Vatikan stoppt Debatte über Frauendiakonat

Nun doch ein päpstliches «no basta». Wie Montagmorgen bekannt wurde, hat Papst Franziskus die Beratung über das Frauendiakonat gestoppt.

Foto: Stefano Konstantino

 

Annalena Müller

Die Frauenfrage dominiert die mediale Berichterstattung über die Synode – obwohl der Vatikan genau das verhindern wollte. Nach dem beinahe Eklat am Freitag und der Papstaudienz der Frauen am Samstag gab der zuständige Präfekt des Glaubensdikasteriums am heutigen Montag eine weitere Stellungnahme zu dem Thema ab. Diese war unmissverständlich und dürfte selbst den letzten Optimist:innen klar machen, wo der Vatikan steht: Keine Weihe für Frauen.

Papst beendet Diskussion um Diakoninnenweihe 

«Wir wissen, dass der Heilige Vater gesagt hat, dass die Zeit für das weibliche Diakonat nicht reif ist. Er hat uns (die Studiengruppe fünf) gebeten, uns jetzt nicht mit dieser Möglichkeit zu befassen», heisst es in der Pressemitteilung von Kardinal Fernandez vom Montagmorgen.

Konkret bedeutet dies: Die Studiengruppe fünf, in deren Zuständigkeit die Frauenfrage fällt, wird sich nun erst gar nicht mehr mit der Möglichkeit der Weihe von Frauen zu Diakoninnen beschäftigen. Das päpstliche «no basta» wurde gesprochen.

Gleichzeitig soll eine alte Kommission unter Leitung von Kardinal Giuseppe Petrocchi, die bereits zum Diakonat gearbeitet hatte, ihre bereits abgeschlossene Arbeit wieder aufnehmen. «Synodenmitglieder, die dies wünschen - entweder einzeln oder als Gruppe - können Überlegungen, Vorschläge, Artikel oder Anliegen zu diesem Thema an diese Kommission schicken», so Fernandez in seiner Pressemitteilung.

Herumdrucksen an Pressekonferenz

Bei der täglichen Pressekonferenz zur Synode mussten sich die Verantwortlichen um Sr. Nathalie Becquart und P. Timothy Radcliffe, unangenehmen Fragen der anwesenden Medienleute stellen. Colleen Dulle vom katholischen «America Magazine» fragte nach der Synodalität einer solchen Entscheidung – die Diakoninnenweihe zunächst aus der Synode und nun auch noch aus der Studiengruppe auszuklammern. 

Hendro Munsterman, vom ökumenischen «Nederlands Dagblad» fragte Radcliffe und Becquart direkt, wie er seinen Töchtern im Alter von 18 und 21 Jahren erklären solle, die das Gefühl hätten «zwischen ihnen und Christus stehe die Kirche, die sie als Bürger zweiter Klasse behandle». Für einen langjährigen Vaticanisto wie Munsterman waren dies ungewöhnlich klare Worte.

Die Antworten von der Tribüne fielen ausweichend aus. Becquart verwies darauf, dass Frauen sogar katholische Universitäten leiten könnten. Radcliffe sagte, dass er als Junge nie das Gefühl gehabt habe, zwischen ihm und Jesus stehe ein Priester, weil dieser die Eucharistie feiere.

Enttäuschung 

Bei reformorientierten Synodalen wird die heutige Verlautbarung auf Enttäuschung stossen, auch wenn sie absehbar war. Besonders in West- und Mitteleuropa ist der Ausschluss von Frauen von allen Weiheämtern kaum noch vermittelbar. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Reaktionen aus diesen Reihen ausfallen.

 

Pressemitteilung im Wortlaut

Pressemitteilung von Kardinal Victor Manuel Fernandez in der XIII. Generalkongregation der Synode

hier geht's zum italienischen Original

Montag, 21. Oktober 2024, vormittags

Ich möchte klarstellen, dass die Gruppe 5 vom Sekretär des Dikasteriums für die Glaubenslehre koordiniert wird. Letzten Freitag musste er sich einem medizinischen Eingriff unterziehen und hat zwei sehr fähige Personen geschickt, die an seiner Stelle die Vorschläge der Synode aufgreifen sollte. Erst im Anschluss hörte ich, dass einige Leute meine Anwesenheit erwartet hatten, und ich bot ein Treffen diesen Donnerstag um 16.30 Uhr an.

Wir wissen, dass der Heilige Vater zum Ausdruck gebracht hat, dass die Zeit für das weibliche Diakonat nicht reif ist. Er hat darum gebeten, dass wir uns jetzt nicht mit dieser Möglichkeit befassen. Die Studienkommission zu diesem Thema ist bereits zu Teilergebnissen gekommen, die wir zu gegebener Zeit veröffentlichen werden.

