Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes Simone Curau-Aepli. Foto: Sylvia Stam
Uneinige Bischofskonferenz
Historisch: Erstes Treffen zwischen Bischofskonferenz und Frauenbund
Zum ersten Mal trafen sich die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF). Der Weg innerhalb der Bischofskonferenz hin zu einem Bewusstseinswandel über die Rolle der Frau ist noch weit.
Von Sylvia Stam
Verletzungen, Ängsten und Befürchtungen seien bei der Begegnung zwischen den Bischöfen und des Frauenbunds zur Sprache gekommen, sagte SBK-Präsident Felix Gmür an der Medienkonferenz in Bern am 18. September, an der erstmals ist der Geschichte der Bischofskonferenz mehr Frauen als Männer anwesend waren.
Die Begegnung zwischen der Bischofskonferenz, einer Delegation des Frauenbundes und des bischöflichen Frauenrates fand drei Tage vorher in Delémont statt. Hintergrund ist der von der Bischofskonferenz eingeleitete Erneuerungsprozess der katholischen Kirche.
Befürchtungen und Verletzungen
Befürchtet wurde etwa seitens der Bischöfe, dass man den ganzen Tag über das Frauenpriestertum sprechen würde, präzisierte Gmür gegenüber dem «pfarrblatt». Von Verletzungen seitens der Frauen, nur als Bittstellerinnen und Beraterinnen zu fungieren, war auf Seiten des Frauenbundes die Rede.
An der Medienkonferenz wurde hervorgehoben, dass am Treffen in Delémont Frauen und Männern paritätisch vertreten gewesen sind, darunter auch zwei Frauen aus der Romandie. Mehrfach erwähnt wurde die gute Atmosphäre dieser Gespräche, deren Offenheit, die Männer wie Frauen berührt habe.
Ein Traum...
Dennoch wurde an der Medienkonferenz deutlich, wie schwierig eine Einigung in der Sache und damit konkrete Schritte der Veränderung sind: «Der Frauenbund will gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern auf allen Ebenen der katholischen Kirche», stellte die Präsidentin des Frauenbundes Simone Curau-Aepli klar. Dazu gehöre auch das Frauenpriestertum, auch wenn der Frauenbund nicht auf diese Forderung reduziert werden will, wie die Präsidentin deutlich machte.
Was dies aus Sicht der Amtskirche bedeutet, ging aus dem Votum von SBK-Generalsekretär Erwin Tanner hervor: «Es geht um einen Traum. Wir stehen am Anfang. Es ist ein erster Schritt zu einer grossen Option», sagte Erwin Tanner. Auf Nachfrage des «pfarrblatt» präzisierte er: «Gleichberechtigung von Männern und Frauen im staatlichen Sinn kann es innerhalb der Strukturen der römisch-katholischen Kirche nicht geben. Die gesamtkirchlichen Rahmenbedingungen erlauben das nicht. Es gibt Unterschiede zwischen Laien und Klerikern.» Entsprechend konnten die unterschiedlichen Erwartungen lediglich diskutiert, nicht aber konkretisiert werden, heisst es in der gemeinsamen Medienmitteilung von Bischofskonferenz und Frauenbund.
Weibliche Charismen
«Die grösste Herausforderung der Bischofskonferenz ist ihre Uneinigkeit», fasste Frauenbund-Vorstandsfrau Miriam Christen-Zarri ihren Eindruck der Begegnung zusammen. Daher sei der gemeinsame Weg kein einfacher Weg.
Uneinigkeit gab es offenbar über die Frage, ob es weibliche Charismen gibt und welches diese sind, sagte Gmür auf Nachfrage. Iva Boutellier, auch sie ist im Vorstand des Frauenbundes, präzisierte: «Es gibt keine spezifisch weiblichen Charismen, die nur auf Frauen zutreffen. Die Zuschreibung, weibliche Charismen seien die «Kraft und die Zärtlichkeit Mariens», wie es im Papst-Schreiben ‹Querida Amazonia› heisst, sind Schubladisierungen», so Boutellier. Allerdings hätten nicht alle Bischöfe das gleich gesehen.
Bewusstseinswandel geht langsam
Entsprechend wäre es für sie ein konkreter Fortschritt, wenn in fünf Jahren «nicht mehr über die Frage der Macht und über die spezifisch weiblichen Charismen diskutiert werden muss.» Curau-Aepli hat die Vision, dass an Medienkonferenzen der Bischöfe künftig selbstverständlich Frauen und Männer teilnehmen. Ob das realistisch sei, wollte das «pfarrblatt» von Bischof Gmür wissen. «Ich hoffe es, aber ein Bewusstseinswandel geht langsam», gab der Bischof zu bedenken.
Einig ist man sich auf beiden Seiten, dass eine Erneuerung der Kirche «ohne den Einbezug von Frauen nicht möglich ist», so die Mitteilung weiter. Entsprechend ist für Mitte Oktober ein gemeinsames Auswertungsgespräch samt Medienkonferenz geplant.
Die nächsten Schritte bei der Fortsetzung des Dialogs zwischen Bischofskonferenz und Frauenbund wie auch der Erfolg des angestrebten Erneuerungsprozesses «werden daran gemessen, wie die Bischofskonferenz mit den neuen Erkenntnissen umgehe», sagte Frauenbund-Vorstandsfrau Miriam Christen-Zarri. Sie ist «hoffnungsvoll optimistisch, dass zeitnah Taten folgen».
Ein Bischof als Sprachrohr der Frauen
An der Medienkonferenz der Bischofskonferenz in Bern am 18. September war mit Marlies Höchli-John erstmals ein Mitglied des Frauenrats der Bischofskonferenz vertreten. Das Gremium besteht aus neun Frauen aus allen Bistümern und hat lediglich beratende Funktion.
Die Themen «werden vertraulich behandelt und die Ergebnisse der Diskussionen nicht öffentlich gemacht», heisst es auf der Website der SBK. Präsident des Frauenrats ist Weihbischof Denis Theurillat, er ist auch ihr Sprachrohr in die SBK, wie Höchli-John sagte.
Wenn ein Bischof die Anliegen des Frauenrats in die Vollversammlungen der Bischofskonferenz einbringe, bekomme das Gremium mehr Gewicht», antwortete Erwin Tanner auf die Frage des «pfarrblatt», warum ein Mann das Sprachrohr der Frauen sei. Dies sei jedoch nicht in Stein gemeisselt. Höchli-John würde es begrüssen, wenn eine Frau des Rats direkt mit der Bischofskonferenz kommunizieren könnte, sagte sie an der Medienkonferenz. (sys)