Unterschiedliche Gesprächsstile

07.09.2016

Die Fachstelle Ehe – Partnerschaft – Familie über frustrierende Gespräche zwischen Frau und Mann...

Kennen Sie das in Ihrer Beziehung auch: Gespräche, die irritieren oder frustrieren und den Eindruck erwecken, da treffen zwei unterschiedliche Welten aufeinander?

Viele Paare in unseren Beratungen und Kursen bestätigen, was die Paarforschung nachweist: Männer und Frauen unterscheiden sich häufig stark in der Art und Weise, wie sie kommunizieren und welche Ziele sie damit verfolgen. Die unterschiedlichen Stile werden wohl hauptsächlich durch Sozialisation und Erziehung geprägt – in Studien sind schon im Alter von 3 Jahren Geschlechternuancen im Kommunikationsverhalten beobachtbar.

Missverständnisse

Vereinfacht kann gesagt werden: bei Frauen ist das Ziel der Kommunikation, Bindung und Beziehung herzustellen und zu festigen. Sich austauschen, von sich und seinem Befinden erzählen, ausführlich reden sind oft wichtige Mittel, Beziehung und Intimität wahrzunehmen. Frauen neigen weiter dazu, die Interessen und Bedürfnisse des Partners einzubeziehen. Dies führt dazu, dass sie eigene Wünsche eher zu wenig konkret ausdrücken (z.B. «Wollen wir nicht ...» anstelle von «Ich möchte ...»).

Bei Männern ist das Ziel der Kommunikation, Autonomie und Status zu stärken. Für sie geht es dabei nicht um Beziehungsfestigung. Der Stellenwert der Beziehung steht ausser Frage und ist nicht abhängig davon, ob man miteinander spricht. Männer bevorzugen zumeist das «öffentliche» Sprechen. Für sie ist die Darbietung von Anekdoten, Witzen, die Mitteilung ihres Wissens in grösseren Gruppen oft ein Mittel zur Bewahrung von Unabhängigkeit und Status. Männer äussern meist auch klarer eigene Bedürfnisse («Ich brauche Bewegung... ») und meinen «automatisch» mit, dass sich die Partnerin ja anschliessen kann. Sie fühlt sich jedoch durch die Art seiner Äusserung ausgegrenzt statt eingeladen. Mann und Frau schicken also auch unausgesprochene Botschaften mit bei ihren Äusserungen – welche allerdings meist ganz anders interpretiert werden.


Unausweichlich

Damit wird klar, warum Missverständnisse und Frustrationen unausweichlich sind. Beide fühlen sich unverstanden und dies gerade von der Person, die einem so nahe steht. Es prallen entgegengesetzte Bedürfnisse und Motive aufeinander: Die Frau möchte reden, sich mitteilen, teilhaben am Alltag des Partners. Und trifft auf einen Mann, der seine Ruhe will und der sich mit Schweigsamkeit auch ein Gefühl der Unabhängigkeit bewahren will («Ich hab‘ den ganzen Tag schon genug sprechen müssen müssen... »). Oder wenn er zum Reden bereit ist, dann sachlich und lösungsorientiert (Ratschläge). Und gedrängt und bevormundet werden («Jetzt erzähl doch endlich mal von dir ...») verstärkt gerade noch das männliche Autonomiebedürfnis – Befehle entgegenzunehmen gefährdet den Status.


Lösungsansätze

Was kann Mann/Frau tun, damit diese Unterschiedlichkeiten nicht zu gravierende Folgen haben? Oft nützen schon die theoretischen Erkenntnisse darüber, mehr Verständnis aufzubringen für das Verhalten des Partners/der Partnerin. Wenn klarer ist, welche Motive und Bedürfnisse dahinter stehen, kann dies die Akzeptanz erhöhen. Entlastend kann auch sein, dass es bei anderen Paaren häufig ähnlich läuft. Kompromisse eingehen ist wichtig, damit beide den Eindruck haben, dass sie angemessen auf ihre Rechnung kommen. Eine gute Möglichkeit ist auch, eines unserer Paar-Angebote zu besuchen: In den Kursen kommt das Paar zu zweit ins Gespräch zu konkreten Fragestellungen – sowohl über Befindlichkeiten wie auch Sachthemen – und das Ganze ist zeitlich limitiert!

Peter Neuhaus

 

Der Liebe eine Chance geben – Kursangebote für Paare:
Paar-Abende:
5 Abende von 18.30 bis 21.30, inklusive Verpflegung.
Donnerstag, 20. Oktober, 3./17. November und 1./15. Dezember.
Ort: Kirchgemeindehaus St. Marien, Wylerstr. 26, 3014 Bern.
Kurskosten pro Paar: Fr. 320.–.
Paar-Tag: Für Paare, die einen Ehevorbereitungskurs wünschen, oder sich einen Tag Zeit für ihre Beziehungspflege nehmen möchten.
Von 09.00 bis 17.00 mit Mittagspause. Samstag, 19. November.
Ort: Haus der Begegnung, Mittelstrasse 6a, 3012 Bern.
Kurskosten pro Paar: Fr. 110.–. Ökumenisches Angebot.
Anmeldung: Fachstelle Ehe – Partnerschaft – Familie, Mittelstrasse 6a, 3012 Bern, Telefon 031 300 33 44/45, ehe.bern@kathbern.ch