Unheilige Hierarchie
Papst Franziskus ist daran, Reformen in der Hierarchie durchzuführen. Er will, dass die kirchlichen Strukturen dem christlichen Geist besser entsprechen. Hierarchie bedeutet heilige Herrschaft. Aber entstanden ist ihre absolutistische Form aus ganz irdischen Interessen. Die Kirche glich sich als Staatskirche im römischen Reich (ab 325) und später im Mittelalter (ab ca. 800) den weltlichen Herrschaftsstrukturen an: Die Bischöfe wurden kirchliche Fürsten mit Ländereien und lebten feudal. Jesus Christus wurde vermehrt als "König" betitelt und verehrt. Der Papst stritt mit Königen und Kaisern um die Vormacht. Später arrangierte man sich. Die Kirche verlieh der weltlichen Macht das Etikett "von Gottes Gnaden". Dafür gewährten Könige und Kaiser der Kirche grosse Privilegien. Weltliche und geistliche Macht anerkannten gegenseitig ihren Dünkel von Adel und Klerus. Beide Eliten blieben so unantastbar für ihre Untertanen. Auch kirchenintern hatte dieses absolutistische Denken gravierende Folgen. Der Klerus beanspruchte alle Entscheidungs- und Lehrkompetenz für sich. Das Volk hatte nur zu gehorchen, zu arbeiten, den Zins abzuliefern und brav zu beten. Die rebellische Kraft der Sexualität wurde unterdrückt, die Frauen als Verführerinnen kriminalisiert. Psychischer Terror und physische Gewalt richteten sich gegen Abweichler und gegen Andersgläubige. Nebst dem Glauben an Gott wurde jetzt auch der Glaube an Kirche und Papst gefordert. Es bedarf eines starken Papstes, um mit dieser Ordnung aufzuräumen.
Das Lebenshaus unseres Glaubens gleicht einer grossen Kathedrale, an der seit nunmehr 2000 Jahren ununterbrochen gebaut wird. Unzählige Bauherren haben daran mitgewirkt: die frühchristlichen Gemeinden und Evangelisten, der Glaubenssinn von Millionen Menschen, das kirchliche Lehramt, Prophetinnen und Propheten. José Balmer schreibt über seinen Glauben. Ganz persönlich. In den 1980er Jahren lebte er in Bolivien. Sein Glaube ist von den Erfahrungen in dieser Weltgegend geprägt.
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