Andererseits ist der Heilige Vater sehr besorgt über die Rolle der Frauen in der Kirche und hat bereits vor dem Ersuchen der Synode das Dikasterium für die Glaubenslehre gebeten, die Möglichkeiten einer Entwicklung zu untersuchen, die sich nicht auf die heilige Ordination (Weihe a.d.R.) konzentriert. Aber ich muss sagen, dass ich völlig einverstanden damit bin. Warum?

Weil das Nachdenken über den Diakonat für einige wenige Frauen das Problem der Millionen von Frauen in der Kirche nicht löst. Ausserdem haben wir einige Schritte noch nicht unternommen, die wir stattdessen unternehmen könnten. Ich möchte Ihnen nur einige Beispiele nennen:

  1. 1) Als das neue Amt des Katecheten geschaffen wurde, schickte das Dikasterium für den Gottesdienst einen Brief an die Bischofskonferenzen. Darin schlug es zwei verschiedene Formen der Ausgestaltung des Amtes vor. Die eine bezog sich auf die Leitung der Katechese. Die zweite griff auf, was der Papst in Querida Amazonia gesagt hatte: Katechetinnen, die die Gemeinden in Abwesenheit von Priestern unterstützen, Frauen, die Verantwortung tragen, Gemeinden leiten und verschiedene Funktionen ausüben. Die Bischofskonferenzen konnten diesen zweiten Weg akzeptieren, aber nur sehr wenige taten es. Dieser Vorschlag war möglich, weil der Papst in seinen Dokumenten erklärt hatte, dass die priesterliche Macht, die mit den Sakramenten verbunden ist, nicht notwendigerweise als Macht oder Autorität ausgedrückt wird, und dass es Formen der Autorität gibt, die keine Weihe erfordern.
  2. 2) Das Akolythenamt für Frauen wird in den Diözesen nur zu einem geringen Prozentsatz gewährt, und oft sind es die Priester, die dem Bischof keine Frauen für dieses Amt vorschlagen wollen.
  3. 3) Das Diakonat für Männer: In wie vielen Diözesen der Welt ist es zugelassen worden? Und wie oft werden sie dort, wo sie aufgenommen wurden, nur zu Messdienern geweiht?

Diese wenigen Beispiele machen uns klar, dass die überstürzte Forderung nach der Weihe von Diakoninnen nicht die wichtigste Antwort auf die heutige Frauenförderung ist.

Um zum Nachdenken anzuregen, habe ich darum gebeten, meinem Dikasterium Zeugnisse von Frauen zukommen zu lassen, die wirklich Gemeindeleiterinnen sind oder wichtige Autoritätsfunktionen ausüben. Nicht, weil sie den Gemeinschaften aufgezwungen wurden oder als Ergebnis einer Studie, sondern weil sie diese Autorität unter dem Impuls des Geistes als Antwort auf ein Bedürfnis des Volkes erworben haben. Die Realität ist der Idee überlegen. Das ist die Linie der Arbeit in dieser Phase. Ich bitte insbesondere die weiblichen Mitglieder dieser Synode, dazu beizutragen, dass mehrere Vorschläge, die wir in ihrem Kontext hören können, aufgegriffen, konkretisiert und dem Dikasterium übermittelt werden, die wir in ihrem Kontext hören können, über mögliche Wege für die Beteiligung von Frauen an der Leitung der Kirche. In diesem Sinne erwarten wir Vorschläge und Überlegungen.

Am Donnerstag werde ich also Ideen zur Rolle der Frau in der Kirche hören. Denjenigen, die sich grosse Sorgen um die Verfahren und Namen gemacht haben, werde ich dies am Donnerstag erläutern und die Namen selbst nennen, damit diese Arbeit mit Gesichtern verbunden werden kann.

Ungeachtet dessen hat mir der Heilige Vater bestätigt, dass die Kommission unter dem Vorsitz von Kardinal Giuseppe Petrocchi weiterhin tätig sein wird, wenn sie davon überzeugt ist, dass die Frage des weiblichen Diakonats weiter untersucht werden muss. Synodenmitglieder, die dies wünschen - entweder einzeln oder als Gruppe - können Überlegungen, Vorschläge, Artikel oder Anliegen zu diesem Thema an diese Kommission schicken. Kardinal Petrocchi hat mir bestätigt, dass die Arbeit in den kommenden Monaten wieder aufgenommen wird und dass er die eingegangenen Materialien analysieren wird.

Freunde, ich bin überzeugt, dass wir Schritt für Schritt vorankommen und zu sehr konkreten Dingen kommen können, damit wir verstehen, dass es nichts in der Natur der Frauen gibt, was sie daran hindert, sehr wichtige Positionen in der Leitung der Kirchen einzunehmen. Was wirklich vom Heiligen Geist kommt, wird nicht aufgehalten werden.