Mauern überspringen, ganz ungeduldig.... Foto: jock+scott / photocase.de
Ungeduld… …hat keine gute Presse.
Ist Ungeduld wirklich immer schlecht oder wann reisst Ihnen der Geduldsfaden?
Schon gar nicht im Spital. Geduld heisst hier die Kerndisziplin. Ihr mögen sich die Patienten bitte schön unterziehen, stammt ihre Gattung doch vom lateinischen patiens ab: geduldig, aushaltend, ertragend.
Schon früh hegte ich persönlich eine geheime Sympathie zu den impatiens - damals in Form des Springkrautes, dessen reife Kapselfrucht bei der geringsten Berührung explosionsartig aufspringt.
Auch sonst faszinierte mich die Radikalität der Ungeduld eher als die vernünftige Tugend, Wünsche zurückzustellen, Schwieriges auszuhalten, Rückschläge wegzustecken, Emotionen zu kontrollieren, Hilflosigkeit hinzunehmen.
Doch weise Männer aus Ost und West lassen keine guten Faden an der Ungeduld: ein schlechter Gärtner sei sie, ein Hemd aus Brennesseln, ja gar die Mutter der Torheit.
Auch Jesus wird in der Regel als Inbegriff von Geduld und Langmut dargestellt. Doch reisst auch ihm ab und zu der Geduldsfaden. Etwa, wenn er im Tempel Tische umwirft oder einen Feigenbaum verflucht.
Jesus impatiens: das wäre doch mal eine Ikone, eine womit wir Berge versetzen, Mauern überspringen und Ungutes beherzt über den Haufen zu werfen getrauten!
Marianne Kramer, ref. Seelsorgerin Inselspital Bern
Die Kolumnen der Spitalseelsorge im Überblick