaften.
Das partnerschaftliche Zusammenwirken von Menschen mit und ohne Trisomie 21 ist hervorragend umgesetzt. Massgeblich dazu beigetragen hat die eingangs erwähnte Katja Bragança, Humangenetikerin und Mitgründerin des Magazins ohrenkuss.de, das ebenfalls von Menschen mit Down-Syndrom geschrieben und wird.
Die Künstler*innen nehmen das Leben und die Gesellschaft überaus sensibel wahr. Ihre Kunstwerke sind erfrischend unmittelbar, überraschend, aussagestark. Etwa, wenn die Künstlerin Judith Scott die ihr lieb gewordenen Gegenstände in Skulpturen aus Wollfäden wie in einem Kokon schützt. Oder wenn Fragen nach der Liebe gestellt werden: «Liebe ist wie Flötenmusik … wie ein Hüpftanz … wie die Sterne und der Mond …» (Gertrudis Zimmermann).
Die Einmaligkeit und Würde eines jeden Menschen und die Sehnsucht nach dem Leben hier und jetzt sind überaus präsent: «Bevor ich sterbe, möchte ich glücklich sein» (Verena Günnel). «Bevor ich sterbe, möchte ich weiter leben» (Daniel Rauers). Wer «Touchdown» besucht, wird nach dem Wesentlichen im eigenen Leben fragen, wird mit Kunst voller Leben und Leben voller Kunst beschenkt werden.
André Flury, Kirche im Dialog
Hinweise: Die Ausstellung «Touchdown» ist bis Mitte Mai zu sehen. Am Sonntag, 25. März, um 15.00 gibt es eine Dialogführung zu Kunst und Religion mit Käthi Rubin (insieme 21) und André Flury (Kirche im Dialog). Kosten: Museumseintritt. Die Platzzahl ist beschränkt, eine Anmeldung nicht möglich.
Informationen
Hinweis zum Magazin «ohrenkuss.de»