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Verkannte und vergessene Schweizer Volksmusik
Konzert am 29. Januar in der Kirche St. Josef Köniz
Das Alphorn wurde ursprünglich von Sennen und Alphirten verwendet, um mittels charakteristischer Lockrufe mit dem Vieh auf der Weide zu kommunizieren und es zur Rückkehr zum Alpstall zu bewegen. Diese Melodiegattung wird als Kühreihen (französisch: «Ranz de vaches») bezeichnet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde das Alphorn für diverse ideologische, kommerzielle oder touristische Interessen zweckentfremdet. Das Niveau der Bläser sank drastisch, und das überlieferte kulturelle Bewusstsein geriet in Vergessenheit. Was heute offiziell als «traditionelle Alphornmusik» bezeichnet wird, besteht grösstenteils aus choral-artigen und (jodel-)liedhaften, meist ein- bis dreistimmigen Melodien, die grossmehrheitlich erst in den letzten 50 Jahren entstanden sind. Dagegen wirken die widerborstigen, untemperierten alten Kühreihen paradoxerweise äusserst modern und aufmüpfig.
Einst war das Hackbrett in Bern weit verbreitet. Heute ist davon nur noch wenig zu sehen und zu hören. Nayan Stalder macht sich auf die Suche nach vergessen gegangenen Tanzmelodien aus Bern, die möglicherweise auch für das Hackbrett geschrieben wurden. Dabei bedient er sich Materials aus der Hanny Christen-Sammlung und Notenmaterials aus dem Notenbuch von Paolo Imola. Das Material entweder als ursprüngliches Fragment oder in verbesserten und korrigierten Arrangements aus der Sammlung gespielt. Oder die Fragmente und kurzen Melodien werden genutzt, um etwas komplett Neues zu erarbeiten.
In Gegenüberstellung mit der überlieferten Volksmusik für Alphorn und Hackbrett erklingt Arthur Honeggers Duo für Violine und Cello mit seinen volkstümlich anmutenden Motiven.
Programm
Überlieferte Kuhreihen für Alphörner
Mike Maurer (*1962): Schweizer Kuhreihen in Bearbeitungen für Cello und Alphorn
Schweizer Volksmusik für Hackbrett
• Melchior Chiesa (1740–1799): Hackbrettonate in G-Dur (um 1770)
• Urban Weiss: Sibentaler – Ein Schweitzer Tantz den Sibentaler genandt (ca. 1562)
• aus der Chronik der Bündner Familie Berchter (alle drei Stücke ca. 1623): Studentendantz | Reich und Arm sollen fröhlich sein | Der Marti
• Der Nüi (Überträttler Schottisch), überliefert durch Ueli Brand 1942
• En alte Plaffeyer (Polka), vom Kolbi, 18732
Arthur Honegger (1892–1955)
Sonatine pour violon et violoncelle (1932)
Musiker:innen:
Mike Maurer, Alphörner; Nayan Stalder, Hackbrett; Gabrielle Brunner, Violine, und Matthias Schranz, Violoncello
Ort: Kirche St. Josef, Stapfenstrasse 25, Köniz
17.00, Sonntag, 29. Januar